Faith (German Edition)
erst nach Einbruch der Nacht in ihre Dörfer und Städte zurück.
Soldaten, bewaffnet bis an die Zähne, durchkämmen die Wälder. Schwarz gekleidete Reiter auf pechschwarzen Pferden patrouillieren entlang der Straßen, reiten durch Dörfer und Städte. Leathan traut niemandem. Jeder hier darf sich zwar frei bewegen, aber Leathan will genau wissen, was die Leute machen“, erläuterte Richard.
„Aber dann ist man doch nicht frei.“
Faith lief ein Schauer über den Rücken. Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto mehr fürchtete sie sich.
„Leathan hat eine sehr eigene Auffassung von Freiheit.“
„Mir ist kalt.“ Faith lehnte sich zurück, um ein wenig von der Wärme Richards zu spüren, der hinter ihr auf der Stute saß.
„Lass uns was essen, dann wird es dir besser gehen.“
Richard lenkte das Pferd in den Birkenhain, an dem sie jetzt entlangritten.
„Aber wo …?“
„Nicht sprechen!“ Richard legte Faith sanft die Finger auf die Lippen.
Sie hatten den ganzen Tag nur von Nüssen und Äpfeln gelebt, die sie sich von den Bäumen, die hier überall die Wege und Straßen säumten, gepflückt hatten.
Die kleine Stute lief fast unhörbar über den herrlich weichen Waldboden zwischen den schwarz-weißen Birkenstämmen dahin. Winzige bunt schillernde Vögel flitzten hin und her und beobachteten die Eindringlinge mit glitzernden Äuglein.
Das zarte Laub der Baumkronen bildete eine flimmernde grüne Kuppel über ihnen.
Hier endlich sah Faith lebendige Wesen, die ganz normalen Beschäftigungen nachgingen.
Der Wald öffnete sich, um einer hellen Lichtung Platz zu machen. Dahinter erblickte Faith eine kleine Stadt mit bunt gestrichenen Häusern. Nur ein größeres Gebäude erhob sich über den ein bis zweistöckigen Gebäuden, die darum herum gebaut waren.
Umgeben von Pferdekoppeln, Feldern und Obstgärten war diese Stadt und ihre Umgebung nach all den dunklen Wäldern und Seen eine Erholung für ihre Augen und ihre Seele.
Richard sprang vom Pferd und war gleich darauf von rufenden und lachenden Kindern umgeben, die auf der Lichtung schon auf ihn gewartet zu haben schienen.
Selten hatte Faith Richard so glücklich und entspannt gesehen.
Neugierig blickten die Kleinen zu Faith auf.
„Das ist Faith, meine Freundin.“
Faith sprang vom Pferd.
„Wo sind wir hier?“
Richard nahm Faith an der Hand und führte sie in die Stadt. Eines der älteren Kinder kümmerte sich um die Stute.
„Die Stadt ist das genaue Spiegelbild einer intakten Kleinstadt in meiner Welt“, dachte Faith. Allerdings würde sie dort kaum auf Trolle und Kobolde stoßen, auch nicht auf Zwerge und Glitter, wie hier. Die Glitter gefielen Faith besonders. Sie sausten durch die Luft, schlugen mit ihren grünen Flügeln und grinsten aus grünen Gesichtern fröhlich auf ihre größeren Verwandten hinab. Die Elfen und Feen unterschieden sich äußerlich kaum von den Menschen, wenn man von der Kleidung mal absah. Fast alle trugen lange Hemden und weite Hosen aus gefärbten Stoffen, so wie sie selbst, seit sie bei Annabelle lebte.
Kleine Geschäfte säumten die Einkaufsstraße.
Sie kamen an einer Schule vorbei und das große Gebäude, das sie schon von Weitem gesehen hatte, entpuppte sich als eine Art Bürgermeisteramt.
Gleich daneben gab es einen Markt, auf dem alles angeboten wurde, was das Herz begehrte.
Faith aber hatte nur Augen für die langen Tische, an denen Einheimische und Fremde zusammensaßen und aßen.
Faith lief das Wasser im Mund zusammen, als sie ganze Schinken, goldgelben Käse, grüne und blaue Oliven, frisches Brot und eingelegtes Gemüse auf den Tischen entdeckte.
„Wenn ich nicht sofort was zu essen bekomme, garantiere ich für nichts“, flüsterte sie Richard zu.
Richard grinste und steuerte auf zwei freie Plätze zu.
„Nehmt und esst.“
Einer der Elfen gegenüber hob seinen Becher und prostete ihnen zu.
„Dies ist nur eine von vielen Städten und Dörfern im Land“, erklärte Richard. „Hier wird gehandelt, Landwirtschaft betrieben und produziert, was alle benötigen. Sogar Leathan ist klar, dass manche Dinge notwendig sind und er nicht alles zerstören darf. Zwiesel, Elfen, Trolle und andere Wesen unserer Welt leben hier zusammen. Aber es ärgert ihn schon, dass diese Gemeinschaften blühen, ohne seinen Zwang. Und die meisten der Bewohner hier sind nicht abhängig von den Feensternen.“
Kaum hatte Richard zu Ende gesprochen, tauchte ein Dutzend schwarzer Reiter zwischen den Häusern auf. Der
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