Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fahr zur Hölle

Fahr zur Hölle

Titel: Fahr zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
Graubart nie den Kopf hob, wusste ich, dass er uns beobachtete. Slidell und ich blieben vor ihm stehen und warteten.
    Graubart unterbrach seine Kolbenbewegungen mit den Krügen nicht.
    »Meinen Sie, ich sollte meinen Dienstausweis präsentieren, um Ihre geschätzten Gäste zu beeindrucken?«, sagte Slidell, nicht mit seiner allerruhigsten Stimme.
    »Die wissen, wer Sie sind.« Graubart stellte einen Krug ab. Nahm einen anderen zur Hand und spülte weiter.
    »Tatsächlich.«
    »Sie können Bullen riechen.«
    »Schau mich an, du Arschloch.«
    Graubarts Augen wanderten langsam in die Horizontale. Im Dämmerlicht sah das Weiße uringelb aus.
    »Wir können uns hier unterhalten«, sagte Slidell. »Oder wir unterhalten uns irgendwo, wo’s nett und offiziell ist. Und solange wir weg sind, lasse ich jeden Inspektor nördlich von Aiken diesen Laden auseinandernehmen.«
    »Wie kann ich Ihnen helfen, Officer?« Gespielt höflich.
    »Wie wär’s, wenn wir mit Ihrem Namen anfangen?«
    »Posey. Kermit Posey.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Ich mache keine Witze.«
    »Ist das Ihr Laden?«
    Posey nickte.
    »Ich interessiere mich für einen Kerl namens J. D. Danner.«
    Posey stellte den Krug neben die anderen auf ein blau-weiß kariertes Geschirrtuch.
    »Ich warte, Arschloch.« Slidells Ton war gefährlich. »Aber nicht sehr lange.«
    »Kann sein, dass ich den Namen schon mal gehört habe.«
    »Ich habe einen Zeugen, der angibt, Danner wäre achtundneunzig hier Stammgast gewesen.«
    »Das ist lange her.«
    »Er sagt, Danner wäre mit einer Gruppe namens Patriot Posse rumgehangen.«
    Posey zog eine Schulter hoch. Na und? Kann sein? Wer weiß?
    Slidell ließ den rechten Arm über den Tresen schnellen, packte Poseys Bart und zog sein Gesicht dicht an seins heran. »Haben Sie Hörprobleme, Kermit? Ist das besser so?«
    Posey zog eine Grimasse und stemmte sich mit beiden Händen gegen den Tresen. Links und rechts von uns kamen die Unterhaltungen und der Burgerverzehr zum Stillstand. Hinter uns verstummten das Klicken der Poolbälle und die Gespräche.
    »Kommt Danner noch ab und zu mal auf ein Gläschen her?«
    Posey nickte, so gut er das konnte, dann stieg ein feuchtes Geräusch aus seiner Kehle, halb Würgen, halb Husten.
    »Wo kann ich ihn finden?«
    »Ich hab Gerüchte gehört.«
    »Seien Sie so freundlich«, sagte Slidell.
    »Es heißt, er wohnt jetzt in Cornelius.« Noch einmal dieses würgende Husten. »Das ist alles, was ich weiß, ganz ehrlich.«
    Slidell ließ ihn los.
    Posey stolperte nach hinten, die Finger griffen Halt suchend nach dem Tresen. Das Geschirrtuch segelte durch die Luft. Krüge knallten zersplitternd auf den Boden.
    Mit dem Kinn deutete Slidell auf die Scherben.
    »Espart Ihnen das Spülen.«
    Zurück im Taurus machte sich Slidell noch einmal über die Klimaanlage her. Dann rief er in der Zentrale an, während ich die Nummer des MCME wählte.
    Larabee sagte mir, der Unbekannte sei konfisziert worden aufgrund einer Bestimmung des Medical Examiner/Coroner’s Guide for Contaminated Deceased Body Managment, also des Leitfadens für MEs und Coroner zur Behandlung kontaminierter Leichen.
    »Wegen des Rizins«, sagte ich.
    »Was völliger Blödsinn ist. Rizin kann sich nicht von Mensch zu Mensch ausbreiten. Man muss das Zeug einatmen oder schlucken.«
    Oder man wird mit einem Regenschirm gestochen.
    Slidell bellte irgendetwas und warf sein Handy aufs Armaturenbrett.
    »Wohin wurde die Leiche gebracht?«, fragte ich.
    »Das FBI mauert. Aber das finde ich raus. Das finde ich verdammt noch mal raus.«
    Slidell setzte seine Pseudo-Ray-Ban wieder auf, schnallte sich an und legte den Gang ein.
    »Halten Sie mich auf dem Laufenden«, sagte ich und schaltete ab.
    Kies spritzte hoch, als Slidell vom Parkplatz schoss.
    »Haben Sie Danners Adresse?«, fragte ich.
    »Die arbeiten daran.«
    Da ich wusste, dass Slidell erst reden würde, wenn er so weit war, sagte ich nichts mehr. Ihn zu drängen brachte gar nichts.
    Eine Minute später war er so weit.
    »Lynn Marie Hobbs besuchte die MC State von achtundneunzig bis zweitausendeins. Kein Abschluss. Heiratete einen Kerl namens Dean Nolan und heißt jetzt Lynn Nolan.«
    Statik rauschte aus dem Funkgerät. Slidell streckte den Arm aus und stellte es ab.
    »Nach Verlassen der Universität kehrte Nolan in ihre alte Heimat zurück. Arbeitet für einen Laden namens Cryerton Respiratory Research Institute. CRRI. Die Zentrale ist irgendwo in einem Industriegebiet in der Nähe von China

Weitere Kostenlose Bücher