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Falaysia Bd 2 - Trachonien

Falaysia Bd 2 - Trachonien

Titel: Falaysia Bd 2 - Trachonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger
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immer mal wieder während ihrer Gespräche schenkte.
    Im Gegensatz zu Marek war Kaamo sehr um ihr Wohlergehen bemüht. Er achtete pingelig genau darauf, während ihrer Reise genügend Pausen einzulegen und sie mit ausreichend Nahrung zu versorgen. Er zeigte ihr, wie man auch in einer wilden Welt wie dieser für ausreichende Hygiene sorgen konnte (zu ihrer Überraschung erzählte er ihr, dass jeder Krieger immer ein Beutelchen mit Zahnpulver und einem ausgefransten Holzstäbchen zum Putzen der Zähne, sowie Seife mit sich herumtrug, um sich in einer freien Minute der Körperhygiene zu widmen) und war darum bemüht, ihr Nachtlager so bequem wie möglich herzurichten. Wenn sie nachts von Alpträumen heimgesucht wurde, tröstete er sie und wenn sie sich tagsüber in melancholischen Gedanken und einem tiefen Gefühl von Heimweh verfing, versuchte er sie abzulenken. Kurzum: Jenna begann den guten Mann wirklich ins Herz zu schließen – bärenhafter, feindlicher Krieger hin oder her.
    Was sie ganz besonders genoss, waren ihre Pausen, die sie einlegten, um zu essen oder zu schlafen oder auch beides zu tun. Dann erzählte er ihr neue Geschichten über die Länder Falaysias, über alte Zeiten und wunderliche Wesen, die hier einst gelebt hatten, und schien es inzwischen selbst richtig zu genießen. Nur bei ihren immer wieder aufkommenden Fragen in Bezug auf Marek hielt er sich weiterhin bedeckt – soweit er das konnte. Er war nicht so intelligent wie sein Fürst, erkannte ihre Fangfragen oft zu spät und hatte dann meist schon viel mehr verraten, als es ihm lieb war, jedoch oft weniger, als sich Jenna erhofft hatte. Trotz all dem war er ihr nie wirklich böse. Er grummelte nur kurz vor sich hin und schwieg für eine Weile – bis sie ihn erneut geschickt zum Schwatzen anstachelte.
    Irgendwann gab er ihr gegenüber zu, dass er unter den Männern von Mareks Eliteeinheit als ‚der Geschichtenerzähler‘ bekannt war. Man holte ihn gern heran, wenn man entspannt am Feuer saß und die Zeit dazu hatte, einer seiner vielen Erzählungen gebannt zu lauschen. Gebannt war man immer – diese Erfahrung hatte Jenna schnell gemacht – denn Kaamo war ein unglaublich guter Geschichtenerzähler. Er hatte nicht nur eine tolle Stimme, sondern trug die Legenden auch noch so leidenschaftlich und aktiv vor, dass man sofort gepackt war und Jenna oft das Gefühl hatte, selbst mitten im Geschehen zu stecken. Es waren diese Geschichten, die ihr diese Welt langsam näher brachten, sie ihr verständlicher machten und es ihr erleichterten, sich an ihr Schicksal zu gewöhnen, und Jenna war Kaamo unendlich dankbar dafür.
    Trotz des großen Unterhaltungswertes ihres neuen Freundes erwischte sich Jenna erstaunlich oft dabei, dass sie an Marek dachte, sich überlegte, was er gerade tat und wann sie ihn wiedersehen würde und vor allen Dingen, wo er ursprünglich hergekommen war. Der Gedanke, dass er möglicherweise aus ihrer Welt kam, ließ sich nicht so leicht abschütteln, auch wenn sie sich sehr darum bemühte, sich selbst immer wieder sagte, dass es eine dumme Idee war und es gewiss andere Gründe für seine eigenartige Herkunftsgeschichte und sein Wissen gab. Marek passte so gar nicht in die Welt, aus der sie kam. Es war absurd, ihn sich dort vorzustellen, stellte er doch das perfekte Bild eines archaischen Kriegers dar, dem ziviles und soziales Verhalten ein völlig fremder Begriff war. Und dennoch ließ sich dieser aberwitzige Gedanke nicht völlig verbannen, schwelte in einem versteckten Winkel ihres Verstandes vor sich hin und ließ sie immer wieder in tiefes Grübeln verfallen, wenn Kaamo sie nicht durch etwas anderes ablenkte.
    Es war schrecklich, aber sie dachte sogar häufiger an Marek als an Leon – und sie schämte sich sehr dafür. Abstellen konnte sie es jedoch nicht. Oft sann sie auch über ihre bisherige Reise mit Marek nach, über die abenteuerliche Flucht vor den Quavis, über diesen wahnsinnigen Sprung in den Fluss, der sie beide durchaus das Leben hätte kosten können. Wut – das war es, was sie empfinden hätte müssen. Wut darüber, dass er ihr Vertrauen so missbraucht, so waghalsig ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte. Doch da war noch nicht einmal ein Funken Zorn in ihrem Inneren zu finden. Nur dieses seltsame Sehnen danach, Marek endlich wiederzusehen. Furchtbar! Diese Welt hatte sie komplett irre gemacht!
    „Weißt du, was ich nicht verstehe“, sprach sie Kaamo an, neben dem sie nun schon eine Zeit lang still einher geritten

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