Falaysia Bd 2 - Trachonien
denn alles her?!“ Er stieß ein verärgertes Lachen aus. „Ich hab ja schon vieles über Marek gehört, aber das…“ Er schüttelte den Kopf. „So ein Monster ist er nicht.“
„Ist er nicht?“ fragte sie rasch. Der Krieger schien auf ihren kleinen Trick hereinzufallen.
„Nein! Er mag zwar eine gefährliche, unberechenbare Seite haben und zu Recht hier in Falaysia so gefürchtet sein – doch er ist kein Monster!“
„Du hast also keine Angst vor ihm?“
„Nein, weil ich ihn kenne, seit wir beide Jungen waren und ich einfach weiß, dass…“ Kaamo brach ab. Ihm schien gerade im rechten Moment aufgefallen zu sein, dass er anfing, ziemlich private Dinge über Marek auszuplaudern – in Jennas Augen leider viel zu früh.
„Heißt das, er war früher anders?“ hakte sie dennoch nach.
Kaamo senkte den Blick auf seine Hände, fummelte etwas nervös an den Zügeln herum und nickte dann verhalten. „Jeder verändert sich, während er erwachsen wird. Das ist der Lauf des Lebens…“
„Aber nicht aus jedem wird ein gefürchteter Krieger wie Marek“, fügte sie rasch hinzu. „Nicht jedem hängt man solch grausame Geschichten an.“
„Mich scheren diese Geschichten nicht“, gab Kaamo etwas unwirsch zurück. „Und den meisten anderen Männern in unserem Heer geht es genauso. Er ist ein großartiger Heeresführer und er wird es uns ermöglichen, zu siegen. Die Götter haben ihn uns gesandt, um uns von dem Joch der Königshäuser zu befreien. Das ist alles, was zählt.“
„Marek wurde von den Göttern gesandt?“ fragte Jenna vorsichtig und runzelte nachdenklich die Stirn. Da war ein befremdlicher Gedanke, der an einer Ecke ihres Verstandes begann zu nagen. „Ich dachte, Marek ist der Sohn dieses großen Bakitarerfürsten, dieses Matzteko… schano…“
„Matztikshor?“ half Kaamo ihr und sie nickte erfreut. „Ja, das ist richtig. Er ist jedoch nicht sein leiblicher Sohn. Die Götter sorgten dafür, dass er ihn am Rande des Latan-Gebirges fand, mit einigen Knochenbrüchen und anderen schweren Verletzungen. Als er ihn ins Lager brachte, sagte der Schamane, der Junge würde die Nacht nicht überleben. Er irrte sich, wie so viele sich schon in Marek geirrt haben. Die Kraft, die ihn ihm schlummert, ist einzigartig – ein Geschenk der Götter. Matztikshor hatte das von Anfang an gespürt. Die Götter wollten, dass der Fürst einen Sohn bekommt, einen Nachfolger, der seiner mehr als würdig ist. Und so geschah es dann auch. Marek ist Matztikshors Sohn, aber auch ein Geschenk der Götter an uns alle.“
Kaamos Augen leuchteten vor Bewunderung und Stolz. Doch alles, was Jenna für ihn übrig hatte, war ein mehrfaches Blinzeln und ein offen stehender Mund. Ihr war nämlich einer der absonderlichsten Gedanken gekommen, den sie je gehabt hatte, seit sie sich in dieser Welt befand. Was war, wenn nicht die Götter Marek nach Falaysia gebracht hatten, sondern jemand anderes, viel weniger imposantes? Ein Zauberer… wie Demeon. Was war, wenn Marek ebenfalls ursprünglich aus ihrer Welt gekommen war? Das würde so vieles erklären. Sein Vermögen ihre Sprache zu sprechen, als hätte er das ein Lebtag getan, seine relativ hohe Bildung – Welcher Krieger wusste schon etwas über spezielle Vorgänge im menschlichen Körper? – sein Wissen über die ‚Verirrten‘ aus der anderen Welt, sein Interesse an ihr und an der Magie der Steine… Er konnte wie Leon ebenfalls bereits als Kind hierher gebracht worden sein und war dann den Bakitarern in die Hände gefallen.
Andererseits war es schwer vorstellbar, dass Marek jemals etwas anderes als ein Krieger gewesen war. Konnte ein Mensch, der in einer modernen Zivilisation geboren und sicherlich auch zivilisiert erzogen worden war zu so einem… ‚Tier‘ werden? Ging nicht nur wieder ihre Fantasie mit ihr durch?
Kaamos Blick hatte sich verändert. Er sah ein wenig besorgt aus, als er sich zu ihr vorbeugte und sie vorsichtig an der Schulter berührte. „Geht es dir gut?“
„Ja, ja, natürlich!“ gab sie sofort zurück und bemühte sich um ein möglichst überzeugendes Lächeln.
„Du bist nur gerade so blass geworden“, erklärte der große Mann seine Besorgnis.
„Ja?“ tat sie unschuldig. „Mir ist vielleicht ein wenig schlecht – von den Anstrengungen des langen Ritts.“ Das war noch nicht einmal gelogen. Ihre Gedanken hatten für ein leicht mulmiges Gefühl in ihrer Magenregion gesorgt.
„Vielleicht sollten wir langsam mal eine Pause einlegen“,
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