Falaysia Bd 2 - Trachonien
tat, und diese Gewissheit verursachte ein hohles Gefühl in ihrem Bauch. Sie wollte nicht gehen, wollte weder ihn noch Marek verlassen. Nicht jetzt. Nicht in dieser ungewissen Situation. Doch was blieb ihr anderes übrig?
„Sehen wir uns wieder?“ fragte sie mit dünner Stimme.
Kaamo nickte, schien alle Zuversicht, die er noch besaß, in seinen Blick legen zu wollen. „Ganz bestimmt!“ versprach er lächelnd.
Jenna warf einen langen Blick zurück zu dem Zelt, in dem Marek immer noch liegen musste. Erst dann nickte sie dem Boten zu und ritt gemeinsam mit ihm los. Die Krieger um sie herum traten auf Kaamos Kommando mürrisch zur Seite und der Weg war frei. Der Weg weiter hinein in eine noch so verschwommene Zukunft.
W iedersehen
A ls Jenna das Schloss betrat, hatten sich ihre Angst und innere Unruhe glücklicherweise ein wenig gelegt. Sie war nicht von einem Trupp Soldaten empfangen worden, der ihr doch noch den Stein entreißen wollte, sondern konnte das Schloss – dieses Mal durch den prunkvollen Haupteingang – unbehelligt betreten. Die Menschen, die ihr begegneten, reagierten mit einem höflichen Kopfnicken auf sie und da es auch nicht danach aussah, als würde man sie sofort direkt zum Thronsaal führen, entspannte sich Jenna sogar einigermaßen. Es hatte ganz den Anschein, als würde die Königin ihr noch ein wenig Zeit zum Ausruhen gewähren wollen, bevor die Audienz begann.
Jenna musste feststellen, dass das Schloss Alentaras bei ihrem zweiten Besuch noch beindruckender wirkte als zuvor. Wahrscheinlich hing dies damit zusammen, dass sie nun auch mehr Zeit hatte, sich genauer umzusehen – oder dass sie sich vielleicht in einem anderen Teil des Schlosses befand. Was es auch war, es war mehr als deutlich, dass dieses Schloss an Prunk kaum zu überbieten war und in Jennas Augen einen erkennbar orientalischen Einschlag besaß – wenn man das in einer Welt wie dieser so sagen konnte. Die Säulen, die goldenen Ornamente und Wandteppiche, alles wirkte wie ein bunter Mix aus mittelalterlicher und orientalischer Ausstattung und Baukunst. Beindruckend. Ein bisschen überladen, aber beeindruckend.
Jennas Unbehagen kehrte leider ruckartig zurück, als der Bote auf einmal vor einer Tür stehen blieb und diese öffnete. Er machte eine auffordernde Geste in ihre Richtung und sie trat zögerlich in den Raum dahinter. Es war ein geräumiges, hübsch ausgestattetes Zimmer… mit einem Himmelbett! Kein Audienzzimmer. Ihr Gefühl hatte sie also nicht betrogen. Die Königin wollte ihr tatsächlich ein wenig Ruhe gönnen.
Oh, wie gern hätte sich Jenna sofort in die kostbaren Kissen geworfen und sich in die sicherlich wunderbar weiche Decke gekuschelt. Sie war so furchtbar müde und erschöpft, doch natürlich konnte sie das nicht tun, musste erst für Klarheit sorgen, wissen, was als nächstes anstand. Ohnehin war es viel zu gefährlich in einer Umgebung einzuschlafen, die man nicht kannte. Wie leicht konnte man ihr dann den Stein abnehmen – ihr einziges Druckmittel in den Verhandlungen mit Alentara.
Jenna wandte sich zu dem Boten um und stellte mit Erstaunen fest, dass ganz unbemerkt eine ältere Magd eingetreten war, die sie kritisch musterte.
„Ihre Hoheit lässt Euch ausrichten, dass Ihr Euch ein wenig ausruhen und frisch machen sollt, bevor Ihr zu ihr geführt werdet“, erklärte die Frau auf ihren fragenden Blick hin. Sie sah den Boten an, der kurz seinen Kopf in Jennas Richtung neigte und dann aus dem Zimmer verschwand.
„Und wann genau werde ich sie sehen?“ fragte Jenna nach.
„Das hat Ihre Hoheit mir nicht gesagt“, war die nicht gerade zufriedenstellende Antwort. „Die anderen Mädchen und ich sollen Euch dabei helfen, Euch zu waschen und umzukleiden. Alles weitere wird Euch danach mitgeteilt.“
Sie klatschte kurz in die Hände und ein paar weitere Mägde traten ein, bepackt mit Kleidern, Handtüchern und anderen Waschutensilien. Ihnen folgten Männer, die eine goldene Wanne und Eimer mit teilweise dampfendem Wasser trugen. Jenna war viel zu verblüfft, um etwas anderes zu tun, als mit offenem Mund beiseite zu treten, um der kleinen Gruppe den Raum zu gewähren, den sie brauchte, um alles für das ‚Bad‘ herzurichten. Die Männer gingen wieder, nachdem sie Eimer und Wanne abgestellt hatten. Die Frauen, vier an der Zahl, blieben jedoch. Jennas Blick flog über die demütig geneigten Gesichter der Mädchen und dann wieder zurück zu der älteren Magd. Sie schluckte schwer. Die
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