Falaysia Bd 2 - Trachonien
waren. Die Bäume versperrten die direkte Sicht auf sie, aber das, was Jenna erkennen konnte, genügte schon, um ihren Puls noch weiter zu beschleunigen und ihre Kehle zuzuschnüren. Alles in ihr sträubte sich weiterzureiten und auch ihr Pferd wurde zusehends nervöser. Kaamo jedoch ritt unbeirrt weiter und zwang sie so, sich ebenfalls auf diesen Irrsinn einzulassen.
Je näher sie den Tieren kamen, desto deutlicher konnte Jenna sie erkennen. Sie ähnelten einander sehr. Allerdings war einer der beiden Drachen ein wenig größer und ihm war ein Horn auf der Stirn gewachsen. Dennoch hatte eindeutig der kleinere das Sagen, denn er war derjenige, der fraß, während der andere nur mit gesenktem Haupt daneben saß und geduldig wartete. Jenna und ihr Pferd zuckten heftig zusammen, als der kleinere Drache seinen Kameraden anfauchte, und sie konnte nur mit Kaamos Hilfe das aufgeschreckte Tier im Zaum halten.
„Du musst dich beruhigen!“ raunte ihr der Krieger zu und sah sie drängend an. „Deine Angst überträgt sich auf dein Pferd. Das ist nicht das erste Mal, dass diese Tiere Drachen sehen. Sie können daran vorbeigehen, wenn man sie nicht nervös macht.“
Jenna nickte beklommen und versuchte, sich zu entspannen, nicht daran zu denken, was alles passieren konnte. Sie hatte mit Marek zusammen einen Drachen gerettet und der hatte ihnen auch nichts getan. Diese beiden waren zwar sehr viel größer – Himmel, waren die groß! – aber sie fraßen und beachteten sie gar nicht weiter. So würde das bestimmt auch bleiben. Ganz bestimmt!
Jenna versuchte ruhig und gleichmäßig zu atmen, um ihre Verkrampfung zu lösen, doch das war leichter gesagt als getan. Ihr Herz pochte immer noch viel zu schnell und sie war furchtbar nervös. Umso mehr bewunderte sie ihr Pferd dafür, dass es tapfer weiter lief, die großen Augen ängstlich auf die Bestien gerichtet, die so furchtbar nahe waren. Jeder Muskel des Tieres war angespannt und es vermied sogar zu schnauben. Stehen blieb es jedoch nicht und es machte auch keine Anstalten durchzugehen. Bewundernswert! Aber es war ja bekannt, dass auch Zebras in der Nähe von Löwen grasten, wenn sie wussten, dass diese gesättigt waren.
„Siehst du, wie er den Kopf und seine Flügel hält?“ flüsterte Kaamo ihr zu, als sie mit den Drachen auf einer Höhe waren. „Er unterwirft sich dem Weibchen völlig.“
Jenna sah zögerlich genauer hin. Der große Drache hatte seinen Kopf so tief gesenkt, dass sein Maul fast den Boden berührte. Seine Flügel waren ausgestreckt, aber auch abgesenkt und unterstrichen somit die Demut dieser Geste. „Wirbt er um sie?“ wisperte Jenna zurück.
„Das muss nicht sein“, erwiderte Kaamo leise. „Diese Geste ist kein typisches Balzverhalten. Sie ist auch bei Drachen gleichen Geschlechts zu finden. Es ist ein Unterwerfungszeichen. Er akzeptiert damit den anderen Drachen als Anführer und wird sich seiner Führung völlig anpassen. Was für uns heißt, dass wir eher das Weibchen im Auge behalten müssen.“
Jenna nickte einsichtig. Der kleinere Drache fraß glücklicherweise genüsslich und schien die beiden Reiter und ihre Pferde gar nicht wahrzunehmen. Und das war auch gut so, denn der Abstand zu ihnen war nicht allzu groß. Er betrug zwar etliche Meter, die Drachen würden allerdings gewiss nur wenige Schritte brauchen, um sie zu erreichen. Jennas Herz machte einen Satz, als das Weibchen nun doch den Kopf hob und zu ihnen hinüber sah.
„Einfach weiterreiten“, raunte Kaamo ihr zu. „Tu so, als würdest du dich nicht um sie scheren.“
Natürlich würde sie weiterreiten! Sie würde ganz bestimmt nicht auf die Idee kommen, in einer solchen Situation auch noch stehenzubleiben.
Die gelben Augen des Drachen fixierten sie und Jenna spürte, wie ihr der Angstschweiß aus allen Poren brach.
‚Oh, Gott! Bitte nicht!‘ flehte ihre innere Stimme, doch der Gott aus ihrer Welt schien hier nicht zu existieren, denn der Drache riss sein mit langen, scharfen Zähnen ausgestattetes Maul auf und ließ ein ohrenbetäubendes Brüllen vernehmen.
Jennas Pferd machte einen Satz nach vorn, sodass sie fast aus dem Sattel rutschte, und auch das von Kaamo konnte nicht länger ruhig bleiben und sprang zur Seite. Es kostete sie beide eine Menge Kraft und kostbare Zeit, um die Tiere wieder unter Kontrolle zu bringen, vor allem da der größere Drache jetzt ebenfalls brüllte und sogar ein paar Schritte auf sie zumachte. Doch schließlich gelang ihnen dieses
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