Fahr zur Hölle Mister B.
Die drehenden Kreuze hatten sie letzten Oktober schon für die Hinrichtung des vorherigen Erzbischofs.«
»Seine Frauen wurden auch an die Kreuze genagelt?«
»Nein. Nur der Erzbischof, an ein Drehkreuz. Hat jedenfalls nicht richtig funktioniert. Es setzte sich etwas ruckhaft in Bewegung und nach einer halben Umdrehung blieb es stehen. Und jetzt sieh dir an, wie geschickt diese Menschen sind, sie haben das Problem in wenigen Monaten gelöst. Die Kreuze drehen sich wirklich reibungslos.« Er lächelte. »Sieh nur hin.«
»Ich sehe hin.«
»Das ist eine Maschine, Botch, ein Mechanismus für etwas, das die Menschheit nicht selbst tun kann! Ich schwöre dir, die erfinden noch eine Maschine, die fliegen kann, wenn sie lange genug überleben.«
»Haben sie Feinde?«
»Nur einen. Sich selbst. Aber die Maschinen, die sie herstellen, sind normalerweise frei von der Dummheit ihrer Erfinder. Ich liebe Maschinen, ganz gleich, welchem Zweck sie dienen. Ich könnte ihnen endlos zusehen. Oh, Dämonation, hör dir diese Schreie an.« Sein Lächeln wurde noch breiter.
»Das ist die junge Frau.«
»Ist wohl verständlich. Immerhin schreit sie für zwei.« Er kicherte. »Trotzdem bekomme ich Zahnweh davon. Ich denke, ich ziehe mich zurück. Das war ein schöner Tag, Mister B. Danke.«
»Wohin gehst du?«
»Vorerst einmal nur weg von hier.«
»Und danach?«
»Ich habe keine bestimmten Pläne. Wenn ich höre, dass irgendwo etwas Interessantes erfunden wird – ob es eine bessere Mausefalle oder eine Maschine ist, die Ehefrauen verprügelt, wenn sie ihren Männern Widerworte geben, ist mir egal –, dann gehe ich dorthin. Ich habe Zeit genug. Gestern habe ich zum Beispiel Gerüchte gehört, dass man im Tiefland einen Engel gefangen hat, der jemandem half, eine Blume zu erfinden.«
»Weißt du, wie ein Engel aussieht?«
»Ich habe keine Ahnung. Was ist mit dir? Hast du je einen gesehen?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Willst du diesen Engel sehen?«, fragte Quitoon.
»Was meinst du damit?«
»Verflucht, bist du schwer von Begriff! Ich frage dich, ob du mit mir kommen willst. Es ist ein Nomadenleben, aber hin und wieder trifft man jemanden, der an einem Projekt arbeitet, meist im Geheimen.«
Das Wort hatte einen seltsamen Klang, als er es aussprach. Das schien ihm auch bewusst zu sein, denn er fügte hinzu:
»Es ist nicht so wichtig. Die geheime Sache. Sachen! Ich meine Sachen. «
»Nein. Du meinst eine Sache. Eine ganz bestimmte Sache. Mich täuschst du nicht.«
Quitoon war offenkundig beeindruckt. »Ja!«, sagte er. »Ich habe Gerüchte über eine bestimmte Sache gehört. Jemand erfindet gerade diese geheime Sache, die irgendwann …« Er ließ den Satz unvollendet.
»Die irgendwann?«, fragte ich.
»Kommst du mit oder bleibst du? Ich brauche eine Antwort, Botch.«
»Die irgendwann was?«
»Die irgendwann die Menschheit für immer verändern wird.«
Jetzt war ich interessiert. Quitoon hatte ein Geheimnis. Ein großes Geheimnis.
»Das ist das größte Geheimnis seit dieser Sache mit Christus«, fuhr Quitoon fort. »Es ist mein Ernst.«
Ich blickte über das Feld zum Wald auf der anderen Seite. Ich wusste, es wäre nicht schwer, unter den Bäumen den Weg zu der Stelle zu finden, wo Cawley und seine Bande mich heraufgezogen hatten. Und der Abstieg dürfte sich auch nicht allzu schwierig gestalten. In wenigen Stunden konnte ich wieder in der sicheren und behaglichen Unterwelt sein.
»Also, Botch?«
»Glaubst du wirklich, dass sich ein Engel im Tiefland befindet?«
»Wer weiß? Das macht ja gerade den Spaß aus, dass man nichts weiß.«
»Ich glaube, ich muss einen Moment darüber nachdenken.«
»Dann lasse ich dich nachdenken, Jakabok Botch. Habe ich dir übrigens schon gesagt, was für ein Zungenbrecher dein Name ist?«
Er wartete nicht lange genug, dass ich ihm versichern konnte, wie oft ich das schon gehört hatte. Er wandte dem Feld einfach den Rücken zu und sagte, dass er die Schreie der jungen Frau nicht eine Sekunde länger ertragen könnte.
»Ihr Haar brennt.«
»Das ist keine Entschuldigung«, antwortete er und schlenderte in den Wald.
Ich wusste, dies war ein bedeutender Augenblick. Entschied ich mich falsch, würde ich die Entscheidung, die ich jetzt und hier traf, den Rest meines Lebens bereuen. Ich warf noch einen Blick zu dem Feld hinab, dann zu den Bäumen. So hell die Muster auf Quitoons Schuppen waren, die Schatten verschluckten sie bereits. Noch ein paar Schritte und ich würde ihn nicht
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