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Fänger, gefangen: Roman

Fänger, gefangen: Roman

Titel: Fänger, gefangen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Collins Honenberger
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Nick alles erzählt hat, dass es so lang gedauert hat.
    Als ich dann Macks Stimme höre, bin ich ganz irritiert. »Was hast du meinem Bruder über Meredith erzählt?«, will ich wissen.
    Falls er alles über unsere Doppelverabredung ausposaunt hat und dass Meredith und ich gestern zusammen weggegangen sind, muss ich ihn als Freund verstoßen.
    »Nichts«, sagt Mack. »Sie hat die Grippe, das ist alles.«
    »Ich auch.«
    »Na, da hast du’s.«
    »Was?«
    »Er ist ein cleverer Bursche, dein Bruder«, redet Mack weiter. »Du hast die Grippe, das Mädchen, mit dem du gestern Abend aus warst, hat auch die Grippe. Viren werden durch Körperflüssigkeit übertragen. Zum Beispiel Speichel?« Er lacht lauter als nötig.
    »Was habt ihr zwei denn noch gemacht, Juliann und du?«
    »Sie wollte mit diesem blöden Gläserrücken nicht aufhören.«
    »Mist.« Was, wenn Juliann es bewusst vermeidet, mit Mack allein zu sein, weil sie sich nach Joe verzehrt? Das würde Mack mir nie verzeihen.
    Er denkt in dieselbe Richtung. »Hat Meredith was erwähnt, dass Juliann wegen irgendetwas sauer auf mich ist oder so?«
    »Nein, aber es könnte damit zu tun haben, dass du high warst. Ich hab nicht den Eindruck, dass Juliann auf so einen Schwachsinn steht. Meredith ganz sicher nicht.« Ich muss mich bremsen, bevor ich verrate, dass ich das mit dem Koksen weiß. Oder dass Meredith und ich zu beschäftigt waren, um viel über andere zu reden.
    »Fick dich, Daniel«, wehrt sich Mack. »Es geht nicht immer alles nur um dich und deine Krankheit. Andere Leute haben auch Probleme.«
    »Zum Beispiel?«, will ich wissen. »Deine Noten sind hervorragend. Dein Vater trinkt nicht, und sie lassen dich schon Auto fahren.«
    »Red nicht über meinen Vater.«
    »Scheiße, Mack«, sag ich. »Spinnst du jetzt? Ich hab nichts Schlechtes über deinen Vater gesagt.«
    »Tja, dein Vater ist ja auch total entspannt«, erwidert Mack. »Also weißt du gar nicht, wie es sein kann. Meiner erwartet, dass ich Arzt oder Anwalt werde. Immer wieder fängt er davon an. Wie zum Henker soll ich wissen, was ich in zehn Jahren machen will? Ich will mich ganz bestimmt nicht für den Rest meines Lebens jeden Tag zum selben Job schleppen, so wie er, und im Müll nach Videorekordern suchen.«
    Mein Kopf pocht, als würde darin ’ne Blaskapelle rummarschieren. Ich wünschte, ich wüsste, wie ich ihn aus seinem Stimmungstief rausholen kann. Dad kann ich nicht fragen. Er würde gleich spitzkriegen, was mit Mack los ist. Irgendwo in meinem überhitzten Hirn hab ich die Erinnerung, dass Dad mal was über drogenbedingte Depressionen gesagt hat. Ich richte mich auf und bereue es sofort, als mein Hinterkopf aufplatzt und ein Blitz hinter meine Augen fährt.
    »Mack ... Kumpel.« Meine Worte sind Blasen, die genau in dem Moment aufspringen, als ich den richtigen Ton finde. Ich kann sie kaum aussprechen, je straffer sich meine Muskeln wie ein Schraubstock um meinen Kopf spannen. »Ich versteh schon. Das Leben ist scheiße, und dann bist du tot. Aber wenigstens bist du lange genug da, um noch was zu ändern.Das ist doch wenigstens etwas wert, oder? Vielleicht solltest du einfach ein paar Wochen mit diesem Zeug aufhören und schauen, ob du dich dann endlich mit Juliann verträgst. Ich glaube, sie mag dich wirklich gerne.«
    »Toller Ratschlag vom ewigen Frischluft-Junkie«, meint Mack. »Danke, dass du dir Sorgen machst. Wir seh’n uns.«
    Tja, hier steht’s wohl null zu null.
    Der Sturm lässt am späten Nachmittag nach. Zu der Zeit hat mich die Grippe voll erwischt. Dad verbannt mich in unsere Kabine, und Nick darf nicht mal reingehen. Dann bringt er mir ein Glas Ginger Ale aus einer alten Dose, die er unten in der Kühlbox gefunden hat. Ich bringe es nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass keine Kohlensäure mehr drin ist. Ich bin sowieso nicht sicher, ob ich es runterkriege. Durch die Schiebetür dringen hin und wieder gedämpfte Stimmen. Ein Wort hier, ein Wort da. Mein Kopf versucht sie zusammenzusetzen, wie beim Galgenmännchen, aber dann falle ich in einen so tiefen Schlaf, dass ich mich hinterher weder an die Worte erinnern kann noch an den Grund, weshalb ich sie zusammenfügen wollte.
    Als Dad das nächste Mal kommt, um nach mir zu sehen, sagt er, dass Mom angerufen hat und unterwegs ist, dass wir aber schon mal ohne sie anfangen sollen zu essen. Der Gedanke an Essen treibt mich wieder ins Badezimmer, in eine Position auf den Knien, die ich öfter einnehme, als mir lieb ist. Ein

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