Faeden des Schicksals
setzte Laarni fort.
„Was?“ Caitlyn starrte sie mit offenem Mund an. „Das … ist nicht dein … Ernst!“
„Zuzutrauen wäre es ihm .“ Laarni blieb bei ihrer Meinung.
„Red doch keinen Blödsinn.“ Das reichte! Caitlyn fuhr auf und ließ ihre Hände flach auf den Tisch krachen. „Er hat mich immerhin gerettet. Er hat sich nicht nur dem Mörder in den Weg gestellt, er hat mir geholfen , durch einen Hinterausgang zu entkommen und zudem wurde er verletzt. Ohne ihn wäre ich nun wahrscheinlich nicht mehr hier.“ Sie schnaubte.
„Und er steht als großer Retter vor dir“, zischte Laarni. „Es passt alles hervorragend. Er sucht sich einen Typen, der vor deinen Augen mordet und spielt sich letztlich als großer Beschützer auf.“
„Und woher hätte er wissen sollen, dass ich gestern Nacht bei ihm auftauche?“, konterte Caitlyn. „Die Einzigen, die von diesem abstrusen Plan wussten, waren …“ Sie spürte das Entsetzen in ihrem Blick, das die Erkenntnis in ihr verursachte. „… die Werwölfe.“
„Komm schon, das ist Unsinn!“ Laarni hob abwehrend die Hände, als sie die folgenden Gedanken erraten hatte. „Wir wollten dich beschützen.“
„Das sagt ihr.“ Caitlyn wich zurück, ging immer weiter zum Ausgang.
„Komm schon, Caity !“ Laarni stand auf. „Du glaubst nicht wirklich, dass wir dir so etwas antun würden.“
„Ich weiß nichts über euch .“ Caitlyn sah auf. „Ihr könntet genauso gut die Bösen sein. Ihr seid Werwölfe, über die gibt es auch genug Geschichten, die euch nicht gerade ins beste Licht rücken.“
„Caity, ich würde dich nie …“ Laarni schüttelte den Kopf. „Ich bin seit frühester Kindheit deine Freundin.“
„Und du hast mir so viel verschwiegen.“ Caitlyns Stimme sank herab.
„Ich bitte dich !“ Ihre Freundin trat auf sie zu. „Sicher, es gibt vielleicht Werwölfe, die … nun, die durchdrehen, aber das ist nicht der Normalfall. Wir sind …“
„So?“, unterbrach Caitlyn die Werwölfin. „Es gibt also Werwölfe, die aus der Reihe tanzen?“
„Sicher. Aber was …“
„Warum soll es dann nicht auch Vampire geben, die anders sind?“
„Was?“ Ihre Freundin sperrte den Mund auf und starrte sie an. „Das ist Unsinn. Vampire sind …“
„Was?“ Caitlyn hatte genug. Immer wetterte Laarni gegen Alex, immer hielt sie ihr vor, dass er Vampir und somit schlecht war. „Du kennst ihn nicht. Du weißt nicht einmal, was er überhaupt von mir wollte. Vielleicht wollte er mich vor euch beschützen.“ Sie drehte sich um und ging an Deck.
„Caity, warte!“ Laarni war ihr sofort auf den Fersen.
„Nein, Laarni .“ Oben wandte sie sich noch einmal um. „Es reicht. Ich will nicht ständig von dir hören, wie schlecht die anderen sind. Und ich will nicht noch mehr über Alex hören, obwohl du ihn nicht einmal kennst.“
„Es gibt genug Geschichten über ihn“, protestierte Laarni.
„Na und?“ Caitlyn fuhr herum. „Es reicht. Alex hat mich gerettet, mehrmals. Während du …“ Sie schüttelte den Kopf. In jedem Moment, in dem sie in Gefahr geraten war, war Laarni anwesend gewesen. Einmal war sie sogar der Grund gewesen, warum Caitlyn in Schwierigkeiten geraten war. Und sie war nicht aufgetaucht.
„Ich muss los“, war alles, was Caitlyn sagte, ehe sie verschwand.
Sie hörte, wie Laarni ihr einige Schritte folgte und ihr etwas nachrief. Caitlyn reagierte nicht. Sie wollte endlich ihre Ruhe.
Laarni schien es zu bemerken. Ihre Schritte wurden langsamer, dann blieb sie stehen. Niemand folgte ihr mehr.
19.
Ein leises Summen erklang, erfüllte die Luft und schien durch die Zeit zu tanzen. Caitlyn wachte auf, fand sich in einer völlig fremden Gegend wieder. Ein düsterer Ort; ein Friedhof vielleicht? Einige kahle Bäume standen herum. Überreste von einem spitzen Zaun ragten aus dem Boden. Es war … einsam. Einsam, bis auf diese Stimme; dieses zarte Klingen.
Vorsichtig schritt Caitlyn voran. Der Gesang schien von einem leisen Heulen begleitet zu werden. Als würde jemand vor Schmerzen stöhnen. Sie sah niemanden. Alles war leer. Woher kamen die Geräusche?
Ein halb zerfallenes Gebäude. Sie ging darum und sah eine wunderschöne Frau vor sich sitzen. Einer der Bäume war umgestürzt, die Wurzeln ragten aus dem Boden. Sie saß auf dem Stamm, die Beine angezogen, und summte vor sich hin.
Caitlyn ging näher und trat dabei auf einen morschen Ast. Das Knacken schien dermaßen laut zu sein, dass sie glaubte, es wäre überall auf der
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