Faith (German Edition)
gefallen.
Möglich, dass sie mit Leathans abweisender Brutalität besser zurechtgekommen waren.
Er musste unbedingt mit Florus sprechen. Klug hatte der vermieden, Annabelle merken zu lassen, dass sie sich kannten. Möglicherweise ergab sich mit Florus’ Hilfe ein Weg zur Flucht.
Ben und Lisa
Vielleicht war es ein Fehler gewesen, sich vom Wasser zu entfernen. Lisa und Ben irrten seit Tagen durch ein unwirtliches graues Land.
Ben hatte Lisa von Magalie erzählt.
„Sie saß auf einem riesigen braunen Pferd und sah aus ...“ Er unterbrach sich.
„Was ist, wie sah sie aus?“ Lisa sah ihn erwartungsvoll an.
Ben wurde puterrot.
Lisa grinste. „So toll?“
„Wenn es dich nicht gäbe ...“ Ben versuchte, die Situation zu retten.
„Ach, Ben“, Lisa lachte ihn aus. „Ich bin nicht eifersüchtig.“
Lisa wusste, wie beeindruckend die Feen und Elfen in dieser Welt wirkten.
Sie waren von überirdischer Schönheit.
Ihren Reizen war kaum ein Sterblicher gewachsen.
„Wir müssen den Weg zu Magalie finden. Sie wird uns helfen. Richard kannte den Weg.“
Sie waren müde, hungrig und durstig. Auch die Schimmelstute ließ den Kopf hängen und trottete lustlos neben ihnen her.
Über ihnen segelten seit Stunden zwei gewaltige Vögel.
„Mir machen sie Angst, Ben, die sehen aus, als ob sie uns verfolgten.“
„Was können die uns schon …“
In diesem Moment schlugen die Tiere mit ihren breiten Schwingen und begannen, Ben und Lisa einzukreisen.
Ihre schrillen, lang gezogenen Schreie durchschnitten die Stille und wirkten seltsam traurig.
Sie kamen immer näher. Ben sah sich um. Hier gab es kein Versteck, keinen Unterschlupf, nichts, wo Lisa und er Schutz finden würde. Die Größe der Vögel war unglaublich und sie wurde deutlicher, je tiefer sie sanken.
Sie waren jetzt so nah, dass sie in die hell umrandeten Pupillen der beiden Weißkopfadler blicken konnten.
Der kleine Sturm, den sie bei der Landung entfachten, ließ Lisas Haare fliegen.
Die Vögel stolzierten eine Weile hin und her, als ob sie sich besinnen müssten, weshalb sie eigentlich hier waren. Lisa und Ben rührten sich nicht.
„Was wollen die?“
Lisa flüsterte.
„Keine Ahnung.“
Ben schob sich langsam vor Lisa. Aber er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Die gebogenen Schnäbel der Tiere waren sicher ernst zu nehmende Waffen und ihre Krallen waren beängstigend.
Vorläufig jedoch säuberten sich die beiden sorgfältig das Gefieder, indem sie die langen Federn ihrer Schwingen durch die Schnäbel gleiten ließen.
Auf einem Bein balancierend kratzten sie sich genüsslich die Brustfedern.
Waren sie nur gekommen, um hier ihre Morgentoilette abzuhalten?
Sie beäugten Ben und Lisa, aber sie kamen nicht näher.
„Lass uns einfach weitergehen.“
Aber das war nicht einfach.
Die Vögel versperrten ihnen mit weit ausgebreiteten Flügeln den Weg, sobald sie sich in Bewegung setzten.
„Wir probieren mal eine andere Richtung.“ Ben zog die Stute hinter sich her. Aber wieder wurden sie von ihren gefiederten Besuchern aufgehalten.
„Und jetzt?“
Ben gab nicht auf. „Wir haben vier Himmelsrichtungen, vielleicht ist ihnen diese hier genehm.“ Er wandte sich nach Süden.
„Oh nein! “ Lisa weinte fast.
Aber diesmal bauten sich die Vögel nicht vor ihnen auf, um sie am weitergehen zu hindern, sondern um vor ihnen herzugehen.
Gelegentlich sah sich einer von beiden um, wie um sicherzugehen, dass Ben und Lisa ihnen folgten.
Nach einer Weile erhoben sie sich und flogen, immer wieder weite Kreise ziehend, vor ihnen her.
„Die führen uns.“
„Aber wohin?“
Ben fürchtete sich genauso wie Lisa.
Aber hatten sie eine Wahl?
Sie mussten jemanden finden, der ihnen den Weg zu Magalie zeigen konnte.
Sie brauchten Wasser und etwas zu essen.
Lisa hörte das leise Plätschern zuerst.
Nachdem die Adler verschwunden waren, waren sie zunächst erleichtert gewesen.
Aber dann fühlten sie sich einsamer als zuvor.
Sie folgten dem Weg nach Süden, bis die Nacht hereinbrach und Lisa vor Erschöpfung und Durst nicht mehr weiterkonnte.
Aber dann hatte sie das Geräusch vernommen. Ganz in der Nähe musste Wasser sein.
Die Stute war nicht mehr zu halten und riss sich los.
Als Ben mit Lisa bei ihr ankam, stand sie bereits mit den Vorderhufen in einem Wasserloch und schlabberte gierig. Aus einem Felsen rann klares, kühles Wasser und sammelte sich in einem kleinen Teich.
Oben auf der Spitze des Felsens, aus dem das Wasser rann, saßen
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