Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
Vom Netzwerk:
fortgeschickt, in der absurden Hoffnung, ihrer Tochter dieses Schicksal ersparen zu können.

Robert im Land der Zwiesel
    Von Weitem schon hörten sie das herabstürzende Wasser. Vor ihnen fiel ein kilometerbreiter Wasserfall schäumend in die Tiefe. Millionen silberner Tropfen glitzerten wie ein Geflecht aus winzigen Diamantsplittern in der Luft. Das Rauschen schluckte jedes andere Geräusch. Robert und Jamal starrten gebannt, mit einer Mischung aus Bewunderung und Schrecken, auf die Gewalt, mit der sich die sieben Arme eines Stromes in die Tiefe fallen ließen.
    Jamal war schon einmal hier gewesen, aber er hatte Mühe, die Gegend wiederzuerkennen.
    Damals war das Flussdelta gemütlich in eine ganz andere Landschaft übergegangen.
    Er war mit Adam den Fluss entlanggelaufen, bis die Slicker kamen. Noch immer schüttelte es Jamal, wenn er an dieses schreckliche Erlebnis dachte, bei dem Adam durch den Biss eines dieser widerlichen Tiere beinahe sein Leben verloren hätte.
    Der Anblick dieser gewaltigen Wassermassen war unglaublich.
    Die Luft war feucht und schwül. Waren sie dem Erstickungstod durch Asche und Staub entgangen, um jetzt diese schwere, feuchtwarme Luft einzuatmen?
    Ihre Pferde hatten sie am Beginn eines schmalen Pfades zurückgelassen.
    Sie waren nicht dazu zu bewegen gewesen, weiterzugehen.
    Und Jamal konnte es den Tieren nicht verdenken.
    Unter ihren Füßen brachen immer wieder kleine Lawinen aus Erde und Steinen weg.
    Jamal wagte, während er vorsichtig hinter Robert herging, kaum zu atmen.
    Bei jedem Schritt befürchtete er, mit dem herabfallenden Geröll in den Abgrund gerissen zu werden.
    „Das ist das Land, in dem wir die Zwiesel getroffen haben. Hier gab es nur eine endlos weite Ebene, Robert, keine Wasserfälle, keine Schluchten.“
    Jamal schrie in Roberts Ohr, um das Tosen des Wasserfalles zu übertönen.
    Robert kannte einige der Zwiesel. Allerdings war er nie in ihrem Land gewesen. Magalie trieb, genau wie alle anderen Fürsten der Anderswelt, Handel mit ihnen. Ihre Produkte waren so beliebt wie die fröhlichen, immer gut gelaunten Händler selber.
    Sie kamen in alle Fürstentümer, hielten ihre Märkte ab, auf denen sie alles anboten, was für den täglichen Gebrauch notwendig war.
    Es gab Lebensmittel, frisch gepresstes Öl, Kräuteressig und köstliche Salate. Herrliches selbstgebackenes Brot, Eier, Butter und selbstangebautes Obst in Hülle und Fülle.
    Aber auch Töpfe, Pfannen, Tongeschirr, eben Gebrauchsgegenstände für jeden Bedarf.
    Vögel in hübschen geflochtenen Volieren, geschnitzte Holzpüppchen und anderes Kinderspielzeug. Kleider aus kräftigen Leinenstoffen in ebenso kräftigen Farben, Schürzen, Hosen, Tücher und bunte Bänder hingen wie lustige Fahnen an den Leinen, die zwischen den Verkaufsständen gespannt waren. Käfige mit Hühnern, Gänsen und Kaninchen wurden feilgeboten.
    Jede Woche erschienen sie mit ihren Waren, so verlässlich wie die Sonne aufging.
    Ihre Fähigkeit, sich zu orten, sich an einen Ort zu denken, machte es ihnen möglich, überall im Lichten Reich auf den Märkten der Dörfer und Städte ohne Verzögerungen zu erscheinen. Nur in die Schattenwelt Leathans kamen sie nie.
    „Lass uns weitergehen!“, schrie Robert zurück.
    Er wusste, dass dieses Land in Magalies Fürstentum überging. Hier ganz in der Nähe mussten auch die Grotten sein, von denen Oskar gesprochen hatte. Die Grotten mit dem heilenden Wasser, in denen die Hexen Adam gesund gepflegt hatten und wo sie jetzt hoffentlich auch seine Tochter heilen würden. Wo Oskar wohl geblieben war? Hatte er die Hexen erreicht?
    Hinter ihm brüllte Jamal und hielt ihn am Ärmel fest.
    Der Wind wurde immer stärker. Schwankend hielten sie einander. Sie atmeten mühsam pure Feuchtigkeit ein und hatten das Gefühl, taub zu werden.
    „Wir müssen es zu der verfallenen Burg dort drüben schaffen. Die Zwiesel sind sehr hilfsbereit, sie können uns den Weg zeigen, der zu den Grotten führt.“
    Erschrocken sah Jamal nach unten, als wieder ein Stück vom Rand abbrach und laut polternd den Steilhang hinunterkrachte. Ihn schwindelte und er klammerte sich an Robert.
    „Nicht runtersehen!“ Robert hielt den Jungen fest.
    Wie immer vor Sonnenuntergang schlenderten die Jungen und Mädchen durch die Straßen. Die Erwachsenen standen vor ihren Häusern beieinander und sahen auf die ungewohnte neue Landschaft in der Ferne. Nur die Kinder spielten heute so sorglos wie immer. Es gab nur ein einziges Thema in diesen

Weitere Kostenlose Bücher