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Fahrenheit 451

Fahrenheit 451

Titel: Fahrenheit 451 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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geschafft und versteckt habe, von Zeit zu Zeit, immer mal wieder, ich weiß selbst nicht warum, aber ich habe es getan und dir nichts davon gesagt.«
    Er nahm einen Stuhl und schob ihn bedächtig in den Flur, in die Nähe der Haustür, stieg hinauf und stand einen Augenblick da wie ein Standbild auf seinem Sockel, während seine Frau unten stand und wartete. Dann langte er hinauf und zog die Klappe der Klimaanlage zurück und griff nach rechts tief hinein und schob eine zweite Klappe zur Seite und holte ein Buch hervor. Ohne es anzusehen, ließ er es auf den Boden fallen. Dann langte er abermals hinauf und holte zwei Bücher hervor und ließ sie zu Boden fallen. Immer wieder griff er hinein und ließ Bücher fallen, kleine, größere, gelbe, rote, grüne. Als er fertig war, lagen etwa zwanzig Bücher zu Füßen seiner Frau.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich habe mir nichts dabei gedacht. Und jetzt stecken wir drin in der Tinte.«
    Mildred wich zurück. Er hörte, wie sie schnaufte, und sie war ganz blaß und machte große Augen. Zwei-, dreimal sprach sie seinen Namen aus. Dann bückte sie sich stöhnend nach einem Buch und lief damit zum Verbrennungsofen in der Küche. Er holte sie ein und hielt sie trotz ihrem Geschrei fest und obwohl sie sich mit Händen und Füßen wehrte.
    »Nein, Millie, nein! Warte! Halt doch, bitte! Du ahnst nicht ... halt!« Er ohrfeigte sie, packte sie erneut und schüttelte sie.
    Sie sagte seinen Namen und begann zu weinen.
    »Millie, hör zu«, bat er. »Wenigstens einen Augenblick. Wir können nichts tun. Wir dürfen das da nicht verbrennen. Ich will mir die Bücher ansehen, sie mindestens einmal ansehen. Und dann, wenn das wahr ist, was der Hauptmann gesagt hat, wollen wir sie gemeinsam vernichten, glaube mir, dann vernichten wir sie gemeinsam. Du mußt mir helfen.« Er nahm sie am Kinn, nicht nur, um sie anzusehen, sondern ebensosehr, um in ihrem Gesicht sich selber zu finden und einen Wink, was er tun sollte. »Ob es uns genehm ist oder nicht, wir stecken nun mal drin. Ich habe dich nie um viel gebeten, all die Jahre hindurch, aber jetzt bitte ich dich, ich bitte dich inständig. Wir müssen hier irgendwo anfangen und herausbekommen, wieso wir in einen solchen Schlamassel geraten konnten, du mit deinen Schlaftabletten und deiner Rennfahrerei und ich mit meinem Beruf. Wir steuern unaufhaltsam dem Abgrund entgegen, Millie. Ich habe nicht im Sinn, mich hinabzustürzen. Es wird keine Kleinigkeit sein. Wir haben keinerlei Anhaltspunkte, aber vielleicht können wir es uns zusammenreimen, wenn wir einander helfen. Ich brauche dich jetzt unbedingt, mehr als ich sagen kann. Wenn du mich noch im geringsten liebst, läßt du mich jetzt gewähren, vierundzwanzig Stunden lang, achtundvierzig Stunden. Mehr verlange ich nicht, dann ist es vorbei, ich verspreche es dir, ich schwöre es.«
    Sie sträubte sich nicht mehr, und er ließ sie los. Sie rutschte an der Wand hinunter zu Boden und saß da, den Blick auf die Bücher geheftet. Eines davon berührte sie mit dem Fuß, und als sie es inne wurde, zog sie den Fuß zurück.
    »Diese Frau letzthin, Millie, du hast das nicht erlebt. Du hast ihr Gesicht nicht gesehen. Und Clarisse. Du hast nie mit ihr gesprochen. Ich habe mit ihr gesprochen. Männer wie Beatty fürchten sich vor ihr. Ich kann es nicht begreifen. Weshalb sollten sie sich dermaßen vor einem Schulmädchen fürchten? Gestern auf der Wache habe ich Clarisse ständig mit den Kollegen verglichen, und plötzlich wurde mir klar, daß sie mir widerwärtig sind, und ich wurde mir selber widerwärtig. Ich dachte, es wäre vielleicht am besten, die Feuerwehrleute würden selber verbrannt.«
    »Guy!«
    Der Türmelder setzte leise ein:
    »Frau Montag, Frau Montag, jemand hier, jemand hier, Frau Montag, Frau Montag, jemand hier.«
    Leise.
    Sie wandten sich um und starrten bald die Tür, bald die verstreuten Bücher an.
    »Beatty!« sagte Mildred.
    »Das ist doch nicht möglich.«
    »Er ist nochmals gekommen«, raunte sie.
    Wieder meldete sich die Haustür leise: »Jemand hier ...«
    »Wir machen nicht auf.« Montag lehnte sich an die Wand und sank dann auf einmal zusammen, hockte da und begann geistesabwesend die Bücher anzustoßen, mit dem Daumen, mit dem Zeigefinger. Am liebsten hätte er die Bücher wieder in ihr Versteck verstaut, aber er wußte, daß er Beatty nicht noch einmal gegenübertreten konnte. Bebend kauerte er da, und dann setzte er sich hin, und der Türmelder ertönte wieder,

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