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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
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niederzureißen, was sich ihr in den Weg stellte.
    Die Ersten, die den Versuch machten, die wild gewordene Herde aufzuhalten, scheiterten hoffnungslos.
    Annabelle hörte die Schreie der Kobolde, das metallische Klingen der umstürzenden schweren Schilde, das angsterfüllte Wiehern stürzender Pferde. Das wogende Auf und Ab der leuchtend weißen Rücken der Tiere war trotz der Dunkelheit gut zu erkennen.
    Innerhalb kürzester Zeit war die Herde wie ein Spuk in der Ferne verschwunden.
    Die Bewohner des Schlosses rannten, von dem grauenvollen Lärm und den Schreien verletzter Kobolde und angstvoll wiehernder Pferde aufgestört, aus dem Palast.
    Weitere Fackeln wurden in aller Eile herbeigebracht. Elfen und Feen hasteten zu den Ställen.
    Annabelle war die Erste, die, dicht gefolgt von Rafael, in einem dunklen Wirbel im Stall landete.
    „Ich muss die verletzten Tiere erlösen!“ Fordernd streckte sie die Hand aus.
    Rafael beeilte sich, ihr eine Waffe zu bringen und wies einige der Elfen an, Annabelle mit Fackeln zu begleiten.
    Innerlich tobte sie, äußerlich aber schien sie beherrscht und eiskalt.
    Über den Leibern schwer verletzter Kobolde und Trolle, verkeilt mit gebrochenen Gliedern, lagen ihre weißen Pferde.
    Der weitaus größere Teil der Herde allerdings war entflohen und hatte bei seiner panischen Flucht viele der Wachen zu Tode getrampelt. Die übrigen Pferde hatten versucht, in wilder Hast ihr Leben zu retten.
    Annabelle hatte nur Augen für ihre Pferde.
    Für die vor Schmerzen stöhnenden blutenden Kobolde in ihren zerrissenen grünen Uniformen fehlte ihr jedes Mitgefühl. Mochten sich andere um sie kümmern.
    Annabelle beherrschte die Armbrust vollendet.
    Scheinbar mühelos schoss sie einen Pfeil nach dem anderen ab, um ihre Schimmel von den Schmerzen zu erlösen.
    Ihre Miene war vollkommen gefasst.
    Sie ahnte, wem sie den Verlust dieser schönen Tiere zu verdanken hatte.
    Robert und Jamal hingen tief gebeugt über den Pferderücken. Sie verließen sich völlig auf die Tiere. Es war viel zu dunkel, um etwas zu sehen.
    Sie konnten nur hoffen, dass keines der Pferde stolperte oder auf andere Weise zu Fall kam.
    Entsetzt horchten sie auf das Wiehern der zu Tode stürzenden Tiere, die Schreie und das Gebrüll der völlig überrumpelten Kobolde.
    Robert zwang sich, nicht an das entsetzliche Leid zu denken, das sie mit ihrer Flucht anrichteten.
    Die Hufe seines Pferdes trommelten immer nur einen Namen … Faith, Faith, Faith.
    Oskar war seit Beginn der Nacht damit beschäftigt gewesen, alle Boxen in den Ställen zu öffnen.
    Die Artisanen hatten leise und geschickt die verschlossenen Türen der Ställe aufgebrochen.
    Der Glitter hatte seine eigene Methode die Pferde so scheu zu machen, dass sie förmlich aus dem Stall flogen, kaum, dass die Türen sich öffneten.
    Dann erst hatten Robert und Jamal die beiden zurückgehaltenen Pferde bestiegen, um im Schutz der rasenden Herde ungesehen verschwinden zu können.
    Oskar flog vor ihnen her.
    Robert hatte nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet in diesen Minuten Annabelle den Spieltisch verlassen würde.
    Er hatte den ungläubigen und zornigen Blick aus violetten Augen gespürt, hatte, undeutlich, ihre schlanke Gestalt hinter den Fackeln erahnt.
    Sie besaß Hunderte dieser herrlichen Schimmel, sie würde nicht zögern, ihn zu verfolgen.
    Aber nicht allein.

Dunkle Reiter
    Wie ein gewaltiger Schwarm lackschwarzer Krähen flogen Leathans Reiter über das Land. Rücksichtslos durchpflügten sie blühende Wiesen und Äcker, die kurz vor der Ernte standen.
    Ein Sturm der Verwüstung überfiel die Dunkelwelt.
    Wo die Reiter auf ihren riesigen Rappen auftauchten, verbreiteten sie Angst und Schrecken.
    Noch immer züngelten Flammen unter Tage.
    Warmes Wasser eines längst vergessenen Flusses quoll aus der Erde und unterspülte die noch nicht eingestürzten Gänge der Bergwerke.
    Noch standhaltende Bohrtürme waren zur Hälfte im Wasser versunken. Andere lagen wie gefällte, urweltliche Riesentiere halb verborgen im Schlamm.
    Leathans Wut war grenzenlos.
    Den Zusammenhang zwischen dieser Katastrophe mit seinem eigenen Verhalten stellte er nicht her.
    Dass die erbarmungslose Ausbeutung der Natur, seine Gier nach den Schätzen der Erde daran schuld sein könnte, dass sie sich wehrte, diesen Gedanken ließ Leathan nicht zu.
    Er hatte kilometertiefe Bohrungen in die Erde befohlen, hatte riesige Gebiete unterhöhlen lassen und nicht auf die Warnungen gehört, die gelegentlich

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