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Fänger, gefangen: Roman

Fänger, gefangen: Roman

Titel: Fänger, gefangen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Collins Honenberger
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Nicht mit ihren alten, langweiligen Eltern.«
    »Ach, das wäre auch okay. Dann setzen wir sie ab und fahren trotzdem los, nur wir zwei.« Was für ein Schauspieler!
    Nick tritt unten gegen die Koje und erstickt sein Lachen im Kissen. Ich gähne und mach mich lang. Ich genieße die Normalität ihres Gesprächs und frage mich, ob Mom wohl nachgibt. Diese Sehnsucht in Dads Stimme ... Wie kann sie da nicht nachgeben? Mich andauernd um sich zu haben, muss als ständige Erinnerung daran, dass ihr Leben grad die Hölle ist, ganz schön nerven. Ich an ihrer Stelle würde die Chance auf eine Auszeit sofort nutzen.
    Während sie sich noch weitere Fürs und Widers entgegenhalten, fange ich an, das Wochenende bei Mack zu planen. Er schwärmt andauernd von seinem neu renovierten Keller. Die Zwillinge könnten auf einen Film rüberkommen. Mr Petriano hat einen alten Fernseher mit eingebautem Videorekorder von einer Schulauktion mitgebracht, und sie haben Mack die Betonwände mit übrig gebliebener Farbe streichen lassen. Er gibt damit an, dass es total psychodelisch rüberkommen würde, aber ich hab’s noch nicht gesehen.
    Seine wachsende Begeisterung für die Sechziger macht mir ein bisschen Angst. Wenn ich was sage, macht er dicht, so wie bei einem Computer-Freak, der dir den HTML-Code erklären will. Wenn man Dads Version von früher hört (und nach dem, was man so liest oder in Filmen sieht), ging es damals in der Szene oft um Drogen, aber im Vergleich zu dem, was die Kids heute so machen, erscheinen einem die Leute von früherwie naive Provinzdeppen. Obwohl Mack immer wieder behauptet, er habe nur ein einziges Mal Drogen probiert und auch nur Marihuana, redet er von Partys und Leuten, die wir früher nicht ausstehen konnten. Ich spüre deutlich, dass er denkt, ich könnte nicht mehr mitreden.
    Ich merke auch, dass Dad neuerdings schweigt, sobald das Thema aufkommt. Das sieht ihm gar nicht ähnlich. Sonst war er immer unerbittlich und hat jede Gelegenheit genutzt zu erzählen, wie ein bisschen Ausprobieren krasse Formen annehmen kann, und von Freunden, die er wegen einer Überdosis verloren hat. Er beschreibt, wie du dich von allem zurückziehst, Aktivitäten und Freunden, bis du ganz allein in einem Raum hockst und nur noch an den nächsten Schuss denkst. Ich denke, vielleicht gibt es eine Verbindung zwischen dieser unterirdischen Zeit in seinem Leben und seiner Weigerung, mir von den Ärzten irgendwelche Chemikalien verabreichen zu lassen – irgendwas, das mit Schuldgefühlen oder schlechtem Gewissen zu tun hat.
    Mack kann allerdings noch nicht allzu weit abgedriftet sein, wenn er mich immer wieder in den neuen Keller einlädt, obwohl ich meine Haltung zu Drogen mehr als eindeutig klargemacht habe.
    »Die Anlage ist ziemlich primitiv«, hat er beim dritten Mal zugegeben. »Und es ist weniger edel als bei Meredith und Juliann mit den zwei Sofas, aber trotzdem ...« Dann wartete er, dass ich Ja sage, aber ich war neugierig darauf zu erfahren, womit er mich noch überzeugen wollte. »Er verdient es, eingeweiht zu werden.«
    Während die Debatte über den Bootsausflug andauert, fällt mir alles ein, was Mack gesagt hat. Ich rutsche die Leiter runter, suche nach Jeans und T-Shirt. Dad will nicht aufgeben.
    »Es könnte unsere letzte Chance sein.« Er zögert. »Vor dem Winter, meine ich.«
    Mom denkt sicher, dass ich schlafe. »Was, wenn unterwegs etwas passiert? Misty sagt, Daniel kann jederzeit zusammenbrechen. Carla Petriano hätte keine Ahnung, wie sie reagieren soll. Wahrscheinlich würde sie ihm Kekse geben.«
    »Er weiß doch, wie es läuft. Er kann genauso gut lernen, selbst mit diesen Dingen klarzukommen.«
    »Spritzen und Medizin und Einschränkungen? Das sind nicht die Art von Sachen, mit denen Jungs in seinem Alter klarkommen wollen. Schlimm genug, dass es ihm die ganze Zeit schlecht geht.«
    »Er sagt, er hat auch gute Tage.«
    »So wie er aussieht, kann man das gar nicht glauben. Was, wenn er ausgerechnet morgen, während wir zu
Good Day Sunshine
rumschippern, einen schlechten Tag hat?«
    »Liebling, du kannst ihn nicht vor allem Schlechten auf dieser Welt bewahren.«
    »Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahres.« Ihre Stimme bricht.
    Es herrscht langes Schweigen, bevor Dad wieder spricht. »Ich glaube, wir brauchen diesen Ausflug. Für die Familie.« Und als sie nicht antwortet, verkündet er in seiner väterlichsten Stimme. »So ist es denn beschlossen. In einer Stunde legen wir ab.« An seinen Schritten

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