Falaysia Bd 2 - Trachonien
Türen auf. Shezas Pferd stieg erschrocken, machte dann aber einen Satz nach vorne und preschte los. Leon versuchte erst gar nicht die Zügel seines Pferdes, das sofort im halsbrecherischen Tempo hinterher jagte, zu ergreifen, sondern konzentrierte sich nur darauf, auf seinem Rücken zu bleiben. Und das war leichter gesagt als getan, denn das Gelände, über das sie hinwegflogen, war furchtbar uneben und die Pferde gerieten dadurch oft ins Stolpern oder machten einen Satz zur Seite, um größeren Felsen auszuweichen. Leons Kraft schwand mit jedem Galoppsprung, den sein Pferd machte. Bald hielt ihn nur noch sein eiserner Überlebenswille oben, angespornt von dem nahen Kreischen der Drachen, die ihre Verfolgung entgegen ihrer Hoffnung aufgenommen hatten.
Sheza hielt sich mit ihrem Pferd an seiner Seite und sah sich immer wieder nach ihren tierischen Verfolgern um. Doch die meiste Zeit ruhten ihre Augen auf ihm, das spürte er genau. Sehen konnte er sie nicht, denn er nahm seine Umgebung nur noch sehr verschwommen wahr. Die Schreie der Drachen wurden leiser, aber Leon wagte es noch nicht, sich darüber zu freuen. Es war gut möglich, dass ihm das nur so vorkam, weil nun auch noch seine Ohren versagten, schließlich war das Rauschen und Hämmern in seinem Kopf zu einer unerträglichen Qual geworden. Doch er würde nicht aufgeben, würde nicht fallen! Niemals! Seine Hände krallten sich noch fester in die Mähne seines Reittiers, dessen Hufe unter ihm rhythmisch über den steinigen Boden donnerten.
‚Festhalten! Festhalten!‘ befahl ihm seine innere Stimme, als er spürte, wie er langsam in sich zusammensackte. Und dann wurde es dunkel.
N ä he
P ferde waren wundervolle Tiere. So groß und stark, so wild und doch so sanft und sensibel. In ihrer Nähe fand Jenna meist die Ruhe, die sie in der Hektik der modernen Gesellschaft oft vermisste. Sie fühlte sich geborgen, entspannt und irgendwie verstanden, wenn sie mit Pferden zusammen war. So war es auch hier, in dieser Welt, selbst in dieser bedrückenden Situation.
Seit ihrer gemeinsamen Rettungsaktion war Marek ruhiger und freundlicher geworden und Jenna musste sich eingestehen, dass – so dumm es auch war – ihre Angst vor ihm langsam wieder verschwand. Gerade aus diesem Grund hatte sie sich dazu entschieden, seine Nähe ein wenig zu meiden und es sich selbst zur Aufgabe gemacht, das Pferd zu versorgen. Sie hatte es gefüttert und getränkt und überlegte jetzt, es auch noch zu putzen, denn zu ihrer Überraschung hatte sie in einer der Satteltaschen, die sie – sehr zu Mareks Ärger – unerbeten durchsucht hatte, eine grobe Bürste gefunden. Sie hatte es nicht gewagt, Marek zu fragen, ob diese für sein Pferd war, weil er über ihre Neugierde bezüglich der Satteltaschen ohnehin schon wütend genug gewesen war. Da er aber nichts gesagt hatte, als sie die Bürste mit zu dem Tier genommen hatte, ging sie einfach davon aus, dass es so seine Richtigkeit hatte.
Nun versuchte sie jedoch einzuschätzen, ob der Hengst sie ohne den Stein überhaupt in seine Nähe lassen würde, wenn sie ihm weder Futter noch Wasser anbot. Ja, sie saß die meiste Zeit ihrer Reise auf seinem Rücken, allerdings Marek war dabei bisher immer an ihrer Seite gewesen. Würde das Tier es auch zulassen, dass sie es berührte, ohne dass sein Herr daneben stand?
Sie betrachtete den Hengst noch einmal eingehend. Er schien nach dem Verzehr seiner Futterration ziemlich entspannt zu sein, ließ die Unterlippe hängen und döste. Ihre Gegenwart schien ihn keineswegs zu stören. Vorsichtig streckte sie die Hand nach ihm aus und berührte seinen breiten Hals. Er hob den Kopf und sah sie an. Kein Ohrenanlegen, kein Zähnefletschen – er wurde noch nicht einmal nervös. Stattdessen streckte er den Kopf vor und schnupperte an ihrer Schulter, an ihrem Hals und schließlich an ihrem Gesicht. Sein warmer Atem kitzelte und ließ eine Gänsehaut ihren Rücken hinunterrieseln.
„Ja, du bist ein Braver“, sagte sie lächelnd und fuhr mit ihrer Hand vorsichtig über seine breite Stirn. Selbst das ließ er sich von ihr gefallen. Das Vertrauen war noch da, obwohl sie sich seit damals nicht besonders viel mit ihm beschäftigt hatte. Dieser Stein vollbrachte wahre Wunder.
„Darf ich dich ein wenig sauber machen, ja?“ fragte sie, wenngleich sie genau wusste, dass er sie nicht verstand. Sie lachte, weil das Tier mit seinem ausführlichen Beschnupperungsakt gerade bei ihren Knien angelangt war und begann
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