Falaysia Bd 2 - Trachonien
schreckliche Vorstellung!
Die junge Magd schüttelte sofort den Kopf. „Ich sagte doch, dass das Bakitarerlager entdeckt wurde. Sie ist viel zu sehr damit beschäftigt, ihre Truppen zusammenzuziehen und eine gute Verteidigung aufzubauen. Wir sollten dennoch leise sein und uns möglichst unauffällig verhalten. Es gibt hier einige Wächter, die uns hören könnten.“
Jenna diesen mahnenden Blick zukommen zu lassen, war an und für sich gar nicht mehr nötig, sondern gab ihr nur das Gefühl ein ganz, ganz dummes Huhn zu sein. Sie hatte jedoch nicht die Nerven, sich lange darüber zu ärgern. Dazu war sie viel zu aufgeregt, denn sie traten nun in den langen Gang, der hinter der Tür verborgen gelegen hatte. Er war durch Fackeln an den Wänden auf beiden Seiten erleuchtet, wirkte aber dennoch beängstigend dunkel auf sie. Mittelalter. Ja. Sie befand sich im tiefsten Mittelalter – das wurde ihr wieder einmal auf schmerzliche Weise bewusst.
Jennas Angst wuchs, als Nula sie weiter schob. Hier gab es überhaupt keine Versteckmöglichkeiten. Keine Schränke, keine weiteren Türen… nichts. „Was machen wir, wenn tatsächlich ein Wachposten kommt?“ raunte sie der Magd zu.
„Nichts“, war die simple Antwort. „Es ist ganz normal, wenn hier ein paar Mägde herumlaufen. Schließlich müssen Betten gemacht und die eher ‚speziellen‘ Gäste versorgt werden.“
„Spezielle Gäste?“ wiederholte Jenna verständnislos.
„Ja, diejenigen von den Gefangenen, die für Alentara einen gewissen Wert haben. Sie werden besser behandelt als gewöhnliche Gefangene.“
„Also politische Gefangene?“
„Oder auch besonders attraktive Übeltäter…“
Jenna öffnete den Mund und schloss ihn wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Die Gedanken, die ihr kamen, ließen sie sogar ein wenig langsamer werden. Nula konnte nicht wirklich meinen, was sie glaubte, verstanden zu haben… Nein. Das war zu absurd! Sie schloss rasch wieder zu ihr auf. Im Grunde war das alles ja auch gar nicht weiter wichtig. Alles, was zählte, war, in Alentaras Privatgemächer zu gelangen und den zweiten magischen Stein zu finden.
Jenna zuckte fast zusammen, als sie Geräusche ganz in ihrer Nähe vernahm; Schritte, die sich ihnen näherten, und nur Sekunden später warf ein hünenhafter Mann seine Schatten in den Gang. Er sah ganz anders aus als die Krieger, die Jenna bisher begegnet waren, machte einen sauberen und gepflegten Eindruck. Der Bart war gestutzt und die Haare ordentlich unter seinem polierten Helm verborgen. Er trug nur eine leichte Rüstung, ein Kettenhemd, in dem sich das flackernde Licht der Fackeln brach, und darunter Kleider aus weichem, fließendem Stoff. Auf dem ledernen Brustharnisch über dem Kettenhemd prangte ein Drache, der seine Flügel schützend über einer Krone ausbreitete.
Jenna schlug das Herz hart gegen die Rippen. Auch wenn sie sich die größte Mühe gab, ganz normal weiterzugehen, einfach Nula zu folgen, rechnete sie dennoch damit, jeden Moment angesprochen und festgehalten zu werden. Doch der Wächter nahm gar keine Notiz von ihnen, eilte grußlos an ihnen vorbei. Jenna verkniff sich ein erleichtertes Aufatmen. Sie musste ihre Angst unbedingt besser in den Griff bekommen, sonst verriet sie sich dadurch noch. Nervosität war immer verdächtig.
„Ihr solltet mir mehr vertrauen“, raunte Nula ihr über die Schulter zu. „So, wie Ihr verkleidet seid, wird Euch nichts zustoßen – das verspreche ich Euch.“
Jenna nickte einsichtig. Sie nahm sich fest vor, nicht weiter darüber nachzudenken, was alles schief gehen konnte und wie man sie beide dann bestrafen würde. Besser war es, zu versuchen, sich zu orientieren, sich einzuprägen, wo sie entlangliefen, damit sie eventuell auch wieder allein den Weg zurück fand. Man wusste ja nie…
„Auf welcher Seite des Schlosses befinden wir uns eigentlich?“ fragte sie Nula, als sie begannen eine schmale, dunkle Wendeltreppe aus Stein hinaufzusteigen.
„Auf der Westseite“, ließ das Mädchen sie wissen. Auch wenn ihr das nicht besonders viel sagte, fühlte sich Jenna trotzdem ein wenig besser. Es war zumindest eine kleine Orientierungshilfe.
Die Treppe endete in einem weiteren langen Flur, der mit einem schmalen, roten Teppich ausgelegt war. Kostbare Stickereien und Wandteppiche schmückten die Wände und auch hier sorgten die in kurzen Abständen angebrachten Fackeln für ausreichend Licht, um sich rasch und ungehindert fortbewegen zu können.
Jenna bemerkte
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