Faith (German Edition)
zu.
„Steh auf und reiß dich zusammen. Ich warte seit Tagen auf euch. Wo kommst du jetzt erst her und was ist mit deinen Begleitern? Wo ist das Mädchen?“
Mühsam erhob sich der Angesprochene.
Als er den Mund öffnete, um Leathans Fragen zu beantworten, erbrach er grauen Schleim. Überwältigt von Schmerzen krümmte er sich zusammen und ließ sich auf Hände und Knie sinken. Leathan wandte sich angewidert ab.
„In einer halben Stunde will ich dich bei mir sehen, mit einem vollständigen Bericht. Und“, fügte er hinzu, „achte darauf, dass du dann anständig aussiehst.“
Geduld oder Mitgefühl waren nicht Leathans Stärken.
Was war geschehen?
Er betrat den Stall, um nach dem Pferd zu sehen.
Das Wohl seines Tieres lag ihm eindeutig mehr am Herzen als das eines seiner Reitgenossen.
Der prächtige Rappe stand an der Tränke und wurde bereits abgerieben und gestriegelt.
Sein Fell nahm langsam wieder das glänzende Lackschwarz an, das Leathan so liebte.
Nachdem der erschöpfte Reiter eine halbe Stunde später Bericht erstattet hatte, ließ Leathan Obsidian satteln.
„Wenn ich gleich reite“, dachte er, „bin ich morgen bei den Bergwerken.“
Elf der schwarzen Reiter waren offenbar in den brennenden Schlund gerissen worden und nicht wieder aufgetaucht.
Schade um seine schönen Rappen.
„Ich werde nachsehen, ob vielleicht doch eines der Pferde überlebt hat.“
Viele der Lavatiden waren verletzt oder getötet worden, das war schlecht, jetzt, da die Artisanen nicht mehr für ihn, sondern vorwiegend für Annabelle arbeiteten.
Aber wo mochte Magalies Tochter geblieben sein? Vielleicht hatte auch sie das Unglück nicht überlebt? Auf der einen Seite könnte sich dann die Prophezeiung, sie könne ihm die Macht entreißen, nicht mehr erfüllen.
Bis jetzt hatte dieses Kind ja nicht einmal eine Ahnung, wonach es überhaupt suchte.
Er lächelte höhnisch in sich hinein.
„Vermutlich würde sie es niemals wissen“, dachte er mitleidlos und überheblich.
Auf der anderen Seite wäre es doch schade, wenn er mit ihr als Geisel Magalie nicht mehr an sich binden könnte.
Er träumte davon, mit Magalie zusammen über alle Fürstentümer der Anderswelt zu herrschen.
Dann richtete er seine Gedanken auf seinen Sohn.
Was hatte Richard mit dem Mädchen zu tun?
Richard war immer ungehorsam gewesen.
Würde er ihm jetzt das Mädchen bringen?
Was tat er hier? Er hatte ihn doch zurückgeschickt in die Welt seiner Mutter, Agnes.
Nur kurz stand ihr anmutiges Bild vor ihm. Er hatte sie gelockt und verführt, und sie war bei ihm geblieben, bis sie Magalie traf. Wenn Leathan wollte, konnte auch er blenden und betören und mit seiner Schönheit den Verstand der Sterblichen auslöschen.
Nie würde er Magalie verzeihen, dass sie Agnes zur Flucht verholfen hatte.
Leathan zwang sich, wieder an seinen Sohn zu denken.
Hatte er das Unglück überlebt?
Bald würde er es wissen.
Der Elf hatte diese Frage nicht beantworten können. Hinter ihm erklang das dumpfe Trommeln Hunderter Hufe.
Selten ritt Leathan ohne seine schwarzen Reiter.
Schlamm und glühende Steine
Unruhig liefen die Wölfe auf den gezackten Wundrändern der Krater hin und her.
Ein einzelner grauer Wolf hob den großen Kopf und heulte ein wehmütiges Lied in die Nacht.
Immer noch grummelte es in der Erde und immer noch spuckte sie Schlamm und glühende Steine.
Heißer Dampf quoll aus den dunklen Öffnungen. Weiße Asche machte eine Schneelandschaft aus dem gequälten Land.
In panischer Angst waren die Lavatiden geflohen, hatten Verletzte zurückgelassen.
Jetzt aber kamen sie wieder, um nach Überlebenden zu suchen. Misstrauisch und vorsichtig näherten sie sich dem größten Krater.
Als der Ausbruch spätabends begann, waren die meisten der Arbeiter bereits gegangen.
So gab es weniger Verluste, als man bei der Gewalt der Explosionen hätte annehmen können. Nur die hin- und herschwingenden Lampen der Lavatiden beleuchteten geisterhaft das Chaos.
Kopflos und außerordentlich angriffslustig hasteten die aufgestörten Slicker in den Stollen zwischen den schleimigen unappetitlichen Kadavern ihrer Artgenossen hin und her. Einige begannen bereits damit, ihre Verwandten aufzufressen.
Schlammiges Wasser sprudelte aus unzähligen Öffnungen in die Gänge und erschwerte die Suche nach Verletzten.
Die Hexen standen oben auf dem bröckelnden Rand eines Kraters.
Ein tiefer breiter Riss, der sich dumpf dröhnend noch immer zu vergrößern schien, zog sich,
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