Faith (German Edition)
einträchtig die Riesenvögel mit säuberlich zusammengefalteten Schwingen.
Zwei prachtvolle Skulpturen auf steinernem Sockel.
Sekunden, nachdem Lisa getrunken hatte, war sie eingeschlafen.
Der moosige Untergrund rund um den Quell war weich, die Nacht warm. Lisa war zu Tode erschöpft.
Ben lag an ihrer Seite und starrte in den sternenklaren Himmel.
Die Adler waren geblieben.
Zwei Wächter.
Ben fand es eigenartig tröstlich, sie zu sehen.
Als sie erwachten, waren sie allein. Die wundervollen Vögel waren fort.
Als sie die Augen öffnete, glaubte Lisa, geträumt zu haben, Aber da war das Wasser und am Rande des Tümpels fand sie eine schneeweiße Feder.
„Hab ich geträumt, Ben?“
Lisa war nicht sicher.
„Nein, du hast nicht geträumt, du hast geschlafen wie ein Murmeltier.“
Sie stand, mit der Feder in der Hand, neben ihm.
Ben rappelte sich hoch und nahm Lisa in die Arme.
„Mein Mädchen.“ Er küsste sie sanft.
„Wir sollten weiterziehen.“
Nachdem sie sich gewaschen und noch einmal ausgiebig getrunken hatten, verließen sie die lebensrettende Quelle.
Sie wollten dem Weg nach Süden folgen, dem Weg, den die Adler ihnen gewiesen hatten.
„Ich Idiot!“ Ben riss unsanft am Zügel und die Stute blieb so plötzlich stehen, dass Lisa beinahe gestürzt wäre.
„Was ist denn?“
„Die Adler! Adam hat Lara von zwei Adlern, Weißkopfadlern, erzählt.“
Mit zehn Fingern fuhr er sich durch die ohnehin schon wirren Haare.
„Ich glaube es nicht.“
Lisa blickte Ben skeptisch an. „Zwei Adler, die ein Boot übers Meer ans Ufer ziehen?“
Andererseits, diese beiden Vögel, die sie gesehen hatten, besaßen mit Sicherheit die Kraft, ein kleines Boot zu ziehen.
Wenn das, was Adam erzählt hatte, stimmte, konnten die Adler nur Magalies Helfer gewesen sein.
Niemand sonst hatte ein Interesse daran, die Sterblichen in diesem Land zu retten.
Im Gegenteil, Annabelle hatte Adam und Jamal ins sichere Verderben geschickt, und Leathan hätte wohl eher einen Sturm gesandt, als den beiden Jungen das Leben zu retten.
Ben und Lisa sahen sich erleichtert an.
Sie hofften, dass sie jetzt auf dem richtigen Weg waren.
Labyrinth unter der Erde
Die schmierigen Leiber, die zu Tausenden durch die Lande zogen, zeigten sich selten am Tage. Aber die glasig braunen Schleimspuren, die sie hinterließen, waren überall zu finden.
Die Slicker hatten mit dem braunen Fluss einen Teil ihrer Heimat verloren. Es gab nur noch wenige verunreinigte Gewässer, in denen sie sich aufhalten konnten. Sie hatten kaum natürliche Feinde, da ihr Fleisch für die meisten Tiere ungenießbar war. Einzig den großen Katzen, die vorwiegend im Süden lebten, konnten sie mit ihrem Gift nichts anhaben.
Ganz besonders die Lavatiden hatten unter den Slickern zu leiden. Die ekelhaften Tiere zogen sich unter die Erde zurück, wo es feucht und schlammig war. Dort kamen Klima und Konsistenz des Bodens ihren Vorlieben am ehesten entgegen. Sie gruben sich in die Erde der Borstellen und unterirdischen Gänge, die die Lavatiden hinterlassen hatten.
Aber sie waren auch in den noch intakten Tunneln zu finden. Dort wurden sie vor allem den Kindern der Arbeiter zur Plage. In den niedrigen, feuchten Tunneln, in denen nur noch Kinder arbeiten konnten, konnte man einem Angriff dieser giftigen, gefährlichen Tiere kaum entgehen.
Solche Angriffe waren für die Bewohner der Anderswelt zwar nicht zwangsläufig tödlich, aber doch schmerzhaft.
Die Wunden mussten schnell behandelt werden, da sonst böse Infektionen drohten. Die Slicker untergruben zusätzlich ganze Landstriche in Windeseile. Die nichtsahnenden Bewohner dieser Welt bewegten sich über einem Labyrinth von Höhlen, das jederzeit in sich zusammenfallen konnte.
Zusammen mit den Gängen in Leathans Bergwerken waren diese Unterhöhlungen eine Zeitbombe, die in absehbarer Zeit hochgehen beziehungsweise einstürzen würde.
Elsabe hatte Faith davor gewarnt. „Unter der Erde befindet sich ein Labyrinth von Tunneln und schmalen Gängen, Höhlen und tiefen Löchern, die irgendwann einstürzen müssen.“ Mit den ersten Slickern in den Obstgärten Magalies kamen auch die großen roten Katzen.
Elsabes Warnung
„Ich habe dich gewarnt, Magalie.“ Elsabe betrachtete die Freundin mit leisem Vorwurf. „Leathans ,Umweltpolitik‘ wird uns den größten Ärger machen. Die Wälder brennen und die Erde wird durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Außerdem geraten die Slicker außer Kontrolle. Unserer Welt
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