Falaysia Bd 2 - Trachonien
Reaktion auch ein wenig stärker als zuvor, jedoch noch nicht mit der Reaktion zu vergleichen, die von Mareks Stein ausging. Vielleicht war er… kaputt? Blödsinn! Wie sollte Magie kaputt gehen? Das ging doch nicht… oder?
Sie schüttelte den Kopf über sich selbst und nahm das Amulett heraus, schlüpfte mit dem Kopf vorsichtig durch die lange Kette. Sie hatte jetzt keine Zeit weiter darüber nachzudenken, warum alles so anders war. Es zählte nur, dass sie den Stein gefunden hatte. Nun musste sie so schnell wie möglich verschwinden, damit Marek sich mit seinen Truppen ebenfalls zurückziehen konnte.
Sie eilte aus der Kammer, schloss sie rasch wieder hinter sich und… zuckte heftig zusammen. Ein ohrenbetäubender Krach schlug ihr durch die Fensternischen entgegen und ließ sie in ihrer Bewegung gefrieren. Sogar ihr Herzschlag setzte für wenige Sekunden aus, denn sie hatte das Geräusch schon einmal vernommen, hatte denselben Schrecken gefühlt. Es war noch gar nicht so lange her. Nur war es nicht ganz so laut gewesen. Das war kein normaler Schlachtlärm mehr – obwohl auch dieser immer noch zu hören war. Es war ein Brüllen, ein Brüllen, das ihr durch Mark und Bein ging; das Brüllen eines Drachens. Es musste ein riesiges Tier sein, größer als die, die Jenna bisher gesehen hatte, und sehr viel wütender. Und es musste sehr nah sein.
Jenna wusste nicht genau, warum sie es tat, aber sie lief wieder los, nicht hinaus aus den Gemächern, sondern hinüber zu der Tür, hinter der sie den Balkon vermutet hatte. Sie musste einfach sehen, was da draußen vor sich ging, konnte diese Ungewissheit nicht ertragen. Sie riss die Tür auf und trat hinaus, mit rasendem Herzschlag und zugeschnürter Kehle. Schon bevor sie die Balustrade des Balkons erreicht hatte, konnte sie große Teile des Untiers erkennen, das Alentara vor dem Schloss auf das angreifende Heer der Bakitarer losgelassen hatte. Es war riesig. Das größte Tier, das sie jemals in ihrem Leben gesehen hatte. So groß, dass es den Balkon sogar ein gutes Stück überragte.
Es sah den Trachjen nicht unähnlich, besaß jedoch einen sehr viel massiveren Körperbau. Zwei stattliche Hörner prangten auf seiner Stirn, dicht über den gelben Augen, in die rasende Wut und Verzweiflung geschrieben standen. Sein Körper schillerte in den Farben des Meeres, während die mit dicken Ketten an den Körper gebundenen Flügel dasselbe satte Lila besaßen, das fast allen Drachen zu eigen war. Kopf, unterer Halsbereich, Brust und Bauch waren von dickeren Hornhäuten überwuchert, die das Tier größtenteils vor den Pfeilen der angreifenden Krieger schützten und es ihm möglich machten, sich ungehindert weiter auf das stattliche Heer der Bakitarer zuzubewegen. Immer wieder holte es mit seinen mit scharfen Krallen bewaffneten Pranken nach den zurückweichenden Männern aus oder schnappte mit seinem riesigen Maul nach ihnen, während die Truppen Alentaras von der anderen Seite angriffen und die Männer Mareks damit in ziemlich große Bedrängnis brachten. Wirklich schnell konnte sich der Drache jedoch nicht bewegen. Zusätzliche Ketten an jedem einzelnen seiner Beine behinderten ihn. Ketten, die seine Beine wund gescheuert, sich über die Zeit seiner Gefangenschaft tief ins Fleisch gegraben hatten.
Jenna nahm nun auch Männer hinter dem Drachen wahr, mit schweren Rüstungen gepanzert und Fackeln und Spießen in den Händen, mit denen sie das Tier reizten, es vor sich her trieben und dazu zwangen, sich den angreifenden Bakitarern entgegenzuwerfen. Im Grunde kämpfte der Drache nicht gegen die Bakitarer, er kämpfte für sich selbst, um sein Leben, war genauso in die Enge getrieben wie Mareks Heer, und irgendwie empfand Jenna neben ihrer Angst plötzlich auch tiefstes Mitleid für das Tier. Selbst wenn es den Kampf gewann, so würde es doch nur wieder zurück in seinen Kerker kehren, sein tristes Leben in Fesseln fortführen müssen. Da war es kein Wunder, dass es so verbissen kämpfte. Wahrscheinlich hatte es schon lange kein Tageslicht mehr gesehen und hoffte, jetzt freizukommen… oder endlich zu sterben. Es kämpfte mit der Kraft eines Verzweifelten und dennoch hatte es noch nicht viele Männer zu Fall gebracht. Dazu waren die Bakitarer zu vorsichtig, schienen sich der Überlegenheit des Untiers zu sehr bewusst zu sein und nichts riskieren zu wollen. Sie bewegten sich rückwärts von einer Seite auf die andere – hörten genau auf die lauten Kommandos des Mannes an ihrer
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