Falaysia Bd 2 - Trachonien
anzusehen, bevor man sie verurteilte. Nur hatte sie augenblicklich nicht das Gefühl, dass ihr die Zeit dafür gegeben war.
„Ist Alentara keine gute Königin?“ hakte sie dennoch nach.
„Sie ist eine Königin “, erwiderte das Mädchen mit einem kleinen, unglücklichen Lächeln und setzte Jenna die hässliche, aber für Mägde so typische Haube auf. „Zu viel alleinige Macht tut niemandem gut.“
Mehr konnte sie dazu nicht sagen, denn der Zelteingang flog schon wieder auf und ein sichtlich angespannter Marek eilte auf sie zu. Sein Blick blieb für den Bruchteil einer Sekunde erstaunt an dem am Boden liegenden Amulett hängen, dann war er auch schon bei ihnen, musterte Jenna kurz und nickte zufrieden. „Das wird so gehen.“ Er wandte sich Nula zu. „Verlasse das Zelt und warte davor.“
Das Mädchen nickte demütig und kam seinem Wunsch sofort nach. Jennas Puls begann sich wieder zu beschleunigen.
„Wir haben nicht viel Zeit“, mahnte Marek sie. „Nula wird dich ins Innere des Schlosses bringen und zu den Gemächern der Königin führen. Wenn du gefunden hast, was wir suchen, solltest du besser hierher zurückkommen. Ich weiß, dass du es nicht tun wirst, aber du könntest uns – oder zumindest mir – damit eine Menge Zeit und Arbeit ersparen. Deswegen rate ich es dir hiermit noch einmal. Ganz gleich, was dein eigener Plan ist und ob du mit Demeon zusammenarbeitest oder nicht – ich bekomme den Stein früher oder später ohnehin in die Hände.“
Sie holte Luft, um etwas zu erwidern, doch Marek hob sofort abwehrend die Hand. „Wir haben keine Zeit für klärende Gespräche oder Diskussionen über unser Vorgehen. Wir müssen das wie geplant durchziehen, sonst haben wir alle bald ein ziemlich großes Problem – oder willst du ungeschützt mitten in eine Schlacht geraten?“
Sie schüttelte sofort den Kopf.
„Alentara wird durch den Angriff so abgelenkt sein, dass sie dich nicht bemerkt“, bemühte sich Marek darum, ihr ihre Ängste zu nehmen. „ Niemand wird dich bemerken – was für dich bedeutet, dass du im Schloss weitaus sicherer bist als hier.“
Das klang logisch und im Schloss gab es diesen Widerling Orel nicht. Allerdings gab es dort auch niemand anderen, den sie kannte und den sie um Hilfe bitten konnte, wenn sie den Stein nicht fand…
„Du wirst den Stein finden“, unterbrach Marek ihren Gedankenfluss mit genau den richtigen Worten. „Wenn du dich entspannst, wirst du fühlen, wo er ist. Es heißt, dass das Herz der Sonne denjenigen ruft, der dazu bestimmt ist, seine Kräfte zu nutzen.“
Schon wieder dieser Name. „Aber…“, begann sie besorgt, doch auch dieses Mal ließ Marek sie nicht zu Wort kommen.
„Der Stein in meinem Amulett ist ein Teil von ihm“, erklärte er rasch. „Und er hat bereits auf dich reagiert, was bedeutet, dass das andere Bruchstück es auch tun wird – darauf kannst du dich verlassen. Es wird dich rufen, ganz gleich wie gut es versteckt ist.“
Bruchstück? Herz der Sonne ? Jenna war verwirrt, aber Marek hatte es so eilig, dass er auf ihre Gefühle keine Rücksicht nehmen wollte. Stattdessen packte er sie bei den Schultern und schob sie zum Ausgang des Zeltes.
Jennas Angst wuchs. „Was mache ich, wenn sie mich doch entdecken, bevor ich den Stein habe?“ stammelte sie und versuchte sich zu ihm umzudrehen, um zu sehen, ob er sie anlog.
„Das wird nicht passieren“, sagte er fest. „Und wenn doch – sag Alentara, dass du die letzte Schülerin Nadirs bist, dass du gelernt hast, wie man das Herz der Sonne aktivieren kann, und dass du mich beeinflussen kannst. Dann wird sie dir unter Garantie nichts antun.“
Ach ja? Sie konnte ihn beeinflussen? Davon war allerdings gerade nichts zu bemerken. Es war eher so, dass Marek ihr seinen Willen aufzwang und nicht umgekehrt. Aber immerhin klang das nicht allzu sehr an den Haaren herbeigezogen und so gewann sie etwas Zuversicht, als sie in die Dämmerung des heranbrechenden Abends trat.
Die Atmosphäre im Lager hatte sich verändert. Unruhe war ausgebrochen. Alles schien in Bewegung zu sein. Pferde wurden gesattelt, Rüstungen überprüft und Waffen zusammengesammelt. Die ersten Krieger saßen auch schon schwer bewaffnet auf ihren nervös auf der Stelle tänzelnden Pferden und in anderen Bereichen des Lagers wurden bereits Truppen zusammengestellt. Die allgemeine Unruhe übertrug sich rasch auf Jenna. Ihr Herz begann heftiger zu klopfen und ihre Hände wurden ganz klamm. Sie bemerkte, dass Nula
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