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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
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aufnehmen?
    Wenn Lisa ihr so wichtig war wie es schien, würden sie bald wieder im Umfeld eines Palastes leben können.
    So weit waren ihre Pläne gediehen, als ein zartes Klirren ihre Aufmerksamkeit erregte und das Kreiseln auf dem Eis beendete.
    Das Klirren wurde lauter, als das Eis unter ihnen erzitterte und knirschte. Tausende von zarten Rissen, die sich rasch vergrößerten, durchzogen die geschlossene Eisdecke, so, als ob ein unsichtbarer Maler hektisch und wahllos schwarze Striche auf ein weißes Blatt Papier zeichnete.
    An den größer werdenden Rissen brach das Eis.
    Die Derwische schlingerten kreischend auf den kleiner werdenden Eisschollen weg vom Land aufs Meer hinaus.
    Noch lange war das Blitzen der silbernen Glöckchen zu sehen und ihr aufgeregtes helles Klingeln zu hören.
    Das warme Wasser des vergessenen Flusses brach sich unter der Erde weiter Bahn und quoll unaufhaltsam aus dem Inneren überall dahin, wo sich ihm kein Widerstand bot. Seine Wärme schmolz das Eis. Damit erwachten auch Lisas und Bens Seelen aus ihrer Erstarrung.
    Vor ihren Augen zerflossen die Umrisse der vorbeiziehenden Eispaläste. Galionsfiguren tropften von schimmernden Schiffen, wurden unscharf und vergingen.
    „Hab ich geträumt, Ben?“
    „Ich weiß es nicht, Lisa.“

Verfolgung
    Annabelle war wie immer perfekt gekleidet. Über den dunklen Reithosen, die in weichen hellbraunen Stiefeln steckten, trug sie ein ebenfalls braunes Jackett. Das silberne Haar leuchtete unter der Reitkappe hervor.
    Es war ein mühseliger, langer Ritt bis hierher gewesen. Annabelle war entsetzt über das Ausmaß der Zerstörung, das hier erst richtig sichtbar wurde.
    Sie dachte nach und konzentrierte sich dabei auf den schmalen Weg, der über den Canyon unter ihr weiter in südliche Richtung führte.
    Beginnend mit der Verfolgung der durchgegangenen Pferde, die in ihrer Panik stundenlang liefen, um endlich langsamer zu werden und sich zu zerstreuen, endete die Nacht mit der Erkenntnis, dass Robert sich nicht mehr bei der Herde befand.
    Er musste sich während der wilden Jagd in der Dunkelheit abgesetzt haben.
    Er wollte zu seiner Tochter, aber Robert konnte genauso wenig wie sie selber wissen, wo das Mädchen war, ob es noch lebte.
    Oder doch?
    Ja, er musste Helfer gehabt haben.
    Seine Flucht hätte er keinesfalls allein bewerkstelligen können
    In den Stall einzubrechen und Hunderte Boxen unbemerkt zu öffnen, wäre einem Mann allein niemals gelungen.
    Im Stall hatte sie die Anwesenheit von etwas Fremden gespürt.
    „Wie konnte ich nur so sorglos sein“, dachte Annabelle wütend. Sie hätte wissen müssen, wie sentimental die Menschen waren.
    Sie dachte an ihre Schönen Kinder. Würde sie je eines vermissen, würde sie überhaupt bemerken, wenn eines fehlte?
    Jetzt hatte sie mit Faith und Robert gleich zwei wertvolle Geiseln verloren, durch die sie Leathan hätte zwingen können, zu tun, was sie von ihm verlangte.
    Sie musste die Geiseln wiederfinden.
    Das Naheliegendste war, die beiden bei Magalie zu suchen.
    Trotzig und voller Zorn trieb sie ihren weißen Hengst zu einer schnelleren Gangart.
    Die Reiter hinter ihr hielten den Atem an, als sie beobachteten, wie sich rechts und links vom Steilhang immer wieder Geröll löste und laut polternd in den Abgrund schlug, während Annabelle in halsbrecherischem Tempo den Canyon auf einem schmalen Grad überquerte. Ihren Reitern hatte sie befohlen, zurückzubleiben.
    Sie wollte erst die Sicherheit des Weges erkunden, bevor sie ihren Begleitern gestattete, ihr zu folgen. Wobei es ihr weniger um die Sicherheit der Reiter, als vielmehr um die ihrer kostbaren Pferde ging.
    Der braune Wallach tänzelte unruhig und ließ sich kaum auf der Stelle halten. Aber Magalie hielt Chocolat mit eiserner Hand am Platz und sah dem schneeweißen Hengst, der auf sie zu galoppierte, entgegen.
    Erst in allerletzter Sekunde riss Annabelle ihren Schimmel zurück. Das Tier bäumte sich auf, die Hufe schlugen haltsuchend in die Luft. Die Augen wild aufgerissen, mit Schaum vor dem Maul, fast senkrecht stehend, hätte es zweifellos jeden anderen abgeworfen.
    Annabelle jedoch saß wie angewachsen auf ihrem bildschönen Pferd.
    Magalie dachte an den Tag zuvor zurück, während sie Annabelle entgegensah.
    Die Erde hatte zum wiederholten Male gebebt.
    Magalie sah noch die Furcht in den Augen ihrer Tochter.
    Sie selbst wirkte vollkommen ruhig, als sie sich erhob und den beleidigten Kater von sich wegschubste.
    „Wohin gehst

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