Falaysia Bd 2 - Trachonien
war. Ihre Pferde erklommen gerade schnaufend einen etwas steileren Hügel und sie lehnte sich im Sattel nach vorn, um ihrem Reittier den Aufstieg wenigsten ein kleines bisschen zu erleichtern. „Wieso hat Marek diesen Sprung in den Fluss mit mir gewagt? Er ist doch so wichtig für Nadir und für euch alle. Und er weiß das. Wieso tut er dann so etwas?“
Kaamo wich ihrem Blick aus, ein sicheres Zeichen dafür, dass er sich mit ihrer Frage nicht so wohl fühlte. Inzwischen war es für sie ein Leichtes seine Mimik und Gestik zu lesen, zu erkennen, welche Gefühle sich dahinter verbargen.
„Er weiß immer, was er tut“, ließ sich der Krieger schließlich doch noch dazu hinreißen, ihr zu antworten. „Es war wahrscheinlich nicht so gefährlich wie es aussah.“
Sie schenkte ihm einen zweifelnden Blick. „Wie soll er das einschätzen können, wenn er oben auf einem Berg steht? Da hätten auch Felsen sein können, auf die wir hätten fallen können.“
„Dann wär er nicht gesprungen.“ Kaamo sah tatsächlich so aus, als würde er das glauben. „Marek kennt sich in den Bergen sehr viel besser aus als jeder andere. Er hat dort lange gelebt. Also kennt er auch den Fluss und seine Tücken. Und er hat ein besonderes Gespür für die Natur um ihn herum. Das war schon immer so. Glaub mir, er konnte das Risiko sehr gut einschätzen.“
Sofort knüpfte sich eine unendliche Anzahl an Fragen gedanklich an diese Worte an und Jenna hatte große Mühe, die wichtigste von ihnen herauszupicken. „Wann hat er denn in den Bergen gelebt? Bevor er Matztikshors Sohn wurde?“
Kaamo nickte, ohne zu zögern, hielt dann jedoch erschrocken inne und schüttelte schließlich resigniert über sich selbst den Kopf.
„Dann war er noch ein Kind, als er dort gelebt hat?“ fragte sie gnadenlos weiter. „Er hat mir so etwas Ähnliches erzählt. Doch er sagte, er war nicht allein. Wer war bei ihm, wenn es nicht Matztikshor war?“
Kaamo zuckte die Schultern und wich erneut ihrem Blick aus. „Ich kenne nicht seine ganze Lebensgeschichte. Das musst du ihn schon selbst fragen.“
Jenna kniff die Lippen zusammen und schwieg erst einmal. Sie würde mit direkten Fragen nicht weiterkommen. Besser war es, nun einen Umweg zu gehen und später wieder auf das Thema zurückzukommen. Vielleicht ließ er sich dann noch einmal austricksen.
„Auf jeden Fall ist Marek hart im Nehmen“, merkte sie an, nachdem ein paar Sekunden des Schweigens vergangen waren. „Er ist schließlich auch in diesem eiskalten Wasser gewesen und war trotzdem noch dazu in der Lage, mich da herauszuholen und zur Höhle zu tragen.“
„Das Wasser, in dem wir gewöhnlich baden, ist selten warm“, erwiderte Kaamo mit einem milden Lächeln. „Solche Temperaturen sind für uns etwas Alltägliches und unsere Körper sind ganz gut daran gewöhnt.“
Jenna runzelte die Stirn. „Du meinst, ihr springt öfter in solches Eiswasser?“ Die Vorstellung allein ließ sie erschauern, doch der Krieger nickte bestätigend.
„Im Winter müssen wir an manchen Tagen sogar Löcher in die Eisdecke hacken, um überhaupt an Wasser zu kommen“, setzte er erklärend hinzu. „Und wie du siehst, ist es manchmal recht vorteilhaft so abgehärtet zu sein.“
„Grauenvoll!“ stieß Jenna entsetzt aus und schüttelte sich.
Kaamo lachte laut, verstummte dann aber rasch wieder, nachdem sein Blick kurz zum Horizont gewandert war. Sie folgte seinem Blick mit Unbehagen und entdeckte nicht allzu weit von ihnen entfernt einen Drachen am Himmel. Es war keiner von der ganz großen Art, allerdings auch kein Trachje. Gefährlich genug, um sich vorsehen zu müssen. Er flog sehr niedrig und kam direkt auf sie zu. Sein schuppiger Körper glänzte in einem schönen Rotbraun und die ledrigen Häute seiner Schwingen leuchteten in einem dunklen Lila, wie das bei fast allen Drachen der Fall war. Kaamo hatte ihr eine Menge über die Drachen und ihr Verhalten erzählt, hatte ihr erklärt, dass der beste Schutz gegen diese Tiere darin bestand, immer den Himmel im Auge zu behalten. Man konnte an der Art, wie sie flogen, genau erkennen, in welcher Stimmung sie waren, und das war mitunter lebensrettend. Wenn sie auf der Jagd waren oder angreifen wollten, senkten sie ihren Kopf im Flug meist sehr weit nach unten, bewegten sich nicht gradlinig, sondern eher in einer Flugbahn, die auf und ab ging… genau wie dieser Prachtbursche hier! Und er war schon sehr nah. Viel zu nah!
„Ach du Schande!“ stieß Jenna entsetzt
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