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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
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so weit das Auge reichte, quer durch das Land.
    Die Landschaft wirkte völlig verändert. Da, wo man früher weiche Hänge und braune Terrassen sehen konnte, gab es jetzt ein unübersehbares tiefes Tal. So tief, dass sein Grund nicht zu erkennen war.
    „Wir sollten uns beeilen.“ Elsabe kniete neben Faiths leblosem Körper.
    Ihre sensiblen Finger untersuchten ihn schnell und geschickt, um sich dann Richard zuzuwenden.
    Ihre Stimme klang belegt und traurig.
    „Wir nehmen sie mit zur Grotte.“
    Nur ein winziger Hoffnungsschimmer glomm in ihren Augen.
    Einige der Hexen blieben, um den Lavatiden zu helfen. Elsabe schwang sich mit den anderen auf.
    Kaum waren sie in der Luft, brach unter lautem Getöse der Rand des Kraters, auf dem eben noch die beiden Verletzten gelegen hatten, in die Tiefe.
    Die Aschewolke begann sich zu verziehen, ein bleicher Mond beleuchtete die Verwüstungen unter den Hexen, die mit ihren Schützlingen zu den Grotten flogen.
    Der Wald und die Felder mit den Feensternen waren versunken und unter dem Geröll im Inneren einer völlig neu entstandenen Landschaft begraben.
    Derselbe fahle Mond, der die aufgebrachte Erde in sein geisterhaftes Licht hüllte, begleitete auch die unheimlichen schwarzen Reiter, die unter Leathans Führung wie dunkel drohendes Unheil durch die Nacht donnerten.

Magalie besucht Faith und Richard
    Chocolat tänzelte nervös, er spürte die Unruhe seiner Herrin. Magalie ritt an den ausgedehnten Obstgärten entlang, deren Bäume blühten und zugleich Früchte trugen.
    Die Glitter spielten in den Bäumen, hielten aber inne, als sie bemerkten, dass Magalie, anders als sonst, ihre fröhlichen Grüße nicht erwiderte.
    Sie begannen, die schon reifen Früchte in Körbe zu füllen. Oskar schickten sie mit dem Auftrag, herauszufinden, was Magalie bedrückte, hinter ihr her.
    Seit zwei Tagen waren die Hexen unterwegs.
    Magalie war in Gedanken, sie hatte die Glitter gar nicht wahrgenommen.
    Sie war abgelenkt, sie dachte an ihre Tochter.
    Hatte Elsabe Faith und Richard nicht gefunden?
    Warum meldete die Freundin sich nicht?
    Sie gab ihrem Pferd einen leichten Klaps. Der riesige braune Wallach gehorchte sofort und wurde schneller.
    Er trabte eilig an den Gärten vorbei und galoppierte über stoppelige Felder, sodass die fette braune Krume unter seinen Hufen nach allen Seiten flog.
    Magalie blickte angespannt nach vorne.
    Vielleicht war Elsabe oder eine ihrer Schwestern endlich mit einer Nachricht gekommen.
    Sie hatte das Gefühl, keine Sekunde länger mit der Ungewissheit leben zu können. Keinen Blick gönnte sie dem wunderschönen Herrenhaus vor ihr.
    Die verwaschen zartrosa gestrichene Fassade leuchtete in der Sonne wie eine sanfte Morgenröte.
    Den lang gezogenen Mittelteil des dreistöckigen Hauptgebäudes flankierten links und rechts zwei niedrigere Seitenflügel, deren Mauern hinter zarten Rosenranken fast unsichtbar waren.
    Den Hof, der sich durch die Architektur des u-förmigen Hauses ergab, überdachte eine Jahrhunderte alte Kastanie.
    Ihre riesige Krone bildete ein gewaltiges grünes Dach, dessen schneeweiße Blütenkerzen vor den rosenfarbenen Wänden des Hauses beinahe irreal wirkten.
    Durch das dichte Blätterdach des Baumriesen fiel niemals ein Regentropfen.
    Die langen Tische, die unter der Kastanie standen, waren mit weißen Tüchern bedeckt, die in der sanften Morgenbrise wehten.
    Achtlos ritt Magalie an dem Anwesen vorbei, um zu den Ställen zu gelangen.
    Sie hörte nicht das Plätschern der beiden Brunnen vor den Seitenflügeln, nicht das Gelächter aus der Küche, in der die zahlreichen Bewohner des Hauses ihr Morgenmahl herrichteten.
    Sie suchte am Himmel nach einem Zeichen, das die Hexen ankündigte.
    Vielleicht bedeutete ja, von Elsabe nichts zu hören, dass alles in Ordnung war?
    Aber Magalie wusste, dass sie sich selbst belog.
    Ihre Unruhe sagte etwas ganz anderes.
    Und dann sah sie es, das Zeichen am Himmel.
    Elsabe!
    Sie kam allein.
    Magalie sprang von Chocolat und warf die Zügel einem vorbeilaufenden Elf zu, der sie geschickt, aber auch erstaunt auffing.
    Magalie kümmerte sich nach ihren morgendlichen Ausritten grundsätzlich selbst um ihr Pferd, diesmal war es anders.
    Elsabe brach es das Herz, als sie erkannte, wie sehr Magalie um Fassung rang.
    „Ich möchte sie sehen“, war Magalies einzige Erwiderung auf den Bericht der Hexe.
    Sie sah auf Oskar hinab, der, mit sorgsam auf dem Rücken gefalteten Flügelchen, die Hände darunter verschränkt, zu ihr

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