Falaysia Bd 2 - Trachonien
und alles andere besorgen, was du für deine Reise brauchst.“
Er erhob sich, hielt dann aber inne. Sein Blick hatte sich auf etwas in der Ferne gerichtet. Seine buschigen Brauen bewegten sich aufeinander zu, gaben seinem Gesicht einen missbilligenden Ausdruck.
Jenna stand ebenfalls auf und trat, leider immer noch etwas wankend, neben den großen Mann, um seinem Blick zu folgen. Da war ein Pulk von Kriegern, nicht weit von ihnen entfernt, der sich um einen Reiter gescharrt hatte; einen Reiter, der ein gesatteltes Pferd mit sich führte. Der Mann sah nicht wie ein Bakitarer aus. Seine Rüstung war zu glatt poliert und zudem trug er eine weiße Fahne bei sich. War das einer von Alentaras Soldaten? Was wollte er hier?
Jenna folgte Kaamo sofort, als dieser sich in Bewegung setzte und auf den sichtlich nervösen Fremden zueilte. Sie konnte die Angst des Mannes durchaus nachvollziehen, denn die Krieger um ihn herum machten einen aufgeregten bis gereizten Eindruck und sprachen mit dem Mann in einem Ton, der alles andere als freundlich war. Einer von ihnen hatte jetzt Kaamo entdeckt und lief sofort auf ihn zu.
Jenna verstand keines der hektisch gesprochen Worte, da jedoch sein Blick auch immer wieder zu ihr hinüberwanderte, glaubte sie, dass es bei diesem ganzen Tumult auch um sie ging. Kein schönes Gefühl – vor allem, da der Krieger von Alentara gesandt worden war. Das verriet das Wappen auf seinem Brustharnisch, das Jenna auf die nun geringere Entfernung gut erkennen konnte. Alentara, der sie das Amulett gestohlen hatte. Wahrscheinlich forderte sie es jetzt zurück, drohte mit einem erneuten Angriff oder anderen schlimmen Sanktionen. Was sollte sie dann nur tun? Was?
Als Kaamo sich ihr zuwandte, schnürte sich Jennas Brust unangenehm zusammen, ließ ihrem Herzen kaum Platz, um schneller zu schlagen. Er räusperte sich und auch in seine Augen hatte sich wieder Sorge eingefunden. „Alentara schickt diesen Boten, um dich um eine Audienz in ihrem Schloss zu bitten.“
Jenna öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sie schüttelte den Kopf. „ Sie bittet um eine Audienz bei mir ?“ wiederholte sie verblüfft, als es ihrem Verstand endlich gelungen war, diese Worte zu verarbeiten.
Kaamo nickte. „Auch sie hält dich für eine große Zauberin. Sie lässt dir ausrichten, dass sie dir die Entwendung ihres Amuletts nicht übel nimmt und dir friedlich und freundlich begegnen wird. Sie habe keine Hintergedanken, außer vielleicht den, deine Freundschaft zu gewinnen.“
„A-aber wieso?“ stammelte Jenna verstört.
„Das kann nur sie dir sagen“, gab Kaamo mit einem kleinen Seufzen zu.
„Kann man ihr trauen?“
„In Bezug auf ihre Einladungen: ja“, war die beruhigende Antwort. „Sie hat noch niemanden hintergangen, den sie zu einer Audienz geladen hat – auch nicht in Kriegszeiten. Sie hält, was sie verspricht. Das ist bekannt. Aber natürlich wird sie versuchen, einen Nutzen aus der ganzen Sache für sich herauszuschlagen – und wenn es nur erst einmal darum geht, ihr Schloss vor weiteren Angriffen zu schützen.“
„Durch mich ?!“
Kaamo lachte. „Du hast einen riesigen Kampfdrachen bezwungen. Die Menschen haben jetzt Angst vor dir. Auch wenn niemand dich aus demselben Grund gern gehen lassen will, wie du siehst.“
Er nickte in die Richtung seiner Kameraden und auf einmal verstand Jenna die Verkniffenheit und die Aggressionen der Männer. Sie befürchteten, man könne ihnen das wegnehmen, wodurch sie im Augenblick am besten geschützt wurden.
Jenna sah wieder zu Kaamo hinauf. Sie war verunsichert, auch wenn sie insgeheim schon wusste, was sie tun wollte. Leon war noch in Alentaras Schloss und ohne ihn konnte sie nicht gehen. Der große Mann schien jedoch auch ohne dieses Wissen derselben Meinung wie sie zu sein, denn er nickte ihr auffordernd zu.
„Ich denke, sie wird uns eher in Ruhe lassen, wenn sie bekommt, was sie will“, erklärte er und das genügte, um auch sie nicken zu lassen.
Dennoch fühlte sie sich nicht wirklich wohl, als sie auf den sehr erfreut aussehenden Boten zuging, die Zügel des Pferdes, das er mitgebracht hatte, ergriff und aufstieg. Das, was vor ihr lag, war schon wieder so schrecklich ungewiss, so undurchschaubar, dass sich ihr ganzes Inneres verkrampfte. Noch viel schrecklicher fühlte sie sich, als sie noch einmal in Kaamos Gesicht blickte, spürte, wie er sich dazu zwingen musste, ihr aufmunternd zuzulächeln. Auch er war sich nicht sicher, dass sie das Richtige
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