Faith (German Edition)
es kleine Teiche, in denen goldfarbene Fische ihre Runden drehten. Auch über die flachen Treppenstufen lief ihnen, von einer Terrasse zur anderen, klares kühles Wasser entgegen.
Adam und Jamal stopften sich mit Obst und Tomaten voll und tranken das glasklare Wasser, das ihnen aus den Handläufen entgegenfloss.
Niemand war zu sehen, aber als sie gesättigt und zufrieden auf den Stufen saßen, hörten sie unterdrücktes Gekicher hinter sich.
Vor dem Blauregen, dessen späte Blüten im zitternden Grün hingen, bewegten sich kichernd flatternde Feenwesen und beobachteten die Jungen mit sichtlichem Vergnügen.
Als die Jungs sie entdeckten, versteckten sie sich hinter den blauen Blüten und tauchten nicht wieder auf.
„Lass uns gehen, wir sollten vor Einbruch der Dunkelheit dort oben sein, damit wir noch was sehen können.“ Adam hatte recht. Jamal wäre zwar gerne noch Stunden in diesen herrlichen, nahrhaften Anlagen geblieben, aber er sah ein, dass es wichtiger war, weiterzuziehen und die Freunde zu finden.
Der Gipfel des Berges war viel weiter entfernt, als Adam gedacht hatte. Sie stiegen nach oben, bis die Sonne unterging, dennoch war ihr Ziel immer noch weit entfernt. Sie aßen die mitgebrachten Früchte und legten sich erschöpft nieder. Mit den immer noch feuchten Jacken unter den Köpfen schliefen sie sofort ein.
Roberts Flucht
Robert war nicht das, was man unter einem Hundenarren verstand. Noch viel weniger liebte er wilde Wölfe, die praktisch auf Tuchfühlung neben ihm hertrotteten. Dennoch empfand er gerade ein warmes Gefühl der Zuneigung zu diesem grauen Geschöpf, das da so dicht bei ihm blieb, als sei es das Selbstverständlichste der Welt.
Nach einer Weile bemerkte er, dass nicht er den Weg bestimmte, sondern vielmehr der Wolf ihn leitete. Er blieb stehen, sein Gefährte sah sich zu ihm um und wartete.
Als Robert weiterging, setzte sich auch das Tier wieder in Bewegung, als habe es auf ihn gewartet. Wenn Richard recht hatte und der Wolf ihn verstehen konnte, warum sollte er dann nicht mal ein Wort mit ihm wechseln? Aber er kam sich albern vor und sagte nichts. Wieder blickte der Graue sich zu ihm um und er hörte in seinem Kopf die Worte „versuch es doch mal“.
Nein, es konnte nicht sein, dass der Wolf seine Gedanken las.
Robert dachte an Faith und Magalie und fragte sich zum tausendsten Mal, ob er Richard trauen konnte.
Leises Knurren an seiner Seite. Misstrauisch sah Robert seinen Begleiter an.
„Du kannst ihm trauen.“
Robert war nicht leicht aus der Fassung zu bringen, aber das …!
Nein, so etwas gab es nicht, er hielt das eher für einen Fall von Wunschdenken oder auch Autosuggestion.
Er war so allein, dass er sich selbst einen Gesprächspartner schuf. Wenn es ihm half, die Zeit hier zu überstehen, sollte es ihm recht sein. Und warum nicht ein Wolf?
Eine Unterhaltung mit einem Wolf würde auch nicht dämlicher sein, als die, die er mit manch einem menschlichen Gegenüber geführt hatte.
Wieder das leise Knurren.
Er würde sich das Denken verbieten müssen.
Indem er dicht bei ihm blieb, schützte Murat Robert vor den anderen Wölfen des Rudels.
Vier Tage, überlegte Robert, waren vergangen, seit er im Felsental gelandet war. Also musste morgen der Unterricht in Waldeck wieder beginnen, Richard würde rechtzeitig zurücksein, aber was war mit Faith, Adam und Jamal? Wo mochten die drei jetzt sein? Stimmte, was Richard ihm erzählt hatte? Waren sie wirklich bei Annabelle oder ...?
Er verbot sich jede weitere Spekulation. Das würde ihn auch nicht weiterbringen.
Aber seine Annahme, was die Zeit anging, musste nicht stimmen. Vielleicht war er schon viel länger hier.
Das Zeichen
Die Direktorin wusste nicht, ob es eine glückliche Entscheidung war, die Polizei nicht einzuschalten. Sie war auf dem Weg zurück nach Schloss Waldeck. Sicher war eigentlich nur, dass die Kinder und Robert nicht auffindbar waren. Madame Agnes’ Bestätigung dessen, was Christian und Ben ihr mitgeteilt hatten, konnten ihre Zweifel an der Geschichte nicht ganz ausräumen. Andererseits machte die alte Dame weder einen senilen noch einen irgendwie überspannten Eindruck.
Sie selbst war unruhig und bedrückt, aber sie konnte sich zu keiner Entscheidung durchringen.
Ihre Schritte wurden länger. Sie würde noch mal versuchen, Robert zu erreichen. Außerdem würde sie alle Handynummern der verschwundenen Schüler anwählen. Vielleicht hatte sie Glück und erwischte doch jemanden.
Sie hastete die
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