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Fächertraum

Fächertraum

Titel: Fächertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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Wagens, wo der Hundeführer gerade in einen dunkelgrünen Overall schlüpfte und anschließend seine Stiefel schnürte. »Sie hat einen extra Sicherheitsgurt«, lachte er und zeigte auf den Beifahrersitz, von dem aus ein hellbrauner Cockerspaniel aufmerksam beobachtete, wie sich sein Herrchen für das neue Spiel fertig machte.
    »Erst letzte Woche war sie erfolgreich«, berichtete Schwarz und kraulte Lindas Locken am Hinterkopf. »Stichprobe am Rasthof Baden-Baden, polnischer Sattelschlepper, Ladung angeblich leere CD -Hüllen. Dicht an dicht standen die Paletten. Da hätte ein großer Hund keine Chance gehabt. Aber Linda konnte sich irgendwie durchquetschen. Nach zwei Minuten hats gekläfft.«
»Bestimmt ganz hinten?«
    »Klar, wir mussten den Trailer fast komplett abladen lassen, bis wir hinkamen. Bei den letzten beiden Paletten hat sie Laut gegeben. Identische Verpackung und Beschriftung, aber proppenvoll mit Zigarettenstangen, dieselben wie bei euch.«
    »Jin Ling, diese gelben Chinesenfluppen?«, interessierte sich Jan Sternberg. »Kopiert in der Ukraine?«
    »Richtig, es tauchen immer mehr Markenfälschungen auf, hergestellt in den ehemaligen GUS -Staaten. Zudem noch voller Gift. Blei, Cadmium und sogar Pestizide. Die Werte liegen x-fach höher als bei den regulär produzierten Zigaretten.«
    Lindt begann zu stopfen. »Pfeifentabak zum halben Preis hat mir noch keiner angeboten. Soll ich euer Lockenköpfchen mal schnuppern lassen?«
    »Lass bloß deine Tabakdose zu, Oskar, und bleib bei der Suche weit weg. Kannst dir doch denken, wie das den Hund irritiert.«
Lindt schaute zu seinem Mitarbeiter. »Offene Camel-Packung in der Jackentasche?«
    Sternberg wurde ein wenig rot. »Okay, Raucher bilden die Nachhut. Wir sichern nach hinten.«
Inzwischen war der Hundeführer bereit. »Welche Richtung?«
    Lindt deutete nach Westen: »Da rüber. Dort hat ihn unser Zeuge gesehen, den Pilzsammler ohne Körbchen.«
    Ficht nickte bestätigend. »Die nächste ist die Grabener Allee. Von dort aus habe ich ihn auch mal bemerkt.«
    In großen Bögen durchkämmte Cockerspanieldame Linda nun den Wald. Sie kurvte um dicke Roteichen und grobborkige Kiefern, schlängelte sich zwischen jungen Buchenstämmchen hindurch und drang in dicht bewachsene Traubenkirsch-Dickichte ein.
    »Erstaunlich, dass sich der Hund nicht ablenken lässt«, kommentierte Ficht die konzentrierte Suche. »Mein Beagle hätte wahrscheinlich gar nicht gewusst, ob er zuerst der Karnickelspur, dem Fuchsduft oder der Rehfährte folgen soll.«
    »Alles eine Frage des Trainings«, entgegnete Friedbert Schwarz, der zusammen mit der Mannschaft der Karlsruher Kripo respektvoll Abstand hielt. »Hat mehr als zwei Jahre gedauert, bis Linda so weit war.«
    »Wird aber trotzdem schwierig werden«, mutmaßte Jan. »Irgendwelche Behälter in der Erde, die müssen doch wasserdicht sein. Ob da überhaupt viel Geruch durchkommt?«
    »Du meinst, die haben Tupperschüsseln im Boden vergraben?«, runzelte Wellmann die Stirn. »Vielleicht liegt auch einfach ein Plastiksack unter dem Laub?«
    »Dann bin ich ja echt gespannt«, meinte der Kommissar und schlurfte durch das knöchelhohe braune Herbstlaub, »ob eine Hundenase unter diesen ganzen Blättern hier etwas findet.«
    Wie eine kleine Prozession bewegte sich die Gruppe nun durch den Wald. Nicht zu dicht an Hund und Führer, aber doch so, dass die beiden immer in Sichtweite waren. Linda pendelte von links nach rechts und sortierte auf diese Weise die vielfältigen Duftpartikel des herbstlichen Waldbodens.
    Ein gemächlicher Spaziergang, ideal, um Erinnerungen an gemeinsam erlebte, aber längst vergangene Zeiten wieder aufzuwärmen.
    »Weißt du noch …«, begann Friedbert Schwarz nochmals und ließ sich zusammen mit Oskar Lindt etwas hinter Sternberg und Wellmann zurückfallen. »Der Alte in dem kleinen Holzboot?«
    »Natürlicher Tod, laut Wasserschutzpolizei, Infarkt beim Rudern. Irgend so ein Dorfarzt hatte schon den Totenschein ausgefüllt. Das kleine Loch im Hinterkopf …« Weiter kam Lindt jedoch nicht, denn Paul Wellmann dreht sich um und rief: »Oskar, der hat was!«
    Dank der leuchtgelben Warnweste, die sich der Zoll-Hundeführer übergestreift hatte, konnte man sein Winken auch im dichten Unterholz gut ausmachen.
    »Zigaretten?«, rief Jan Sternberg im Näherkommen, doch statt einer Antwort kam nur ein stummes Kopfschütteln. »Da, in dem Laubhaufen.«
    »Der alte Schuh dort? Hat wieder einer seinen Dreck in den Wald …«

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