Falaysia Bd 2 - Trachonien
Vaylacia gesehen“, erklärte Jenna ihre Neugierde, während sie den riesigen Saal durchquerten, in dem sich die Soldaten zuvor versammelt hatten –wahrscheinlich um ihr Vorgehen gegen die Bakitarer zu besprechen. Ein großer Kamin an einer der Wände spendete Wärme und Licht und überall standen lange Tische und Bänke, auf denen teilweise noch Teller, Becher und Essen vorzufinden war. Der Angriff der Bakitarer war vermutlich überraschender gekommen, als sie alle angenommen hatten.
„Das kann gut sein“, lenkte Nula ein. „Sie ist erst gestern von einer Reise zurückgekehrt, mit einem Fremden an ihrer Seite. Ich denke, er ist ein Gefangener.“
Jenna horchte auf. „Ein Fremder?“ fühlte sie sich gezwungen, sofort zu fragen und ihr Herz machte einen kleinen Hopser. Konnte es sein…?
„Ja, aber er ist kein Bakitarer“, erklärte Nula. „Er sieht auch nicht wie ein Verbrecher aus. Und er ist an seinem Arm verletzt worden.“
Jenna presste fest die Lippen zusammen, um nicht den Freudenschrei auszustoßen, der aus ihr herausdrängen wollte. Leon! Leon war hier! Diese Kriegerin hatte ihn gefunden und hierher gebracht – so musste es einfach sein! Er lebte nicht nur, er war jetzt sogar ganz in ihrer Nähe und wenn sie sich klug anstellte, würde sie ihn sehr bald wiedersehen, ihn wieder in ihre Arme schließen können. Sie würde den Palast nicht ohne ihn verlassen! Ganz bestimmt nicht! Wenn sie den Stein fand, dann würde es ihr auch gelingen, ihn zu befreien und mitzunehmen.
Nula war noch schneller geworden. Die Begegnung mit Sheza hatte ihren inneren Druck offenbar verstärkt und Jenna musste beinahe rennen, um mit ihrem Tempo mithalten zu können. Meine Güte, war dieses Mädchen fit! Sie selbst hatte schon Seitenstechen und keuchte vor Anstrengung, als sie die nächste steile Treppe erklommen. Ein weiterer Flur, noch kostbarer ausgestattet als der letzte… Sie eilten an einigen kunstvoll verzierten Türen vorbei und blieben schließlich vor der prunkvollsten davon stehen. Die Magd holte ein paar Mal tief Luft – anscheinend hatte auch ihre Kondition Grenzen – und drehte sich dann zu Jenna um.
„Das sind Alentaras Privatgemächer“, erklärte sie leise. „Die Wächter, die normalerweise hier stehen, folgen ihr auf dem Fuß. Also können wir mit Sicherheit davon ausgehen, dass sie nicht hier ist. Beeilt Euch dennoch. Wir wissen nicht, wie sich die Schlacht da draußen entwickelt und ob sie nicht doch einen Anlass findet, hierher zu kommen.“
Nula öffnete die Tür zu den Gemächern und nickte Jenna auffordernd zu. Doch die rührte sich nicht, sah das Mädchen nur mit großen Augen an. „Ich soll da allein reingehen?“ kam es ihr entgeistert über die Lippen.
Die Magd nickte ungeduldig und begann nun Jenna sogar gegen ihren Willen in den dahinter liegenden Raum zu schieben. Sie war erstaunlich stark. „Ich warte hier draußen, damit ich Euch noch rechtzeitig warnen kann, wenn jemand kommt.“
Natürlich war das ein guter Gedanke, aber Jenna behagte es nicht, ganz allein für die Suche nach dem Stein verantwortlich zu sein. Ihr blieb jedoch nichts anderes übrig, denn Nula schloss die Tür wieder hinter sich, bevor sie auch nur zum Sprechen ansetzen konnte.
Für einen Augenblick stand Jenna einfach nur da und starrte die Tür an, tapfer das Unbehagen niederkämpfend, das sie erneut packen wollte. Dann besann sie sich wieder ihres Auftrages und wandte sich um, um sich in dem Raum, in dem sie sich nun befand, genauer umzusehen. Es war ein großes Zimmer, dessen marmorner Boden mit edlen Teppichen ausgelegt war. An den Wänden hingen ein paar große Gemälde, auf denen prunkvoll gekleidete Menschen – vermutlich Könige – in überheblichen Posen dargestellt waren, ebenso wie weitere fein gestickte Wandteppiche, Mosaike und seidene Tücher. Die Königin schien den Anblick von kahlen Steinwänden nicht zu mögen.
In der Mitte des Raumes stand ein mit Gold verzierter, gläserner Tisch, auf dem sich eine ebenfalls goldene Schale mit frischen Früchten befand und der von zwei mit rotem Samt bezogenen Sesseln und einem Kanapee umgeben war. Ein großer Eichenschrank und ein Regal mit schweren, alten Büchern ergänzten die Einrichtung des Zimmers. Natürlich gab es eine Flügeltür am anderen Ende des Raumes, die zweifellos in ein weiteres Zimmer führte. Nula hatte ja auch ‚Gemäch er ‘ und nicht ‚Gemach‘ gesagt. Jenna beschloss, sich erst einmal auch dieses Zimmer anzusehen, bevor
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