Faktor, Jan
sie
von einem Gemüse- und Obstgarten, außerdem von zwei kleinen Feldern auf Niemandsland
leben wollte. Ihr Geld verdiente Dana mit diversen ihr zugespielten
Auftragsarbeiten. Meistens tauchte ihr Name dabei nirgends auf. Manchmal
kassierte das Geld sogar jemand anders für sie und gab es ihr in bar.
- Das Land
kann es sich leisten, auf seine begabten Leute alle zwanzig Jahre zu
verzichten, sagte sie einmal, meinte aber nicht sich selbst.
- Ich kann
an meinen Sachen zum Glück weiterarbeiten. Ich muß nicht Fenster putzen, muß
keine U-Bahn bauen oder in einem Heizungskeller wie ein Bratapfel schmoren.Die
Zersetzung der kommunistischen Seele meiner Mutter begann schon früh. Wieder in
erster Linie dank ihrer Bewunderer, zu denen auch einige Ärzte mit deutsch
klingenden Namen gehörten - anderen vertraute meine Mutter sowieso nicht.
Nachdem sich Väterchen Stalin vorgenommen hatte, die kosmopolitische
Ärzteverschwörung aufzudecken und dieses Problem zu lösen, schrie einer dieser
Ärzte voller Panik:
- Lüge,
Lüge, alles gelogen!!!
Da war ich
aber noch zu klein, um seine Angst zu verstehen. Das war einige Jahre später
schon etwas anders, und diesem Vorfall verdanke ich die erste klare Erinnerung
an ein politisches Ereignis. Meine ansonsten immer - auch morgens - gepflegt
zurechtgemachte Mutter lief mit weitaufgerissenen Augen und wirren Haaren unseren
langen Flur entlang und schrie:
- Die
Russen sind in Ungarn, die Russen, die Russen ... Sie fahren mit Panzern gegen
die Leute ... in den Kellereingängen liegen Berge von Leichen. Klaras Schwester
kann die Tür nicht öffnen.
- Was,
wieso?
- Die
Russen haben in Ungarn interveniert.
- Und?
fragte ich.
- Sie sind
in Budapest einmarschiert.
- Die
Russen sind doch überall.
- Stimmt
nicht. Bei uns sind sie nicht.
Hinten in
der Wohnung wurde Tante Bombe aufgeschreckt und rief mit schläfriger Stimme:
- Die Rote
Armee wird den Ärmsten schon helfen.
der
gitarrist wurde von saftigen Stromstößen gekrümmt
Die
Schwanzgröße spielte in der Grundschule noch keine besondere Rolle. Unsere
Schwänze waren dort höchstens als kleine dunkle Flecke an unseren kurzen
Trainingshosen präsent, dafür aber regelmäßig. Egal, wie lange man nach dem
Pinkeln auch die letzten Tropfen aus der Harnröhre auszutreiben versucht hatte,
beim Sportunterricht hatte trotzdem jeder Zweite oder Dritte einen nassen Fleck
sitzen - frontal und bestens sichtbar. Diese roten Trainingshosen waren aus
reiner Baumwolle, und deren fest gewebter Stoff wurde durch Feuchtigkeit nicht
nur ein kleines bißchen dunkler, sondern fast schwarz. Und eine zweite
Stoffschicht, die die Reste der Feuchtigkeit aus dem Inneren der Pißröhre hätte
aufnehmen können, besaßen sie nicht. Und weil das Warensortiment damals so
schmal war, im Sportunterricht praktisch alle das gleiche anziehen mußten,
litten jedesmal alle Jungs wie ein Mann, auch diejenigen, die gerade mal
unbefleckt waren.
Man konnte
sich mit den Schandflecken unserer Schamgegend aber auch ganz anders
beschäftigen. Bei mir zeigte sich hier bereits meine zukünftige Begeisterung
für die Physik, und ich dachte beim Sportunterricht oft darüber nach, was die
Flüssigkeiten dazu bringe, sich mit aller Macht und so rücksichtslos
auszubreiten. Termini wie »kapillare Elevation« kannte ich damals noch nicht,
daß die Flüssigkeitsmoleküle in der Lage sind, einen zur Verzweiflung zu
bringen, war dank des Sportunterrichts aber auch den schlimmsten Lernignoranten
unter uns vertraut. Den Mädchen, nehme ich an, erzählten unsere dunklen
Schandmale in erster Linie von der Penetranz unserer in uns lauernden
Flüssigkeiten,weniger von der Gemeinheit und Primitivität unserer Bekleidung.
Das weitere Problem unserer quasi Uniformhose war ihr bequemer Standardschnitt,
der uns beim Turnen alle nur denkbaren Bewegungen ermöglichen sollte. Wegen der
breiten Öffnungen für die Schenkel hatten wir im Schritt so viel Freiraum, daß
wir beim Sitzen - wenn wir nicht aufgepaßt hatten - den wißbegierigen Mädchen
unsere hervorquellenden Hodensäcke preisgaben, eineiig oder zweieiig, manchmal
rutschte einem einfach alles heraus. Hier wäre uns eine anschmiegsame zweite
Innenschicht, die alle unsere Einzelteile zusammengehalten hätte, ebenfalls
willkommen gewesen.
Zum Glück
spielte bei den rangbestimmenden Kämpfen in der Grundschule nicht nur die Größe
unserer Schwänze keine Rolle, auch die Größe unserer Eier war unerheblich. Das
einzige, was
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