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Fahr zur Hölle

Fahr zur Hölle

Titel: Fahr zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Skinny.
    »Ich glaube, der Unbekannte aus der Deponie ist zu alt, um Lovette zu sein«, sagte ich.
    »Sind Sie sicher?«
    »Nein. Altersindikatoren unterscheiden sich von Person zu Person. Lovette könnte am äußersten oberen Rand seiner Altersgruppe sein.«
    Einige Augenblicke sagte keiner etwas. Schließlich stützte Slidell die Unterarme auf die Oberschenkel, beugte sich vor und schaute mich aus verquollenen Lidern an. Die orange Krawatte baumelte zwischen den Knien.
    »Habe Grady Winge gefunden.«
    Ich brauchte einen Augenblick, um die Verbindung herzustellen.
    »Der Mann, der Cindi und Cale am Abend ihres Verschwindens die Rennstrecke verlassen gesehen hat?«
    »Ja. Winge hat nicht gerade eine rasante Karriere hingelegt.«
    »Soll heißen?«
    »Der Typ hat immer noch denselben Job wie damals. Ich fahre jetzt nach Concord.«
    Ich öffnete die Schulblade und holte meine Handtasche heraus.
    »Gehen wir«, sagte ich.
    Der Charlotte Motor Speedway bietet mehr als nur Rennen. Neben dem Eineinhalb-Meilen-Oval befinden sich auf den knapp 1000 Hektar Tribünen, Restaurants und Kioske, sanitäre Anlagen und Campingplätze für die Massen. Die Wohlhabenden genießen Luxussuiten, einen Komplex mit zweiundfünfzig Eigentumswohnungen und den Speedway Club, ein exklusives Speise- und Unterhaltungsetablissement.
    Für Fahrer gibt es knapp zweitausend Quadratmeter Werkstätten- und Boxenbereich, einen Straßenkurs von zweieinviertel Meilen und eine Gokart-Strecke von knapp einer halben im Infield. Ein Oval von einer Viertelmeile benutzt Teile der Zielgeraden und der Boxengasse, und ein weiteres von einer Fünftelmeile liegt außerhalb von Kurve drei.
    Der siebenstöckige Smith Tower beherbergt den Kartenverkauf und die Firmenbüros, und ein kleines Industriegebiet bietet Platz für Unternehmen, die mit Motorsport zu tun haben.
    Auf dem Gelände der Rennstrecke befindet sich auch ein Naturreservat. Und natürlich die aufgelassene Deponie.
    Grady Winge kümmerte sich um die Grünflächen in allen Bereichen bis auf die letzten beiden.
    Angesichts der Rennwoche war der Verkehr erträglich, und Slidell und ich schafften es in vierzig Minuten nach Concord. Ein junger Mann wartete vor dem Smith Tower auf uns und bot an, uns in einem Golfkarren zum Infield zu bringen. Auf seinem Namensschild stand Harley.
    Slidell meinte, er wolle lieber selber fahren.
    Harley erklärte ihm, dass es unmöglich sei, den Taurus durch die Massen von Leuten zu manövrieren, die sich auf dem Gelände drängten. Slidell blieb stur. Harley wiederholte lächelnd, aber entschlossen seine Bereitschaft, uns zu transportieren.
    Ich beendete die Diskussion, indem ich auf den nach hinten ausgerichteten Rücksitz des Karrens hüpfte, sodass Slidell wenigstens nach vorn schauen konnte. Empört schnaubend deponierte Slidell seinen beträchtlichen Umfang auf dem Vordersitz. Harley löste die Bremse, schlängelte sich durch die Menge und fuhr dann auf die Unterführung zu, die zum Infield führte.
    Auf halber Strecke schaute ich über die Schulter zum Vordersitz. Slidell war von einem Strahlenkranz aus Sonnenlicht umgeben, das durch das andere Ende der Unterführung strömte. Eine fleischige Hand umklammerte den Seitenholm, als würde er sich auf eine Fahrt in einer 20-G-Zentrifuge gefasst machen.
    Die Campingplätze auf dem Infield waren vollgestellt mit den Zelten und Wohnmobilen der Fans. Die Leute schwitzten auf Liegestühlen und auf den Dächern ihrer Wohnwagen, viele trugen viel zu wenig Klamotten und hätten viel mehr Sonnencreme gebraucht. Andere drängten sich an den Picknicktischen vor den Kiosken und mampften Corn Dogs, Burger, Fritten und gegrillte Steaks.
    Harley hielt vor einem graublauen Gebäude mit dem Schriftzug Media Center. Riesige Autotransporter standen nebeneinander in einem abgegrenzten Bereich gegenüber dem Haupteingang des Gebäudes.
    Beim Aussteigen hörte ich Harley zu Slidell sagen, dass die Transporter den Nationwide-Fahrern gehörten. Slidell reagierte nicht, entweder hatte er nicht verstanden, was er meinte, oder es interessierte ihn nicht.
    Der Eintritt ins Media Center war, als würde man aus einem Schmelzofen in einen Kühlraum fallen. Harley deutete auf einen Mann, der am hintersten einer Gruppe runder Plastiktische auf der rechten Seite saß.
    »Das ist Grady Winge.«
    Winge war riesig, mindestens eins fünfundachtzig und einhundertfünfzig Kilo, und seine dünnen, braunen Haare trug er im Nacken zu einem Pferdeschwanz

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