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Faktor, Jan

Faktor, Jan

Titel: Faktor, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Sorggen um die Vergangenheit
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zählte, war die reine Muskelkraft - außerdem die Schnelligkeit
beim Ansetzen des Schwitzkastens und die Perfektion, mit der man die
Umklammerung auf Dauer aufrechterhalten konnte. Bei den immer wieder
ausbrechenden Ringkämpfen mußte man den wütenden Gegner einfach so fest packen,
daß er von alleine nicht wieder freikam - dabei mußte man einerseits gnadenlos,
andererseits umsichtig und geduldig sein. In meiner zähen Person fügten sich
alle für solche Kämpfe nötigen Fertigkeiten so gut zusammen, daß ich mich bis
zur fünften Klasse nie als der untenliegende, zappelnde und röchelnde Würgling
ergeben mußte. Neben meiner körperlichen Überlegenheit spielte sicher auch die
innere Kraft eine Rolle, die mir meine vielen Frauen auf den Weg gegeben hatten
- eben die Überzeugung, daß ich der Beste und Stärkste von allen war.
Faustkämpfe gab es in der Grundschule kaum - und wenn sie ausnahmsweise
stattfanden, wurden sie zwar als eine höhere Kampfform respektiert,
gleichzeitig aber mit Ekel angesehen. Sie markierten eher einen Regelbruch.
    Meine
Dominanz löste sich schlagartig in nichts auf, alseinzelne Individuen in der
Klasse wie über Nacht einen halben Kopf größer geworden waren als ich - und
auch längere Arme bekommen hatten. Diese Grobiane waren aber, was mein Glück
war, gleichzeitig die schwarzen Schafe der Klasse, und weil sie ungehorsame,
störende Rebellen waren, waren sie seit geraumer Zeit meine besten Freunde. Und
von diesem Zeitpunkt an brauchte ich sie nicht nur als Verbündete gegen die
Lehrer, ich brauchte einen ausreichenden Schutz vor faustbrutalen Elementen aus
den Parallelklassen. In meinem Leben fügte sich wieder einmal - wie es auch
später der Fall sein sollte - alles wundersam günstig zusammen.
    In der
sechsten Klasse gab es noch eine weitere kleine Verunsicherung. Wir alle kamen
in eine andere, viel größere Schule, wo man mit vielen stammesfremden Elementen
aus der erweiterten Umgebung zusammengewürfelt wurde. Die Hierarchien mußten
vollkommen neu bestimmt werden. Ich hatte aber wieder mal Glück: Meine
Harte-Jungs-Fraktion wurde nicht geschwächt oder überboten, sie bekam durch
zwei riesige Kerle, die sitzengeblieben waren, sogar eine ungeahnte
Verstärkung. Außerdem zogen diese beiden Kumpel dank ihres virilen Geschlechtssogs
unweigerlich Mädchen an. Wir, die bösen Jungs, waren von da an komplett. Einige
der früheren bandenmäßigen Bindungen lösten sich dagegen vollständig auf - auch
die berüchtigte Affenbande, von der später noch ausführlich die Rede sein wird,
gab es nicht mehr. Von den Affen-Kämpfern blieb im kollektiven Gedächtnis nur
ihr ungewöhnlicher Name übrig, obwohl fast alle ihre Mitglieder unter uns als
Einzelpersonen noch zu finden waren.
    Es brachen
sowieso neuartige, trotzdem vergleichbar wilde Zeiten an. Die Bildung von
Zusammenrottungen eines neuen, GESCHLECHTLICH GEMISCHTEN TYPS war in voller
Fahrt. Und für die Bedeutung jeder Clique und ihr Selbstvertrauen war - wie man
sich denken kann - entscheidend, welche weiblichen Prachtexemplare sie
angelockt hatte und auf Dauer auch an sich binden konnte.
    Einer
unserer beiden Sitzenbleiber war eine Art Terminator und hieß Richard. Er warf
seine Gegner, die sich anfangs noch auf Kämpfe mit ihm eingelassen hatten, mit
Leichtigkeit durch die Luft, ohne sich um eine besonders günstige Wurfposition
bemühen zu müssen. In dieser Zeit änderten sich sowieso die Kampfsitten, und
ich mied, wenn es nur ging, jegliche Auseinandersetzungen. Das Herumwälzen auf
dem Boden, bei dem ich noch gewisse Chancen gehabt hätte, galt endgültig als
kindisch. Wenn man sich schlug, schlug man den Gegner mit den Fäusten
tatsächlich ins Gesicht. Und das war mir zuwider, das tat ich aus Respekt vor
dem Gewebe und Knorpelbeiwerk der anderen einfach nicht gern - und natürlich
auch aus Sorge um meine eigene Nase, meine Augen und Lippen, im Hinblick auf
mein leicht zu erschütterndes Gehirn und die eventuell mangelhafte
Reißfestigkeit meiner Ohren.
    Meine
neuen Freunde - vor allem die beiden Sitzengebliebenen - waren nicht nur viel
größer als ich, mit ihnen verfuhr die Natur auch grundsätzlich anders. Einer
sprach es einmal direkt an - bei ihm würde die Energie nicht vordergründig ins
Gehirn, sondern in andere Körperteile strömen. Die Penisse der beiden Vorreiter
waren tatsächlich graduell größer. Sie waren schon dunkelhäutig und - im
Gegensatz zu meinem blassen Freund - ohne weiteres vorzeigbar. Beim

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