Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
sie quälen? Er musste doch wissen, was in ihr vorging. Sie öffnete die Augen wieder, blickte in die seinen. Tatsächlich stand da so etwas wie Hilflosigkeit und Schmerz in dieses kalte Blau geschrieben.
„Wie… wieso nicht?“ brachte sie mit einem zittrigen Flüstern hervor.
„Ich… kann mich… nicht bewegen. Jedenfalls nicht, ohne dass es… höllisch weh tut.“
„Hast du dir was gebrochen?“ Jenna war entsetzt.
„Von dem kleinen Sturz? Ach, was! Ich bin doch weich gelandet.“ Er konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, verzog dann aber wieder schmerzerfüllt das Gesicht.
„Was ist es dann?“ keuchte sie. Abgesehen von ihrer Panikattacke wurde ihr Marek auch langsam zu schwer.
„Ich glaube, es liegt an dir“, stieß er aus und presste die Lippen zusammen. Sie sah seine Wangenmuskeln zucken. Er spielte ihr nichts vor. Er hatte starke Schmerzen. „Oder zumindest an dem Stein.“
Der Stein. Den hatte sie völlig vergessen. Er beschützte sie erneut, hatte sofort eingegriffen, als Marek auf ihr gelandet war, und setzte ihn außer Gefecht.
„Du solltest vielleicht versuchen… dich zu entspannen“, schlug Marek vor. „Stell dir vor, ich bin nicht da oder stell dir vor, ich wäre Leon.“
Sie runzelte verärgert die Stirn. „Glaubst du der ist viel leichter als du?“
„Na ja, aber doch netter“, gab er zurück.
„Und was bringt es mir, wenn ich mich entspanne? Es liegt doch an dem Stein“, brummte sie.
„Und du… beeinflusst ihn auf irgendeine Weise. Also sei ruhig und tu was ich dir sage.“
„Auf Kommando klappt das ganz bestimmt nicht!“ beschwerte sie sich. „Das ist überhaupt unmöglich, so, wie ich hier liege! Ich krieg keine Luft! Du erdrückst mich!“
„Hey, es war nicht meine Idee, mich den Abhang hinunterzustürzen!“
„Idee?!“ Sie schnappte entrüstet nach Luft, was gar nicht so einfach war, mit dem zusätzlichen Gewicht auf ihrer Brust. „Ich hab das nicht mit Absicht gemacht!“
Sein Gesicht zuckte erneut. Wut war auch keine so gute Idee.
„Entspann dich, ja?“ stieß er aus.
„Ich kann nicht“, brummte sie zurück.
„Tja, dann… bleibt uns nichts anderes übrig, als zu warten“, meinte er leichthin.
„Worauf denn? Dass uns die Unaks finden und auseinanderreißen?“
„Oder Leon. Das wird noch blutiger.“
Jenna starrte ihn einen Augenblick verblüfft an, dann musste sie lachen und der Knoten in ihrer Brust begann sich ganz langsam zu lösen. „Ja, das glaube ich auch“, setzte sie hinzu.
„Vielleicht wird der Stein ihn aber auch gar nicht an uns heranlassen“, überlegte Marek weiter. „Dann werden wir einfach nur verdursten.“
„Das beruhigt mich immens“, schmunzelte sie. „Ich wollte schon immer wissen, wie sich das anfühlt.“
„Ich denke, Ertrinken ist angenehmer.“
„Am besten soll Erfrieren sein. Man schläft ganz ruhig ein und wacht nie wieder auf.“
„Leider haben wir aber gerade keinen Winter und die Nächte sind nicht kalt genug.“
„Zu dumm.“
„Hast du noch Angst?“
Jenna überlegte einen Moment. „Merkwürdigerweise nicht mehr. Nein.“
„Gut.“ Er verlagerte sein Gewicht ein wenig mehr zur Seite und nickte. Dann stützte er sich auf seine Hände und richtete sich vorsichtig auf. Sein Gesicht zuckte etwas, also hatte die schützende Kraft des Steins nicht völlig nachgelassen, doch es gelang ihm schließlich auf die Beine zu kommen.
Jenna atmete erleichtert auf, sammelte sich und kam dann etwas unbeholfen auf die Beine. Ihre Rippen taten noch ein wenig weh, doch ansonsten war sie in Ordnung. Sie atmete tief durch.
„Wir… wir müssen unser Brennholz wieder zusammensuchen“, sagte sie.
Marek nickte. „Das wäre bestimmt nicht passiert, wenn ich das hier los wäre“, meinte er mit einem kleinen Lächeln und streckte ihr seine gefesselten Hände entgegen.
„Ja, ja“, stimmte Jenna ihm zu, bückte sich, hob ein paar Äste und Stöcke vom Boden auf und legte sie ihm wieder in die Arme. „Das würde uns allen gewiss helfen.“
Marek lachte nur. Was blieb ihm auch anderes übrig.
B eschwerliche R eise
D ie Natur war für Jenna immer etwas Wunderschönes gewesen, etwas Reines, Mächtiges, Faszinierendes, das einem Kraft geben konnte, wenn man sich schwach fühlte, trösten konnte, wenn man traurig war und einem Ruhe geben konnte, wenn man nervös und unausgeglichen war. Doch das, was sie am meisten an der Natur faszinierte,
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