Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
bekehren, vernünftig mit ihm reden zu können und ihn damit dazu bewegen, ihnen nichts zu tun. Wie dumm! Wie blauäugig! Und so wie Leon Marek kannte, würde er genau auf diesen Zug aufspringen, ihr vormachen, dass sie ihn erreichte und er zu ihrem Freund wurde, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte. Dieser Bastard!
Jede Sekunde, die Leon länger in diesem Laden verbrachte, erhöhte das Risiko, dass es Marek irgendwie gelang, Jenna auszutricksen und den Stein und sie in seine Gewalt zu bringen. Und das war gar nicht gut. Das war…
„Verdammt noch mal, warum dauert das so lange!“ rief er laut, doch das war gar nicht nötig, denn die Frau erschien bereits wieder in der Tür mit den gewünschten Sachen in den Armen. Sie sah Leon etwas verängstigt an, was ihn vermuten ließ, dass er im Moment einen ziemlich finsteren Eindruck machte. Es tat ihm leid, aber im Grunde war das gar nicht schlecht. So würde sie ihm gewiss keine dummen Fragen stellen, woher er kam und wohin er ritt. Geschäftsleute waren meist sehr neugierig – das verlangte ihre Arbeit. Je besser sie informiert waren, desto schneller konnten sie ihre Angebote auf die Nachfrage einstellen. Er mochte das nicht. Doch wenn er genauer darüber nachdachte, hatte das Ganze auch eine durchaus positive Seite. Wer viel fragte, wusste auch viel.
Die Frau stellte die Sachen vor ihm ab und sah ihn, mit einem unsicheren Lächeln auf den Lippen, erwartungsvoll an. „Kann ich sonst noch etwas für euch tun?“
Leon schüttelte den Kopf, holte seinen Geldbeutel unter dem Hemd hervor, der nur noch die Hälfte seines ursprünglichen Gewichtes hatte, und drückte dann der Frau ein paar Goldmünzen in die Hand. Eine besonders schöne behielt er jedoch zwischen seinen Fingern und sah die Frau, deren Augen vor Gier fast aus den Höhlen quollen, eindringlich an.
„Sagt, sind hier in dieser Gegend in letzter Zeit Bakitarer aufgetaucht?“ fragte er leise. Er hoffte, dass sie seine Frage verneinen würde, doch diesen Gefallen tat sie ihm nicht. Stattdessen nickte sie übereifrig und sorgte dafür, dass seine Gedärme sich sofort verkrampften.
„Ja, ja“, brachte sie aufgeregt hervor. „Am vorherigen Abend erst kam eine kleine Truppe überraschend in unser Dorf. Das war eine Aufregung! Schließlich passiert so etwas nicht alle Tage. Ihr müsst wissen, dass meine Kunden sonst nur Händler oder einsame Wanderer sind. Ich hatte solche Angst. Aber ich habe…“
„Haben sie hier etwas gekauft?“ unterbrach Leon den Redeschwall der Frau.
„Ja, ja, Lebensmittel und Wasserschläuche wie ihr“, sagte sie. „Sie haben sich auf eine längere Reise vorbereitet. Das konnte man deutlich erkennen.“
Leons Unbehagen wuchs. Das klang gar nicht gut. War Marek vielleicht doch nicht allein unterwegs gewesen und wurde nun von seinen Männern gesucht?
„Wie viele waren es?“ hakte er weiter nach.
„Fünf – soweit ich das überblicken konnte. Grausige Männer, wirklich grausige Männer. Aber in den größeren Dörfern waren es noch mehr.“
Leons Augen weiteten sich ein wenig und er musste sich erst wieder sammeln, um die nächste Frage formulieren zu können.
„In anderen Dörfern sind sie also auch aufgetaucht?“
Die Frau nickte. „Kleine Truppen von sechs bis zehn Mann. Ein Händler hat mir erzählt, dass sie gerade dabei sind, in der Nähe von Draktar ein Lager aufzuschlagen. Ihm hatten sie all seine Waren abgenommen. Er sagte, sie planen etwas Grausames. Es sah so aus, als warteten sie auf jemanden oder auf einen Befehl.“
„Und die Männer, die hier bei euch waren –“
„– sind auch Richtung Draktar geritten. Scheint so, als sammelten sie sich alle dort. Ich denke, es wird einen neuen Angriff auf die Freiheitskämpfer König Renons geben. Vielleicht haben sie in der Nähe eines ihrer geheimen Lager. Ich hoffe, sie können rechtzeitig fliehen.“
Leon nickte nachdenklich, dann ließ er auch das letzte Goldstück in ihre Hand fallen. Es war an der Zeit hier wegzukommen und endlich Trachonien zu erreichen. Was immer die Bakitarer auch planten – sie durften ihnen auf keinen Fall in die Quere kommen. Nicht mit ihrem obersten Heeresführer gefesselt an ihrer Seite.
S
„Soll ich den auch noch mitnehmen? Was meinst du?“ Jenna drehte den Stock in ihrer Hand und betrachtete ihn eingehend. Dann sah sie ihren Gefangenen an, der artig neben ihr stand und wieder einmal vor sich hin schmunzelte.
„Was ist?“ wandte sie sich
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