Faith (German Edition)
Baum mit einem breiten Spalt im Stamm.
Richards Fußstapfen endeten hier.
Es gab keinerlei Spuren, die weiter in den Wald hineinführten.
Aber eben auch keine zurück zum Haus.
Wie auf Kommando sahen alle vier nach oben. Aber auf dem Baum saß Richard natürlich auch nicht.
Patricias zierlichere Spuren allerdings waren nicht nur gut bis zum Baum zu verfolgen, sie führten von dort, weitaus frischer, auch wieder zurück zum Haus.
Von Roberts Spuren war nichts mehr zu sehen. Wenn er tatsächlich schon gestern diesen Weg gegangen war, hatte der Schnee längst alle Fußabdrücke zugedeckt.
Hier war nichts. Es gab absolut nichts Ungewöhnliches zu sehen. Adam sah Faith abwartend an. Er hatte gewusst, dass es keine Anderswelt gab.
Feen und Alben waren jenseits seiner Vorstellungskraft. Dennoch blieb die Frage unbeantwortet, wo Robert und Richard geblieben waren? Es war undenkbar für ihn, Faith mit ihrer Angst alleine zu lassen. Irgendetwas musste ihm einfallen. Faiths Augen weiteten sich, sie öffnete halb die Lippen.
„Seht nur!“
Adam, Lisa und Jamal konnten außer einem struppigen, halbhohen Strauch, dessen ausgeblichene Blüten zusammen mit den Blättern am Boden lagen, nichts Aufregendes erkennen.
„Gestern hat sie noch geblüht.“
„Wer hat noch geblüht?“
„Die Zaubernuss natürlich.“
„Wer ist das?“
Jamal sah Faith fragend an.
Faith deutete wortlos auf den eingegangenen Busch hinter Adam. Adam drehte sich um.
„Ja und, Pflanzen gehen nun mal im Winter ein.“
„Nicht die, sie ist ein Winterblüher.“
„Und was sagt uns das jetzt?“
„Nichts, außer, dass da gerade ein Winterblüher eingegangen ist.“
Adam ging in die Hocke und besah sich die Fußspuren von Patricia, die dicht an der Zaubernuss vorbeiführten, genauer.
Der Schnee in diesen Abdrücken war braun, als habe sie mit ihren Schuhen im Schlamm gesteckt.
Adam dachte an Patricia und an das, was sie über den alles vergiftenden Schlamm des braunen Flusses und die glibberigen Slicker gesagt hatte. Der Schlamm, hatte sie gesagt, würde alles pflanzliche Leben zerstören. Und wo die Slicker auftauchten, ginge die Natur ein.
Er starrte vor sich hin. Ob doch etwas an dem, was sie erzählt hatte, dran war?
In seine Gedanken versunken, schlug er nach dem kleinen, aufdringlichen Flatterding, das ihm ins Gesicht flog.
„Nein!“ Faith schrie auf und versuchte, seine Hand festzuhalten.
Der kleine blaue Schmetterling flog unverletzt weiter, und verschwand im Spalt des großen alten Baumes.
Magie
Der gleiche dunkle Wirbel, der Leathan brachte, hatte Patricia mit sich gerissen.
Er hatte ihr nicht mal einen Blick gegönnt, für ihn war sie nur Mittel zum Zweck gewesen.
„Sie wird viel zu erzählen haben, wenn sie zurück ist, und ihr könnt nur hoffen, dass man ihr glaubt.“
Leathan sah Richard lauernd an.
„Wenn ich nicht irre, ist dir doch sehr daran gelegen, den kleinen Rotschopf wiederzusehen?“
Seine gnadenlosen Augen leuchteten, als er sich Robert zuwandte.
Auch wenn Leathan jede Liebenswürdigkeit fehlte, so hatte er doch ein feines Gespür für die Schwächen seines Gegenübers.
Er wusste genau, wo er den anderen treffen, ihm Schmerzen zufügen konnte.
„Bis jetzt scheint sie dich nicht sehr zu vermissen, oder hast du schon einen der kleinen blauen Boten Magalies gesehen?“
Sein Lachen klang abstoßend und zynisch.
„Sie wird kommen, denke ich. Aber sie sollte nicht zu lange warten, denn neunzig Tage sind schnell vergangen. Und dann, mein Lieber, wirst du hierbleiben müssen, aber ich bin sicher, dass du lernst, in diesem Land zu überleben. Obwohl, so ganz ohne Magie könnte das schwierig für dich werden. Nicht immer kann jemand auf dich aufpassen.“
Er schnarrte Florus an, der, mit seiner Fackel in der Hand, immer noch im Eingang seiner Schmiede stand: „Und du, geh wieder an die Arbeit.“
Florus nahm die Fackel mit, als er zurück in die Höhle ging.
Solange Leathan da war, würden die Slicker sich zurückhalten.
In seine Schmiede würden sie sich niemals wagen.
Slicker liebten die Wärme, fürchteten aber nichts so sehr wie Feuer.
Robert sah sich um, er hatte keine Ahnung, wie er seinem Peiniger ohne Hilfe entkommen konnte.
„Es wird dir nicht gelingen.“ Der Dunkelalb konnte seine Gedanken lesen. Er wusste, dass Robert überlegte, wie er ihm entfliehen könnte.
Und wieder verschwand Leathan ohne ein weiteres Wort, aber sein Hohngelächter hallte noch lange in Roberts Ohren
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