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Fänger, gefangen: Roman

Fänger, gefangen: Roman

Titel: Fänger, gefangen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Collins Honenberger
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höre ich, dass er vor unserer Kabinentür stehen bleibt.
    »Wir haben es gehört.« Nick stöhnt wieder, diesmal sehr übertrieben, um Dad zu zeigen, dass er ihn durchschaut hat. Aber Dad lacht nur.
    Wir fahren erst um elf, weil Mom noch Lebensmittel einkaufen muss. Sie ist definitiv im Bunkervorbereitungsmodus. Als ich vorschlage mitzukommen, protestiert sie nicht, was nur beweist, dass sie total in Gedanken ist, und nicht, dass sie anders über Keime denkt. Den Weg zum Supermarkt fährt sie mit ungefähr fünfzehn Stundenkilometern. Keine Ahnung, was sie sonst noch beunruhigt außer dem, was sie gesagt hat, aber ich versuche die ganze Zeit die Frage hinzukriegen, ob sie kurz am Haus der Zwillinge anhalten kann. Ich muss mit Meredith über Halloween sprechen.
    In den letzten drei Jahren, seit das Bürgeramt von Essex County Kindern über dreizehn das Klingeln an Haustüren und Sammeln vonSüßigkeiten verboten hat, haben die Petrianos Mack immer eine Halloween-Party feiern lassen. Das war noch vor der Kellerrenovierung, also stieg die Party in ihrer Garage oder im Garten. Letztes Jahr gingen Leonard, Mack und ich als Figuren aus dem Film
Frankenstein Junior
. Ich war der Bucklige, weil ich nicht mehr Text haben wollte. Damals lernte ich ja gerade für den Baron von Trapp. »Bitte hier entlang«, war alles, was ich sagen musste. Dumpfbackig, aber lustig. Jedenfalls haben wir letztes Jahr zum ersten Mal auch Mädchen eingeladen. Die Party war draußen, weil es um die fünfundzwanzig Grad hatte. Mack verschwand fast zeitgleich wie Marissa Bennett, mein damals angehender Co-Star. Allein deswegen habe ich lange überlegt, ob die beiden an dem Abend Sex hatten. Obwohl er es immer wieder verneinte, grinste er trotzdem so, als würde er Ja meinen. Monate später sagte er mir endlich die Wahrheit. So konnte zumindest dieses Bild aus meiner Vorstellungswelt gelöscht werden. Marissa Bennett hat sich nicht von einem grünen Monster abschleppen lassen.
    An der Kasse im Supermarkt, wo ungefähr ein Dutzend Leute, die Mom kennt, Schlange stehen, frage ich sie, ob wir noch zu Meredith fahren können. Vor all den Zeugen und wegen ihres tierisch schlechten Gewissens wundert es mich nicht, dass sie Ja sagt. Tja, gehirntot bin ich noch nicht.
    »Diese Meredith gefällt dir wohl, hm?«, meint sie.
    Ich schlucke und lasse mein Lächeln kommen und gehen. Diese Frage kann ich nicht vor Leuten beantworten, die in Essex County leben. Es würde sich ausbreiten wie ein Gewitter über dem Fluss.
    Bei den Rilkes parkt das Auto auf dem Rasen, und die Mädchen tragen Shorts und seifen das Ding ein wie einen Hund.
    »Kann ich ...?« Ich deute auf Juliann am Wasserschlauch.
    »Werd bloß nicht nass. Sonst kriegst du eine Lungenentzündung.« Aber Mom lächelt. Mich wie einen normalen Jungen zu behandeln, tut ihr auch gut.
    Meredith umarmt mich vorsichtig, und danach bin ich schon halb nass. Zum Glück winkt Mrs Rilke Mom ins Haus.
    Meredith gibt mir den Schlauch. »Halt ihn einfach fest, okay?« Sie und Juliann stehen rechts und links vom Van und machen sich lang, um das Dach komplett einzuseifen, aber trotzdem klappt das nicht ganz.
    »Habt ihr irgendwo ’ne Leiter?«, frage ich.
    »Hinter der Garage«, sagt Juliann.
    »Ich hol sie.« Ich gehe rückwärts, damit ich Merediths Beine beobachten kann, ohne dass sie es merkt.
    Mrs Rilkes Gesicht erscheint im Fenster, und sie hebt die Brauen und schüttelt den Kopf. Woher weiß sie, was ich denke?
    Ich schleppe die Leiter in den Vorgarten, vorsichtig, um den Rasen nicht durchzufurchen, und klappe ich sie neben der Fahrertür auf. Meredith klettert hoch und grinst mich an.
    »Kannst du zum Essen bleiben? Es gibt selbst gemachte Pizza.«
    »Mom wird bestimmt ...« Ich zucke mit den Schultern. »Eigentlich wollen wir mit dem Boot rausfahren.« Ich wünschte, ich könnte sie fragen, ob sie mitkommt, aber das wäre wohl kaum das, was Dad sich vorgestellt hat. Aber wenn er noch länger auf Kumpel macht, wird das irgendwann stressig. Es nervt jetzt schon, wenn ich daran denke, wie viel mehr Spaß es machen würde, Meredith den Fluss zu zeigen, als mit Nick Karten zu spielen.
    Als sie sich nach rechts lehnt, fängt die Leiter an zu wackeln. Ich setze einen Fuß zur Seite, um mich besser abstützen zu können, und halte die Leiter fest.
    »Easy, ganz cool. Keine Unfälle mehr. Deine Mom denkt sonst noch, ich zieh das Unglück an wie ein Magnet.«
    »Das denkt sie sowieso schon.« Aber sie lacht wieder und

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