Fahr zur Hölle Mister B.
diesen spöttischen Unterton schon früher in seiner Stimme gehört und wusste, dass er kein gutes Zeichen war.
»Lass ihn in Ruhe«, sagte ich zu Quitoon.
»Nein.« Er schaute den Mann weiterhin interessiert an. »Das will ich eher nicht. Eigentlich bin ich ganz sicher.« Quitoon wandte sich wieder dem Mann zu: »Du wolltest mir von deinen Pasteten erzählen.«
»Nur, dass ich bessere Kuchen als Pasteten backe.«
»Aber hier kannst du keine backen, oder?«
Der Pastetenmann schien ein wenig verwirrt, da die Antwort auf diese Frage auf der Hand lag. Ich flehte im Geiste, dass er in seiner Verwirrung den Mund hielt, damit Quitoons kleines, tödliches Spielchen doch noch zu einem harmlosen Ende kam.
Aber nein. Quitoon hatte das Spiel begonnen und würde erst damit aufhören, wenn er es satthatte.
»Ich will damit sagen, du machst keine kalten Pasteten, oder?«
»Gott im Himmel, nein!« Der Pastetenbäcker lachte. »Ich brauche einen Ofen.«
Hätte er da den Mund gehalten, hätte man das Schlimmste vielleicht doch noch abwenden können. Aber er ließ sich nicht beirren. Er brauchte einen Ofen, ja …
»Und ein gutes Feuer«, fügte er hinzu.
»Ein Feuer, sagst du?«
»Quitoon, bitte«, flehte ich ihn an. »Lass ihn in Ruhe.«
»Aber du hast gehört, was der Mann sich wünscht. Du hast es aus seinem eigenen Mund gehört.«
Ich gab mein Flehen auf. Es war sinnlos, das wusste ich jetzt. Die eigentümliche Bewegung, einem leichten Erschauern nicht unähnlich, die Quitoon stets machte, bevor er Feuer spie, war schon zu sehen.
»Er wollte ein Feuer«, sagte er. »Und ein Feuer soll er bekommen.«
In dem Moment, als das Feuer über Quitoons Lippen drang, tat ich etwas Unerwartetes und Dummes. Ich warf mich zwischen das Feuer und sein Ziel.
Ich hatte schon Verbrennungen erlitten. Ich wusste, selbst an einem Tag wie heute, voll von kleinen Apokalypsen, würde das Feuer keinen irreparablen Schaden anrichten. Aber Quitoons Flammen besaßen eine eigene Intelligenz und sichteten sofort die Stellen, wo sie den größtmöglichen Schaden anrichten konnten, und das waren natürlich die Körperteile, die bisher vom Feuer unversehrt geblieben waren. Ich wandte ihm den Rücken zu … und schrie den Pastetenmann an, dass er laufen soll, fort, fort, und huschte hinter den Tresen, wo die Blutlache des Metzgers inzwischen dreimal so groß war wie bei meiner Ankunft. Ich warf mich in das Blut, als sei es ein Brunnen voller Quellwasser, und wälzte mich darin. Der Gestank war natürlich abstoßend. Aber das war mir egal. Ich hörte das befriedigende Zischen meiner brennenden Haut, die durch das großzügige Geschenk des Metzgers gelöscht wurde; Sekunden später richtete ich mich rauchend und tropfend hinter dem Tresen auf.
Ich kam zu spät, um mich abermals zugunsten des Pastetenmannes einzumischen. Quitoon hatte ihn an der Tür erwischt. Er war vollkommen in Flammen gehüllt, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und den Mund aufgerissen, doch da er zum ersten und letzten Mal Feuer inhalierte, kam kein Ton heraus. Was Quitoon anbetraf, der schlenderte gleichmütig um den brennenden Mann herum, pflückte eine besonders ehrgeizige Flamme aus der Feuersbrunst und ließ sie zwischen seinen Fingern tanzen, bevor er sie in seiner Faust zerquetschte. Und während er spielte und der Pastetenmann loderte, stellte Quitoon ihm Fragen und versprach ihm als Lohn für seine Antworten (ein Nicken für Ja, zwei für Nein) die Aussicht auf ein schnelles Ende seiner Qualen. Zuerst wollte er wissen, ob dem Pastetenmann jemals Pasteten verbrannt seien.
Darauf ein Nicken.
»Ganz schwarz verbrannt, ja?«
Wieder ein Nicken.
»Aber sie haben nicht gelitten. Das hast du doch sicherlich als guter Christenmensch gehofft.«
Wieder ein zustimmendes Nicken, obwohl das Feuer dem Pastetenmann zunehmend die Beherrschung raubte.
»Aber du hast dich geirrt«, fuhr Quitoon fort. »Es gibt nichts, das kein Leid kennt. Nichts auf der Welt. Also sei glücklich in deinem Feuer, Pastetenmann, denn –«
Er verstummte mit einem verwirrten Gesichtsausdruck. Er legte den Kopf schief, als wollte er etwas hören, das er der prasselnden Flammen wegen kaum verstehen konnte. Trotz alledem schien er den allgemeinen Tenor der Botschaft verstanden zu haben und erschrak.
»Verdammt«, knurrte er, schubste den brennenden Mann achtlos beiseite und ging zur Tür.
Als er auf der Schwelle stand, fiel ein gleißender Lichtschein darauf, viel heller als die Sonne. Ich sah
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