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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
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schöpfte wieder Hoffnung. Vielleicht war dies ein Zeichen.
    „Jamal, sieh dir das an und sag mir, wo es hinfliegt.“ Jamal hob erschöpft den Kopf. „Was?“
    Er versuchte dem, was Adam sagte, zu folgen. „Wovon sprichst du?“ Adam ließ kurz ein Ruder los und deutete auf das Irrlicht vor ihnen. „Da, verlier es nicht aus den Augen, es wird uns leiten.“
    Adam griff nach dem Ruder, aber sein Griff ging ins Leere.
    Verdammt, was musste noch alles passieren? Adam fürchtete ernsthaft, seinen Verstand, auf den er so stolz war, zu verlieren.
    Er befand sich in einem Land, das er nicht kannte, ja, an das er nicht einmal glaubte.
    Der einzige Mensch, Jamal, der ihn begleitete, drohte jeden Moment über Bord zu gehen.
    Ein lächerliches blaues Licht torkelte vor ihm her und er hoffte ernsthaft, dass es ihn retten könnte?
    Seine Freunde waren verschwunden und vermutlich in Lebensgefahr, wie er selbst, denn mit nur einem Ruder würde er nirgendwo landen. Auch nicht mit diesem „effektiven“ Leitlicht vor ihm.
    Lächerlich.
    Und jetzt diese dunklen Wolken über ihm ... Adam warf den Kopf zurück. Aber da waren keine Wolken.
    Dort oben schwebten mit einer unbeschreiblichen Leichtigkeit zwei Weißkopfseeadler von ungeahnten Ausmaßen. Das waren keine Vögel mehr, sondern gigantische Flugmaschinen. Auch Jamal hatte die Adler entdeckt und verfolgte mit angstvoll aufgerissenen Augen den Flug des Paares. Adam löste sich von dem Anblick am Himmel und suchte das kleine tanzende Licht. Es war nicht mehr da und er wünschte, ihm ginge es genauso.
    Als die Vögel sich langsam auf das Meer sinken ließen, schlossen er und Jamal die Augen.
    Das Rauschen der gewaltigen Schwingen schwoll an, als einer der Vögel direkt über ihnen flog. Die Jungen duckten sich tief ins Boot und schützten mit den Armen ihre Köpfe, als der zweifache, lang gezogene schrille Schrei der Seeadler die Luft zerschnitt.
    Mit einem raschen Schnabelhieb griff sich der über ihnen schwebende Vogel das aufgerollte Seil im Bug des Bootes und riss, sich flach über dem Wasser haltend, das Boot mit seinen schreienden Insassen hinter sich her. Der Tampen rollte sich in rasanter Geschwindigkeit ab.
    Ihnen folgte mit lässigem Flügelschlag der Gefährte ihres seltsamen Fährmannes.
    Das Boot flog über das Wasser und zerteilte das Meer.
    Schaumig brodelndes Wasser.
    Bei jedem Aufprall spürten Adam und Jamal ihre Knochen. Sie klammerten sich an die Seitenwände des Bootes und waren längst völlig durchnässt, als die Fahrt langsamer wurde und sie im seichten Wasser ans Ufer trieben.
    Als Jamal vorsichtig ein Auge öffnete, blickte er in eine hell umrandete Pupille. Einer der Adler saß mit schräggestelltem Kopf direkt vor ihm und sah ihn neugierig an.
    Er hatte die Flügel auf dem schwarzen Sandstrand, offenbar zum Trocken, ausgebreitet.
    Seine Krallen waren tief im Sand eingesunken.
    Er bot ein Bild vollkommener Gelassenheit, wie jemand, der seine Arbeit getan hat und sah, dass sie gelungen war.
    Und endlich umspielte eine blaue Wolke die beiden Kolosse, die ihre gewaltigen fedrigen Köpfe wiegten und sich genüsslich der zarten Berührung hingaben. Und Adam, der Adam, der mit dem analytischen Verstand, der Gefühle eher selten zuließ, schluchzte wie ein Kind.

Besuch bei Madame Agnes
    Der Unterricht hatte schon begonnen, als die Direktorin
    das Haus verließ. Sie ging zu Fuß ins Dorf, um einen klaren Kopf zu bekommen.
    Es war keine gute Idee gewesen, am Abend zuvor einen so großen Sherry zu trinken. Sie hatte weder schnell einschlafen noch wirklich durchschlafen können.
    Die Träume, die sie durch die Nacht begleitet hatten, lagen ihr noch schwer auf der Seele und hinterließen ein dunkles Gefühl von Angst vor dem, was kommen mochte.
    Sie und Madame Agnes kannten sich schon eine ganze Weile. Viele ihrer Schülerinnen und Schüler hatten Unterricht bei Madame genommen.
    Da die Eltern der meisten „ihrer Kinder“ zeitweise im Ausland lebten, war es nur natürlich, dass diese großen Wert auf eine gute sprachliche Ausbildung legten.
    Als sie bei einer Tasse Tee im gemütlichen Salon von Madame Agnes saß, hörte sie zum ersten Mal Madames Lebensgeschichte und die ihrer Tochter Agnes.
    „Und wenn ich mich nicht sehr täusche, ist Richard der Sohn meiner Tochter Agnes. Dieser Junge hat eine frappierende Ähnlichkeit mit meiner verstorbenen Tochter.“ Mit diesen Worten beendete Madame Agens ihren Bericht.
    Sie wischte sich eine Träne aus dem Auge und

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