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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
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später hatte Annabelle ihre kostbare kleine Schimmelstute erschossen.
    Sie nahm den weißen Hengst, den einer der jungen Burschen ihr zuführte, am Zügel, dann ließ sie sich von Rafael in den Sattel helfen. Ohne sich noch einmal umzusehen, galoppierte sie mit versteinertem Gesicht aus dem Stall.
    Auch heute wartete Rafael vergeblich auf die Aufforderung, sie zu begleiten.
    Als Robert den Stall betrat, waren die Elfen dabei, den Kadaver der Stute nach draußen zu ziehen. Die Unruhe in den Boxen war erheblich.
    Die Pferde zitterten vor Aufregung. Die Gefahr, dass sie sich in der Enge verletzten, war groß. Rafael ging von einem Tier zum anderen und redete jedem gut zu.
    „Was war hier los?“
    Robert hustete.
    Noch immer hing der Staub in der Luft, den Annabelles Hengst aufgewirbelt hatte, als er von ihr rücksichtslos aus dem Stall getrieben worden war.
    Robert war fassungslos, nachdem Rafael seine Frage beantwortet hatte.
    Ungläubig starrte er das verendete, verdreckte und von Brandwunden gezeichnete Tier an.
    Auf diesem Tier hatte Faith ihre Reise zu Leathan angetreten?
    Wenn das Tier so aussah, wie mochte es Faith gehen?
    Wo war seine Tochter?
    Lebte sie überhaupt noch?
    „Wo ist Annabelle?“ Seine Stimme klang rau, wütend und ungeduldig. Er packte Rafael am Arm und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen.
    „Lass mich los!“
    „Entschuldige.“ „Ich dreh gleich durch“, dachte er, als er den Elf freigab.
    „Sie hat sich, wie jeden Tag, ihr Pferd satteln lassen, ich nehme an, sie macht ihren üblichen Ausritt.“
    Rafael war sehr zugeknöpft und hatte offenbar keine Lust, sich mit Robert zu unterhalten.
    Seit die Karawane eingetroffen war, hatte Annabelle auffallend oft auf seine – Rafaels – Gesellschaft verzichtet, und er vermutete ganz richtig, dass sie Robert den Vorzug gab.
    Robert riss sich zusammen.
    „Gib mir ein Pferd.“ Robert versuchte, seine Stimme in den Griff zu bekommen.
    Er war kurz davor zu explodieren.
    „Das kann doch nicht wahr sein“, dachte er.
    „Weiß sie, was mit Faith passiert ist, oder interessiert es sie nicht? Wie kommt sie dazu auszureiten, ohne mich zu informieren?“
    Robert sah erleichtert, dass der Apfelschimmel für ihn bereitstand.
    Er war eines der schnellsten Pferde in den Ställen und das einzige Tier, das Annabelles Schimmel vielleicht würde einholen können.
    Er bedankte sich bei dem kleinen Burschen, der ihn gebracht hatte.
    Der Junge zwinkerte ihm zu. Er hatte das Tier nicht gesattelt. Er hatte sich gemerkt, dass Robert am liebsten ohne Sattel ritt.
    Robert kannte den immer gleichen Weg, den Annabelle für ihren „Morgenritt“ – der Morgen begann für Annabelle gegen Mittag – bevorzugte. Der Apfelschimmel schoss wie ein Pfeil am Meer entlang.
    Robert dachte nicht an Flucht, er wusste, dass keine Aussicht auf Erfolg bestand.
    Die Kobolde standen Tag und Nacht Wache. Kein einziges Boot lag am Strand.
    So „früh“ am Tage waren nicht mal die Schönen Kinder zu sehen. In der Ferne hörte er das aufgeregte Kläffen der Silberfüchse, die Annabelle auf all ihren Ausritten begleiteten.
    Er trieb sein Pferd an.
    Robert wollte sie erreichen, bevor sie in den geheimnisvollen Buchenwald eindrang, dessen graue Stämme so dicht beieinander standen, dass es schwer sein würde, Annabelle zu finden.
    Ohne Annabelles magischen Schutz in diesen Wald zu reiten, käme einem Selbstmord gleich.
    Er wirkte wie ein verwunschener Märchenwald und brachte doch ahnungslosen Besuchern den Tod.
    Dort gab es noch wilde Trolle und riesige Schwarzbären, deren Tatzen einem Pferd mit einem Hieb den Schädel zertrümmern konnten. Schlimmer noch als die Bären waren die winzigen Klapperer , die sich in den Ohren festsetzten. Sie ließen sich aus den Bäumen auf die ahnungslosen Besucher des Waldes fallen. Mit ihrem schrillen Klappern machten sie die so Befallenen wahnsinnig und saugten ihnen das Gehirn aus dem Kopf. Giftige Libellen schwebten, schillernden Juwelen gleich, zwischen den Bäumen.
    Annabelle hatte ihren Verfolger noch nicht bemerkt.
    Sie ritt dicht am Meeresufer durch die unablässig anrollenden Wellen.
    Kaskaden von silbernen Tropfen hüllten Pferd und Reiterin ein.
    Robert musste sich eingestehen, dass es außerordentlich reizvoll war, Annabelle zuzusehen.
    Ihre eleganten Bewegungen, ihre wahrhaft feenhafte Schönheit wirkten bezaubernd.
    Das silberne, schwere und windzerzauste Haar flog wie Gischt um ihr jugendliches Gesicht mit den leicht schräggestellten

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