Fächertraum
Frankreich hierher gebracht wird. Falls er sich doch noch anders besinnt …«
»Heid und Gabriel?«, wollte Lindt wissen.
»Der Untersuchungsrichter hat vor einer Stunde U-Haft angeordnet. Die kommen so schnell nicht mehr raus.«
»Entführung, Körperverletzung, Nötigung, Erpressung«, zählte Sternberg auf. »Ganz ordentlich, was die auf dem Kerbholz haben.«
»Nur die Morde an den beiden Zigarettenschiebern, die können wir ihnen leider noch nicht nachweisen. Die Andeutungen von Jordan werden vor Gericht kaum ausreichen. Wenn wir wenigstens die Waffen hätten.« Conradi schaute Lindt und Willms an. »Sie müssen noch mal ran. Alle Grundstücke von Heid und Gabriel durchsuchen, Häuser, Garagen, Schuppen, von oben bis unten. Graben Sie die Gärten um, wühlen Sie in den Komposthaufen, nehmen Sie die Hasenställe auseinander, tasten Sie die Dachbalken ab. Metalldetektoren, Spürhunde, Sie bekommen jede Unterstützung, die Sie brauchen.«
Der Staatsanwalt bemerkte den abwesenden Blick des Hauptkommissars. »Haben Sie alles mitbekommen, Herr Lindt?«
Der schreckte hoch: »Taucher haben Sie vergessen, Herr Conradi, wir werden Taucher brauchen.« Er eilte zum großen Stadtplan an der Wand und zeigte auf mehrere Stellen an der nördlichen Grenze des Stadtkreises Karlsruhe. »Links-rechts-links, vielleicht haben wir Glück.«
Am späten Vormittag startete die Aktion. Hinter den drei Ermittlern der Mordkommission in Lindts französischem Dienstwagen bewegten sich noch mehrere Polizeifahrzeuge auf der Friedrichstaler Allee durch den Hardtwald nach Norden. Ab und zu etwas holprig, aber immer schnurgerade, bis ein Gewässer ihren Weg kreuzte – der Pfinz-Entlastungskanal.
»Entweder hier oder drüben an der Grabener«, sagte Oskar Lindt. »Die Brücken sind natürlich rechtwinklig zum Kanal gebaut, also braucht die Allee einen kurzen Knick.«
Die beiden Polizeitaucher schauten recht skeptisch. »Wir haben Dezember! Wisst ihr, wie kalt dieses Wasser jetzt ist?«
»Eine Runde Glühwein, wenn es umsonst war«, antwortete der Kommissar.
»Und wenn wir was finden?«
»Dann zwei! Heut Abend auf dem Weihnachtsmarkt.«
»Schlechte Sicht, mindestens drei«, entgegnete der erste Froschmann, bevor er seine Maske aufsetzte und sich vom Ufer aus vorsichtig ins Wasser gleiten ließ.
Sein Kollege folgte vom gegenüberliegenden Rand aus. Durch Leinen gesichert, tasteten sie sich systematisch über den Schlamm am Grund des Kanals und kamen ab und zu an die Oberfläche, um Zeichen zu geben.
»Negativ, immer noch negativ.« Über eine halbe Stunde lang konnte der Einsatzleiter nichts anderes melden. Einige der Wartenden begannen schon, nervös herumzulaufen, um die Kälte in ihren Zehen zu vertreiben.
»Lange kann ich das meinen Männern nicht mehr zumuten«, zog der Gruppenführer seine Stirn in Falten, als Jan Sternberg plötzlich rief: »Da, er hat was!«
Einer der Taucher schwenkte einen länglichen Gegenstand über seinem Kopf und brachte ihn ans Ufer. KTU -Chef Ludwig Willms hatte sich bereits Handschuhe übergestreift und kam ans Wasser.
»Pumpgun«, rief er. »Ein Schrotgewehr!«
»Dann liegt die Kurzwaffe bestimmt auch dort unten!«, gab Lindt zurück, und tatsächlich brachte nach einer weiteren Viertelstunde der andere Taucher das gesuchte Teil ans Tageslicht.
»Arminius HW 22«, bestätigte Willms, als er den Trommelrevolver in Händen hielt. »Genau den haben wir gesucht!«
»Ab und zu brauchen auch wir ein wenig Glück« strahlte Oskar Lindt. »Diese Stelle muss den beiden echt gefallen haben, aber jetzt ist er wirklich aus, der Traum!«
E N D E
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