Falaysia Bd 2 - Trachonien
nicht so wirklich einordnen konnte. Überhaupt besaß diese Gegend eine befremdliche Atmosphäre: mysteriös, bedrückend, melancholisch...
Jenna war, als ob ihr eine leise Stimme zuflüsterte, dass hier einst etwas passiert war. Etwas Schlimmes. Ihr schauderte und sie sah Kaamo doch wieder an, räusperte sich sogar verhalten, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Der große Mann wandte sich erstaunt zu ihr um.
„Wo sind wir hier?“ fragte sie zaghaft.
„Das ist die Taikrunja – die Todessteppe“, gab er ihr zur Antwort und seine tiefe Stimme ließ den Namen noch unheimlicher erscheinen, als er an sich schon war.
Ihre Augen weiteten sich. „Todessteppe?“ wiederholte sie.
Kaamo nickte bestätigend. „Sie heißt so wegen des großen Kampfes, den es hier einst gegeben hat. Man sagt, es gab kaum einen, der blutiger war und mehr Menschenleben gekostet hat als dieser. Aus diesem Grund gedeiht hier auch nichts mehr. Der Tod hält alles Leben fest in seinen knochigen Fingern und lässt es nicht mehr los.“ Er zuckte die Schultern. „Ist nur eine Legende.“
„Was für eine Legende?“ hakte sie nach, ohne weiter darüber nachzudenken.
Kaamo runzelte die Stirn. „Willst du das wirklich wissen?“
Sie zuckte die Schultern. „Na ja, ich denke, wir werden noch eine Weile reiten müssen und Marek meinte, wenn ich in dieser Welt überleben wolle, dann müsse ich versuchen, sie zu verstehen.“
„Und du meinst die Legenden dieses Landes können dir dabei helfen?“
Sie nickte nach kurzem Zögern. Sich Geschichten von dem Mann erzählen zu lassen, um die Langeweile zu vertreiben, war ja kein richtiges Kontaktknüpfen.
Kaamo betrachtete sie noch ein paar Sekunden lang, dann nickte auch er und holte tief Luft.
„Es begab sich alles zu einer Zeit, in der sich die ersten Königshäuser bildeten, ungefähr vor zweihundert bis dreihundert Jahren. Es gab viele Kriege zwischen denen, die nach Macht und Reichtum strebten, viele Kriege, in denen viele Menschen starben und Recht und Ordnung nur im Geiste einiger Weisen existierte. In dieser Zeit gab es ein Königshaus, das besonders mächtig war und schnell ein Land nach dem anderen einnahm. Es schreckte nicht vor Sklaverei und Zwangsdiensten zurück und erschuf mit seinen Intrigen und hinterhältigen Anschlägen auf andere Königshäuser eine Atmosphäre des Misstrauens und der Feindlichkeit in ganz Falaysia. Man nannte die Königsfamilie die Tracharo und ihr Reich erstreckte sich nicht nur über ganz Trachonien, sondern auch über Yanta, Xobien und große Teile des damaligen Piladomas. Damit beherrschte diese Familie fast den ganzen Süden Falaysias und war das einflussreichste Königshaus, das es in der Geschichte je gegeben hat.“ Kaamo machte eine kleine Pause, um sich mit der Zunge die trocken gewordenen Lippen zu befeuchten. Dann fuhr er fort.
„Zu verdanken hatten sie diese mächtige Stellung, neben ihrer hohen Bereitschaft Kriege gegen andere Länder zu führen, dem simplen Fakt, dass sie in enger Beziehung zu dem Zirkel der Magier standen. Diese Gruppe von Zauberern, die in der Rangfolge der Mächtigen noch über allen Königsfamilien standen, hielten sich aus den meisten politischen Konflikten heraus, waren jedoch sehr gefürchtet und besaßen einen großen Einfluss in der Welt. Niemand weiß genau, warum sie sich auf die Seite des trachonischen Königshauses schlugen. Es ist gleichwohl bekannt, dass sie selbst dessen unmenschlichste Taten tolerierten und nur einschritten, wenn sie ihre eigenen Belange bedroht sahen. So ließen sie es auch zu, dass das trachonische Königshaus die Versklavung und Unterdrückung anderer Völker immer weiter ausweitete. Seine Opfer wurden vor allen Dingen Volksstämme, die sich nicht anpassen, die sich nicht der Herrschaft der Könige fügen wollten: die Steppen-, Berg- und Waldvölker. Als das Leid zu groß wurde, taten sich diese Volksstämme zusammen und rebellierten gegen die Herrschaft der Tracharo. Unterstützt wurden sie dabei von anderen Königen, die bis dahin auf der Verliererseite geblieben waren. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen, die Truppen des trachonischen Königshauses bis in diese Ebene zurückzudrängen. Doch bald schon mussten sie feststellen, dass sie in einen Hinterhalt gelockt worden waren. Das riesige Heer des königlichen Familie griff sie auf einmal von allen Seiten an, unterstützt von der Magie des Zirkels der Magier , und allen wurde bald schon klar, dass die feindlichen Krieger keinen
Weitere Kostenlose Bücher