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Fänger, gefangen: Roman

Fänger, gefangen: Roman

Titel: Fänger, gefangen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Collins Honenberger
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sagen.«
    Sie fragt nicht, was, und kichert auch nicht. Das Mädchen ist der Hammer.
    »Ich hoffe, das ist nicht blöd, übers Telefon und so, wo ich dir nicht in die Augen sehen kann, aber ich kann einfach nicht mehr warten.«
    Ich höre, wie sie einatmet, vielleicht sogar die Luft anhält vor Spannung. In meiner Fantasie trägt sie einen cremefarbenen Pyjama mit kobaltblauer Paspelierung, so ein Oberteil, das wie ein Männerhemd aussieht und vorne Knöpfe hat. Direkt aus dem Katalog von
Victoria’s Secret
. Die oberen Knöpfe sind offen, und ich sehe diese Knochen oben an ihrem Hals. Ihre Schlüsselbeine. Mit der empfindlichen Haut. Ich mag ihre empfindliche Haut.
    Jetzt, durch die Verzögerung, hat sich eine Riesenspannung aufgebaut. Ich will es nicht vermasseln. Und ich hoffe, sie weiß, dass ich es ernst meine.
    »Ich liebe dich.« Und als sie nur ausatmet, füge ich hinzu: »Ich schätze, das wusstest du schon.«
    »Ja«, sagt sie.
    Jetzt ist es offiziell. Ich kann wieder schlafen.
    Ohne dass ich darüber diskutieren muss, beschließt Mom, dass Besuche von Mack und Meredith gut für meine Gesundheit sind. Manchmal kommen sie zusammen, und wir spielen Karten oder Risiko oder sehen einen Film. Und manchmal rudert Mack Meredith nur rüber und lässt uns allein. Nicht ganz allein. Dad sitzt in der hinteren Kabine und lektoriert. Bestimmt erinnert er sich daran, wie es war, sechzehn und verliebt zu sein, denn er macht immer einen Höllenlärm auf Deck, bevor er in die vordere Kabine kommt. Ich darf Meredith nicht mit in unsere Kabine nehmen, das ist eine von Moms Regeln. Zu spät, will ich sagen, aber es ist ein Geheimnis, das zu hüten ich genieße. Meredith ebenfalls.
    Sie besucht mich ganz spontan, weil sie es liebt, mich zu überraschen. Weil ich ein Problem mit dem Schlucken habe und es wehtut zu sprechen, bringt sie Bücher mit, die sie mir vorliest. Keine kitschigen Gedichte. Und ich musste nicht mal was sagen. Das ist das unglaublich Tolle an ihr, dass sie so was auch nicht mag. Sie bringt Artikel aus der
Newsweek
mit oder die Schülerzeitung. Sie liest mir etwas aus einem Buch über Afrika vor, von einer Pilotin namens Beryl Markham. Eine Pionierin: Das ist etwas, das Meredith unglaublich gefällt. Je mehr sie daraus vorliest, umso klarer wird mir, warum sie dieses Buch ausgesucht hat. Diese Markham ist zu Orten geflogen, an denen keine andere Frau vor ihr war, und auch kaum andere Piloten. Es ist die Zukunft, die mir die vorlesende Meredith als das Morgen der Vergangenheit präsentiert. Total cool.
    Während sie liest, schließe ich meistens die Augen. Dann kann ich besser hören. Ich höre, wie ihre Hand die Seite glatt streicht, wie Haut und Papier sich leicht berühren, und das versetzt mich in unsere eine perfekte Nacht zurück.
    »Was machst du da?«, fragte sie ungefähr beim zweiten Mal, als sie mir aus
Westwärts mit der Nacht
vorlas.
    Ich machte die Augen auf. »Was meinst du?«
    »Deine rechte Hand«, sagt Merry. »Du reibst deine Hose, da auf dem Bein.«
    Es ist schwer zu beschreiben, wie es sich anfühlt, die Person, die du liebst, so nah bei dir zu haben, ihre Stimme ganz um dich herum in diesem warmen Raum, fern von den anderen, und nicht neben ihr liegen zu dürfen und ihre Haut mit deiner verschmelzen zu lassen. Ich habe nicht eine Sekunde dieser Nacht vergessen. Ich träume ständig davon. Aber am deutlichsten erinnere ich mich immer daran, wenn sie hier ist und spricht, wenn ihre Stimme in mein Unterbewusstsein dringt oder was auch immer. Danke, Doktor Freud. Ich überlege verzweifelt, wie ich ihr beschreiben kann, was ich fühle, ohne lächerlich zu klingen, wie ein einziges großes Klischee. Denn das ist es nicht.
    Sie sieht besorgt aus. »Warum machst du das? Tut da was weh?«
    Ich höre einen Anflug der Panik, wie ihn meine Mutter ständig in der Stimme trägt.
    »Nein. Ich erinnere mich bloß. An unsere Nacht.«
    Sie hält nur eine Sekunde inne, ihre Augen weiten sich, und dann sieht sie wieder in ihr Buch und liest weiter. Sie wird rot.
    Ich kann nicht lügen. Wir verbringen auch viel Zeit mit Küssen. Nachdem ich wieder gesund bin und mich bewegen kann. Plötzlich trägt sie bei ihren Besuchen weite T-Shirts ohne BH, sodass wir nicht viel Zeit verschwenden müssen. Ich würd nur zu gerne wissen, wie die Typen in dem Filmen das immer so elegant hinkriegen. Es war nicht meine Idee, die Unterwäsche wegzulassen, aber es hilft.
    Mom erklärt Meredith bis in alle Einzelheiten, dass ich

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