Faith (German Edition)
violetten Augen.
Aber Robert hatte nicht die Absicht, sich von ihrem Anblick, der davon ablenkte, dass Annabelle so todbringend und kalt sein konnte wie eine Viper, fesseln zu lassen.
Robert brüllte seine Wut auf Annabelle und die Angst um seine Tochter gegen den Wind. Er galoppierte jetzt direkt neben ihr her.
„Annabelle!“
Sie musste ihn gehört haben. Sie verringerte ihre Geschwindigkeit und Robert überholte sie.
Der weiße Hengst stieg, als sie ihn zurückriss, aber sie saß wie angeschmiedet im Sattel.
Ihr Gesicht verriet höchstens mildes Erstaunen, ihn hier zu sehen.
„Waren wir zum Ausritt verabredet?“
Annabelle hob leicht die wohlgeformten Brauen.
„Keine Spielchen, du weißt genau, warum ich hier bin.“
„Sag du es mir.“
Annabelle saß unbeweglich, kalt und abwartend im Sattel.
Sie gab Robert das Gefühl, sich wie ein hysterischer Idiot zu benehmen.
Er musste seine Wut zügeln.
Je unbeherrschter er sich aufführte, desto mehr genoss sie seinen Auftritt.
„Lass uns reden Annabelle, ich bitte dich. Sag mir ob du etwas von ihr gehört hast. Lebt meine Tochter?“
„Das kann ich dir nicht sagen. Ich weiß nur, dass ich eine meiner wundervollen Stuten erschießen musste.“
Tatsächlich stieg so etwas wie Trauer in ihre Augen.
„Ich habe keine Ahnung, was deine Tochter mit ihr angestellt hat.“
Robert glaubte, sich verhört zu haben.
„Du glaubst, Faith habe dein Pferd so zugerichtet?“
„Wie gesagt, ich weiß es nicht, noch nicht.“
„Lass mich gehen, Annabelle, ich muss meine Tochter suchen. Ich weiß, dass du mich brauchst, um deinen Bruder zu erpressen. Sobald ich erfahren habe, dass sie lebt, werde ich zurückkommen, du hast mein Wort.“
Robert sah sie flehend an.
„Sollte Faith nicht mehr am Leben sein, bin ich für dich nichts mehr wert.“
„Wie rührend. Nein, Robert, du bleibst hier. Und ob du für mich etwas wert bist, werde ich selbst entscheiden. Ich fürchte sogar, dein Wert ist gerade gestiegen.“
„Dann, verdammt, finde eine Lösung, und das schnell, statt hier die Zeit mit deinem Gaul zu verschwenden. Ich will wissen, ob meine Tochter lebt.“
Robert schrie es Annabelle unbeherrscht ins Gesicht.
Leiser Triumph spiegelte sich in Annabelles Augen, als sie Robert so aus der Fassung geraten sah.
Robert riss sein Pferd herum und jagte völlig aufgelöst zum Schloss zurück.
Er wollte mit Jamal sprechen, der sich zwischen den Händlern unsichtbar gemacht hatte.
Annabelle hatte ihn nicht erkannt.
Und er musste Florus sehen, vielleicht ergab sich doch eine Möglichkeit zur Flucht.
Hinter ihm japsten und belferten die Silberfüchse, die ihm mit Annabelle zum Schloss folgten.
Robert lauschte. Für einen kurzen Moment glaubte er, das Heulen eines Wolfes zu hören.
Leathan wartet
Wieder kam der Elf, den er geschickt hatte, mit der Nachricht zurück, dass die schwarzen Reiter mit dem Mädchen noch nicht eingetroffen waren.
So schnell es ging, verschwand er wieder. Leathan schlechte Nachrichten zu bringen, konnte unter Umständen für den Überbringer lebensgefährlich sein.
Wo blieben die Kerle bloß?
Leathan stand in dem Turmzimmer, das ihm den besten Überblick über sein Land gewährte. Im Kamin loderte trotz der Wärme draußen ein kräftiges Feuer. Die dicken Mauern der Burg hielten das Innere zu jeder Jahreszeit kühl.
Kostbare farbige Teppiche hingen an den Wänden des runden Raumes. Mit schwarzem Rosshaar bezogene hochlehnige Stühle standen um einen dunklen Eisentisch herum. Der Raum wirkte trotz der Farbigkeit der Wandbehänge düster und abweisend.
Er war das perfekte Abbild seines, wie immer ganz in Schwarz gekleideten, Besitzers.
Zwölf seiner Reiter waren abgestellt gewesen, das Mädchen sicher hierher zu bringen.
Wo also blieben sie?
Das Mädchen musste seit etwa zehn Tagen unterwegs sein. Viel zu lange.
Konnte es sein, dass Annabelle ihren Teil der Abmachung nicht einhielt?
Wie als Antwort auf seine Fragen sah er einen Reiter auf die Burg zukommen.
Allein.
Noch bevor Leathan die Ställe erreicht hatte, kippte der dunkle Elf vom Pferd.
Das schwarze Fell seines Tieres sah aus, als habe man es mit Asche eingerieben. Staubig und erschöpft stand der Rappe zitternd neben seinem Reiter.
Als Leathan erschien, öffnete sich der Kreis der Gaffer, die die beiden Ankömmlinge umringt hatten.
„Kümmert euch um das Pferd!“, fuhr er die Schaulustigen an.
Dann wandte er sich dem immer noch am Boden liegenden keuchenden Elf
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