Falaysia Bd 2 - Trachonien
sah in die andere Richtung. Das Tor hinaus auf die Straße stand einen Spalt weit offen, ließ die Freiheit verlockend zu ihm hineinwinken. Für einen Augenblick spielte Leon mit dem Gedanken, hinaus zu gehen und im Trubel der geschäftigen Hafenstadt zu verschwinden, doch er verwarf diese Idee rasch wieder. Zum einen machte sein derzeitiger Zustand diesen Gedanken zu einer wirklichen Schnapsidee und zum anderen… War es nicht immer sein Plan gewesen mit Alentara zu sprechen? Sheza würde ihn direkt zu ihr bringen und sehr wahrscheinlich würden auch Marek und Jenna sich dann in diesem Land und somit in Alentaras Reichweite befinden. Warum alles erst durch eine Flucht verkomplizieren?
Dennoch setzten sich seine Füße von ganz allein in Bewegung, trugen ihn ein wenig näher an das Tor heran. Er wollte wenigstens hinaussehen, um festzustellen, ob er noch in der Hafenstadt war, die Sheza ihm genannt hatte. Doch als er eine vertraute Stimme aus einer anderen, ein wenig offen stehenden Kammer vernahm, hielt er inne.
„Bist du dir da ganz sicher?“ Das war Sheza – eindeutig! Sie klang angespannt, fast besorgt.
Eine tiefere Stimme antwortete, allerdings sprach der Mann zu leise, um seine Worte zu verstehen. Leon trat näher an die angelehnte Tür heran, darauf bedacht, möglichst kein Geräusch zu machen.
„Ich verstehe das nicht“, sagte Sheza. „Alles wies darauf hin, dass sich die Truppen vor Markachtor sammeln. Was für einen Sinn macht es, das Schloss anzugreifen? Sie werden es nicht einnehmen können. Das hat noch niemand geschafft.“
Leons Brauen bewegten sich in die Höhe. Die Bakitarer wollten Tichuan angreifen? War das auf Mareks Mist gewachsen? Anscheinend, denn Leon meinte nun genau diesen Namen aus dem Mund des Fremden zu vernehmen. Leider nicht mehr als das.
Sheza stieß ein verärgertes Lachen aus. „Er ist größenwahnsinnig geworden, wenn er das denkt! Aber das wundert mich nicht. Irgendwann musste er überschnappen, bei dem übermäßigen Vertrauen, das Nadir in ihn setzt. Er hat in den letzten Jahren viel zu viel Macht gewonnen. Ich verstehe nur nicht, warum Nadir nicht endlich einschreitet. Er und Alentara hatten bisher nie Probleme miteinander – und nun das!“
Da lief etwas nicht ganz so wie geplant – mal wieder. Leon wusste nicht genau, ob ihn das beunruhigen oder eher erfreuen sollte, denn wenn Marek tatsächlich das Schloss Alentaras angriff, hieß das wahrscheinlich, dass auch Jenna dort sein würde – oder zumindest in der Nähe des Schlosses.
Sheza sagte für eine Weile nichts mehr und Leon vernahm nur noch das leise Gemurmel ihres geheimnisvollen Gesprächspartners. Wer war das überhaupt? Einer von Alentaras Superspionen? Leon schlich sich vorsichtig noch etwas näher heran und versuchte durch den Spalt zwischen Tür und Wand zu erkennen, wer diese Person war. Er sah nichts von Sheza, dafür gleichwohl den Arm und die Schulter des Mannes, mit dem sie sich unterhielt. Er trug einen dunklen Umhang, so viel konnte er sehen. Keine Abzeichen oder Wappen. ‚Spion‘ war offenbar kein schlechter Tipp.
„Nein – das halte ich für ausgeschlossen“, sagte jetzt Sheza wieder. „Die meisten der Zauberer waren früher Sympathisanten der Königshäuser. Der Zirkel hatte sogar eine sehr enge Bindung zu den machthabenden Königen und ich bezweifle auch, dass die Verfolgung und Vernichtung der Königshäuser jemals von Nadir ausgegangen ist. Das war das Ziel der Bakitarer, nicht seines. Er hat es nur zu seinem eigenen gemacht, um einen noch engeren Bund mit ihnen zu schließen. Inzwischen ist er jedoch mächtig genug, um dem ganzen Schrecken Einhalt zu gebieten. In den letzten Jahren hat er das doch auch getan! Er hat das freundschaftliche Band zwischen sich und Alentara aufrechterhalten und gestärkt. Es gab überhaupt keinen Anlass für diesen beginnenden Krieg.“
„Vielleicht ist Marek mittlerweile mächtiger als er“, konnte Leon endlich die Antwort des Fremden verstehen. Der Mann drehte sich ein wenig und Leon konnte sogar einen Blick auf seinen Nacken und Hinterkopf erhaschen. Sein Kopf war komplett kahlrasiert und direkt über seinem Hals befand sich eine Tätowierung, verschlungene Linien, die sich um eine Art Dreieck schlossen.
Sheza lachte böse. „Nadir ist einer der mächtigsten Zauberer, die diese Welt je hervorgebracht hat. Ich glaube kaum, dass ein simpler Kriegerfürst wie Marek sich mit ihm messen kann. Vielleicht hat er vor, Nadir zu hintergehen und die
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