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Fahrenheit 451

Fahrenheit 451

Titel: Fahrenheit 451 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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Gesicht zur Wand, und hörte sich die Lachsalven von drunten an, das Huschen der Ratten, das Flageolettgepiepse der Mäuse, die gespannte Stille des Spürhundes, der wie ein Schatten zusprang und, angezogen vom Geruch wie eine Motte vom Licht, sein Opfer fand, festhielt, die Nadel hineinbohrte und dann in seine Hütte zurückkehrte, um dort reglos zu erstarren, als wäre ein Schalter ausgeknipst worden.
    Montag berührte die Schnauze.
    Ein Knurren des Hundes.
    Montag fuhr zurück.
    In der Hütte drin erhob sich der Hund halbwegs und funkelte ihn mit den plötzlich lebendig werdenden, blaugrünen Neonlichtern an. Abermals drang ein heiseres Knurren aus dem Tier, ein eigenartiges Geräusch, in welchem das Summen elektrischen Stroms sich verband mit einem Brutzeln, einem metallischen Scheppern, einem Klicken von Zahnrädern, die rostig schienen von alteingefressenem Mißtrauen.
    »Nein, nein, mein Bester«, sagte Montag mit klopfendem Herzen.
    Er sah, wie die Stahlnadel sich einen Fingerbreit hervorschob, zurückzog, hervorschob, zurückzog. Das Knurren in dem Tier brodelte weiter; es schaute ihn immer noch an.
    Montag wich zurück. Der Hund tat einen Schritt aus der Hütte. Mit der einen Hand faßte Montag nach der Messingstange, und die Stange gehorchte und glitt nach oben und brachte ihn lautlos durch die Decke. Auf dem dämmrigen Boden des oberen Stockwerks befiel ihn ein Schaudern, und sein Gesicht war kreidebleich. Der Hund drunten hatte seine acht unwahrscheinlichen Insektenbeine unter sich zusammengelegt und summte wieder vor sich hin; an die Facettenaugen war wieder Ruhe eingekehrt.
    Montag blieb bei der Fallöffnung stehen, bis er sich von seinem Schrecken erholt hatte. Die vier Mann hinter ihm an einem Kartentisch unter einem grünabgeschirmten Licht in der Ecke sahen kurz her, sagten aber nichts. Nur der Hauptmann, erkenntlich an seinem Helm mit dem Phönix daran, richtete schließlich, die Karten in der dürren Hand, das Wort an ihn.
    »Montag ...?«
    »Er hat etwas gegen mich«, sagte Montag.
    »Wer? Der Hund?« Der Hauptmann besah sich seine Karten. »Ach wo, der Hund hat weder für noch gegen. Er funktioniert bloß. Gehört in die Ballistik. Seine Bahn bestimmen wir, er folgt ihr, und damit fertig. Er geht auf sein Ziel los, trifft es und schaltet dann ab. Schließlich besteht er nur aus Kupferdraht, Batterien und Strom.«
    Montag schluckte. »Der Hund kann doch auf irgendeine Zusammensetzung eingestellt werden, auf so und soviel Teile Aminosäure, so und soviel Schwefel, so und soviel Butterfett und Alkali, nicht?«
    »Wissen wir alle.«
    »Die chemische Zusammensetzung eines jeden von uns hier ist in der Kartei drunten registriert. Es wäre ein leichtes, das Gedächtnis des Hundes auf einen Bruchteil davon einzustellen, auf eine Spur Aminosäure zum Beispiel. Damit würde sein Verhalten von vorhin verständlich. Er hat auf mich reagiert.«
    »Ach, mach's halblang«, sagte der Hauptmann.
    »Gereizt, wenn auch nicht direkt böse. Gerade genug ›Gedächtnis‹, von irgend jemand eingestellt, daß das Tier knurrte, als ich es berührte.«
    »Wem sollte so etwas einfallen?« fragte der Hauptmann. »Du hast doch hier keine Feinde, Guy.«
    »Nicht daß ich wüßte.«
    »Wir lassen den Hund morgen technisch überprüfen.«
    »Es ist nicht das erstemal, daß er bedrohlich wurde«, setzte Montag hinzu. »Letzten Monat ist es zweimal vorgekommen.«
    »Wir bringen das in Ordnung. Mach dir keine Sorgen.«
    Montag rührte sich indessen nicht von der Stelle; er stand bloß da und dachte an die Lüftungsklappe im Flur zu Hause und an das, was hinter der Klappe verborgen lag. Wenn hier jemand Lunte gerochen hatte, konnte er dann nicht dem Hund ›Bescheid stoßen‹?
    Der Hauptmann trat zu Montag herüber und sah ihn fragend an.
    »Ich überlege gerade«, erklärte Montag, »was denkt sich der Hund eigentlich da drunten die ganzen Nächte lang? Sollte er sich etwa selbständig gemacht haben, daß er sich gegen uns wendet? Mich überläuft es kalt.«
    »Er denkt sich nichts, was wir ihm nicht zuvor beigebracht haben.«
    »Eigentlich traurig«, meinte Montag. »Alles, was wir ihm beibringen, ist Jagen, Aufstöbern und Töten. Es ist doch ein Jammer, wenn das alles ist, was er je kennen kann.«
    »Ach was«, schnaubte Beatty. »Er ist ein handwerkliches Meisterstück, ein Geschoß, das sein Ziel nie verfehlen kann.«
    »Das ist es ja, warum ich nicht gern sein nächstes Opfer sein möchte.«
    »Wieso? Hast du vielleicht

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