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Faktotum

Faktotum

Titel: Faktotum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Bar, holte sein Bier und kam damit nach hinten. Er begann zu schrubben.
»Jim, vergiß es.«
Ich ging an die Bar, ließ mir noch einen Whisky geben. Als ich wieder nach hinten kam, war eins von den Girls gerade dabei, die nächste Jalousie herunterzunehmen. »Paß auf, daß du dich nicht schneidest«, sagte ich zu ihr.
Ein paar Minuten später waren vier oder fünf Leute da hinten, redeten durcheinander, lachten. Sogar Helen machte mit. Alle mühten sich mit den Jalousien ab. Bald waren sämtliche Leute aus der Bar da hinten. Ich klemmte mir noch zwei Whiskys. Schließlich waren die Jalousien fertig und hingen wieder dran. Es hatte nicht sehr lange gedauert. Sie glänzten. Billy-Boy kam herein: »Ich brauch dir nichts zu zahlen.«
»Die Arbeit ist doch fertig.«
»Aber du hast sie nicht zu Ende gemacht.«
»Sei kein knickeriges Arschloch, Billy«, sagte jemand.
Billy-Boy kramte die 5 Dollar heraus, und ich nahm sie. Wir gingen alle an die Bar. »Für jeden einen Drink!« Ich legte die 5 Dollar hin. »Und für mich auch einen.«
Tommy ging herum und goß die Drinks ein.
Ich trank mein Glas aus, und Tommy nahm die 5 Dollar an sich.
»Du schuldest der Bar $ 3.15.«
»Schreibs an.«
»OK, wie heißt du mit Nachnamen?«
»Chinaski.«
»Kennst du schon den von dem Polacken, der aufs Scheißhaus ging?«
»Ja.«
Drinks wurden vor mich hingestellt bis zur Polizeistunde. Als ich den letzten intus hatte, sah ich mich um. Helen hatte sich verdrückt. Helen hatte gelogen.
Typisch Nutte, dachte ich. Hat Schiß vor dem langen harten Ritt …
Ich stand auf und ging zurück in meine Absteige. Der Mond schien hell. Das Echo meiner Schritte brach sich in der schmalen Straße, und es klang, als folge mir jemand. Ich drehte mich um. Ich hatte mich geirrt. Ich war ganz allein.

23
    Als ich in St. Louis ankam, war es sehr kalt, Schneewetter, und ich fand ein Zimmer in einem netten sauberen Haus, ein Zimmer in der zweiten Etage, nach hinten raus. Es war noch früh am Abend, aber ich hatte wieder mal Depressionen, also ging ich früh zu Bett, und es gelang mir auch irgendwie einzuschlafen.
    Als ich am Morgen aufwachte, war es sehr kalt im Zimmer. Ich bibberte unkontrollierbar. Ich stand auf und stellte fest, daß eines der Fenster offen stand. Ich schloß das Fenster und legte mich wieder ins Bett. Ich verspürte Anzeichen von Übelkeit. Es gelang mir, noch eine Stunde zu schlafen, dann wachte ich wieder auf. Ich stand auf, zog mich an, schaffte es mit knapper Not bis ins Bad am Ende des Flurs und kotzte. Ich zog mich aus und legte mich wieder ins Bett. Nicht lange danach klopfte es an die Tür. Ich reagierte nicht. Es klopfte wieder. »Ja?« sagte ich.
    »Gehts Ihnen wieder besser?«
»Ja.«
»Können wir reinkommen?«
»Ja. Herein.«
Es waren zwei Girls. Die eine war ein bißchen dicklich, aber
    blitzblank geschrubbt. Sie trug ein rosarotes geblümtes Kleid und hatte ein freundliches Gesicht. Die andere trug einen breiten, sehr eng geschnallten Gürtel, der ihre hervorragende Figur betonte. Sie hatte langes dunkles Haar und eine Stupsnase; sie trug Schuhe mit hohen Absätzen, hatte makellose Beine, und ihre weiße Bluse war tief ausgeschnitten. Ihre Augen waren dunkelbraun, sehr dunkel, und sahen mich unverwandt an, amüsiert, sehr amüsiert. »Ich bin Gertrude«, sagte sie, »und das hier ist Hilda.«
    Hilda brachte es fertig, rot zu werden, während Gertrude quer durchs Zimmer ging und sich meinem Bett näherte. »Wir hörten, wie Sie ins Bad rannten. Sind Sie krank?«
    »Ja. Aber es ist mit Sicherheit nichts Ernstes. Ein offenes Fenster.«

    »Mrs. Downing, die Vermieterin, macht Ihnen gerade eine
    Suppe.«
»Nicht nötig, es geht schon wieder.«
»Wird Ihnen bestimmt guttun.«
Gertrude kam noch ein Stück näher. Hilda blieb, wo sie war,
    rosig, blank geschrubbt und errötend. Gertrude drehte sich auf ihren sehr hohen Absätzen hin und her. »Sind Sie neu in der Stadt?«
    »Ja.«
»Nicht in der Armee?«
»Nein.«
»Was machen Sie denn so?«
»Nichts.«
»Keine Arbeit?«
»Keine Arbeit.«
    »Ja«, sagte Gertrude zu Hilda, »sieh dir nur seine Hände an. Er hat wirklich wunderschöne Hände. Man kann sehen, daß er noch nie gearbeitet hat.«
    Die Vermieterin, Mrs. Downing, klopfte an. Sie war füllig und besaß ein angenehmes Wesen. Ihr Mann, so stellte ich mir vor, war tot, und sie war religiös. Sie brachte eine große Schüssel voll Fleischbrühe, die sie hoch in die Luft hielt. Ich sah, wie der Dampf daraus aufstieg. Ich nahm die

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