Faith (German Edition)
weich um ihren Hals, wie ein lebendiges Wesen. Faith durchlief ein Schauder, als Richard ihr das Schmuckstück anlegte und seine Finger ganz zart ihren Nacken berührten.
„Ich wünsche dir alles Glück in deiner Welt, Faith“, sagte er leise und machte Ben und Patricia Platz, die jetzt ihre Geburtstagswünsche loswerden wollten.
Patricias und Bens Glückwünsche klangen weit weniger sonderbar. Was hatte Richard gemeint, als er „in deiner Welt“ sagte? Was wusste Richard?
Sie nahm Patricias Geschenk in die Hand und entfernte das Goldpapier, dann hob sie den Deckel des Kästchens, das darin zum Vorschein kam.
Auf dem unendlich fein gewebten Seidenschal, der buchstäblich daraus hervorquoll, tummelten sich winzige türkisfarbene Eisvögel. Sie zeigten ihre orangefarbenen gefiederten Brüste und wirkten durch die Bewegungen des Stoffes fast, als ob sie tatsächlich flögen.
Dieser hauchzarte Schal war viel zu kostbar für ein Geburtstagsgeschenk, völlig übertrieben und absolut typisch für Patricia.
Aber er zeugte nicht nur davon, dass sie unbegrenzt über Geld verfügte, sondern bewies auch ihren exzellenten Geschmack.
Faith ließ diesen Hauch von Stoff durch ihre Finger gleiten. Seine seidige Glätte fühlte sich unwiderstehlich an, der blasse Glanz unter den strahlend türkisfarbenen Vögeln faszinierte sie. Sie musste zugeben, dass sie sich freute.
Lisa brachte Faith in einem Körbchen ein struppiges graues Etwas, von dem sie schwor, dass es einmal ein Hündchen werden würde.
„Er heißt Wolle.“
Faith umarmte Lisa und drückte sie gerührt an sich.
„Hast du gefragt, wie groß das ;Hündchen‘ werden wird?“ Robert sah Lisa interessiert an. Spott lag in seiner Stimme, als er das Wort „Hündchen“ wiederholte.
„Nein“, Lisa schüttelte den Kopf. „Aber er war so traurig und hat mich so flehend angesehen.“
Robert besah sich den Kleinen und betrachtete eingehend dessen Pfoten, dann hob er eine Augenbraue und meinte zu Lisa gewandt: „Du hättest Faith auch einen Elefanten schenken können. Dieses Tier hier wird, wenn es unter dem Küchentisch liegt und dann aufsteht, den Tisch ohne Mühe auf dem Rücken davontragen können, in, sagen wir, einem halben Jahr.“
„Woher weißt du das?“
Adam mischte sich ein: „Die Pfoten von diesem kleinen Monster sind irre groß.“ „Wenn der fertig ist, ist er so groß wie eine Dogge, nur nicht so reinrassig“, grinste Lara, die neben Adam stand. „Richtig“, meinte Robert. „Er wird mich arm und unseren Hackepeter reich machen“, spielte er auf den örtlichen Fleischer an.
Faith drückte das kleine Tier entzückt an sich.
„Niemand ist vollkommen.“ Sie grinste zu ihrem Vater hoch. „Du bist ja auch ein bisschen zu groß geraten.“
Sie hatte ihre gute Laune wieder und ihre Ängste für diesen Moment vergessen.
Silvesternacht
Langsam wurde es stiller im Haus. Die Freunde hatten sich ausgetobt, waren müde. Nur Noah tanzte noch immer engumschlungen mit Lena, nach einer Musik, die nur die beiden hörten.
Die anderen lagerten um den Kamin herum und führten leise Gespräche. Lisa saß mit dem Wollknäuel auf dem Schoß in Roberts Ohrensessel und kraulte, während sie gedankenverloren in die Flammen sah, seine Plüschohren. Sie fühlte den Blick von Ben mehr als sie ihn sah, denn einzig das Kaminfeuer und wenige, fast heruntergebrannte Kerzen erhellten den Raum.
Ben saß auf dem Sofa neben Patricia, die den Kopf an seine Schulter gelegt hatte und dabei aus halb geschlossenen Augen Richard ansah.
Sie hatte den gespannten Blick einer Raubkatze, die ihr Opfer fixiert. Und während sie deutlich zeigte, dass Ben ihr gehörte, machte sie eindeutig Richard an. Lisa erwiderte Bens Lächeln, das er ihr über Patricias Kopf hinwegschickte.
Viktor und Valerie hockten mit Faith auf der langen gepolsterten Fußbank vor dem Kamin. Valerie trug einen nachtblauen, von Goldfäden durchzogenen Sari, der ihre schlanke Gestalt wunderbar zur Geltung brachte. Sie sah aus wie eine Prinzessin aus 1001 Nacht.
Wie immer war sie in Begleitung ihres Zwillingsbruders und ihres Freundes Bruno erschienen. Bruno und Valerie saßen Hand in Hand, und Bruno verschlang seine schöne Freundin mit den Augen.
Für Patricia war dieses äußerlich so unterschiedliche Paar Anlass zu hämischen Bemerkungen.
Bruno war einen halben Kopf kleiner als Valerie. Eine viel zu große Brille drohte ständig von seiner Nase zu rutschen und teilte sein freundliches Gesicht in
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