Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
an ihn.
„Nichts“, gab er lächelnd zurück. „Nur, wenn du weiterhin jeden Ast, den du für das Feuer sammelst, nach seiner Schönheit auswählst, wird es später ein ziemlich mickriges Flämmchen werden. Es wird bald dunkel und wir haben noch nicht allzu viele zusammen.“ Er blickte vielsagend auf den kümmerlichen Haufen an Brennholz, den sie in seine Arme gelegt hatte.
Jenna musste ihm leider Recht geben. Sie waren noch nicht wirklich erfolgreich gewesen und die Sonne stand schon ziemlich tief.
„Du könntest mir ja helfen“, schlug sie vor.
„Das tu ich doch“, gab er zurück. „Jedenfalls soweit es mir möglich ist. Wenn du mich losmachen würdest, könnte ich dir allerdings sehr viel besser unter die Arme greifen.“
„Ganz bestimmt“, entgegnete sie mit einem kleinen Lächeln. Mehr brauchte sie nicht zu sagen. So ging das schon die ganze Zeit. Marek machte ihr wunderbare Vorschläge, wie er ihr helfen und wie man alles besser machen konnte, alles lief jedoch darauf hinaus, ihn von seinen Fesseln zu befreien, und das würde sie ganz bestimmt nicht tun.
Es war schon schlimm genug, dass ihre Angst vor ihm, durch die Art, wie er sich ihr gegenüber verhielt – freundlich und vorsichtig – immer geringer wurde, jedenfalls so lange er auf Abstand blieb, und dass es ihr sogar ein wenig Spaß machte, sich mit ihm zu unterhalten. Doch sie war nicht so dumm, zu glauben, dass er tatsächlich ein netter Kerl war und ihr nichts tun würde, wenn sie ihn freiließ. Sie spürte genau, dass etwas an ihm nicht echt war, dass er sich verstellte, um sie einzulullen, sie dazu zu bringen, ihm zu vertrauen und irgendwann einen dummen Fehler zu machen. Dafür hatte sie schon immer ein gutes Gespür gehabt. Menschen, die nicht ihr wahres Gesicht zeigten, konnte man nicht vertrauen. Und das Seil, mit dem sie Marek an ihr Handgelenk gebunden hatte, erinnerte sie immer wieder daran, wer er wirklich war.
„Ich finde, du machst dich als Gepäckträger ziemlich gut“, erwiderte sie mit einem kleinen Grinsen.
Marek senkte den Kopf ein wenig und hob die Brauen. „Gepäckträger?“ wiederholte er in einem gespielt empörten Tonfall.
Jenna musste lachen. „Ist das ein so schlimmes Wort?“
„Das hängt immer davon ab, zu wem man es sagt.“
„Aber es stimmt doch in diesem Fall“, sagte sie, ohne weiter darüber nachzudenken. Okay, vielleicht war das ein bisschen frech, aber Marek sah nicht so aus, als würde er sich tatsächlich darüber ärgern. Er bemühte sich schon die ganze Zeit darum, den verbalen Austausch zwischen ihnen am Leben zu erhalten und mit kleinen Scherzen zu würzen. Manchmal hatte sie sogar das Gefühl, als würde er mit ihr flirten. Er ließ nichts unversucht, um sie zu bezirzen.
„Ja, ja, demütigen wir den Gefangenen weiter“, seufzte er und setzte ein trauriges Gesicht auf. „Er hat es ja nicht anders verdient.“
Sie wollte es nicht, aber sie musste schon wieder lachen. Ein warmes Leuchten war für den Bruchteil einer Sekunde in Mareks hellen Augen zu erkennen, dann war es wieder hinter seiner freundlichen Maske verschwunden.
„Gut, keine weiteren Demütigungen mehr“, versprach sie großzügig und er atmete übertrieben erleichtert aus.
„Danke. Das wird mir dabei helfen, das alles besser durchzustehen und dir am Ende vielleicht doch noch zu verzeihen. Schließlich werde ich eine Weile mit dir zusammenbleiben müssen.“
Jenna nickte. „Mit mir und Leon.“
Marek schüttelte den Kopf. „Nur mit dir.“
Sie blieb stehen und sah ihn stirnrunzelnd an, versuchte es nicht zuzulassen, dass seine Worte ihr anfängliches Unbehagen und ihre geheimen Ängste zurückbrachten. Er spielte mit ihren Gefühlen und hatte sichtbaren Spaß daran, denn seine Augen funkelten amüsiert. Aber sie würde sich nicht wieder wie ein ängstliches Mäuschen ducken. Sie würde die Oberhand behalten – ganz gleich, was er sagte.
„Du bist also der Meinung, dass es dir irgendwann gelingt, zu fliehen.“ Es war keine Frage ihrerseits, sondern eher eine Feststellung.
„Ja“, gab er offen zu und lächelte. „Ich werde jede Chance nutzen, die mir geboten wird.“
„Gut“, gab sie provokant zurück. „Warum nicht jetzt? Du bist allein mit mir mitten im Wald…“
Sie besaß den Stein. Er beschützte sie. Sie konnte es sich leisten, so frech zu sein und diesen Mann in seine Schranken zu weisen.
Wenn er über ihre Worte verärgert war, ließ er es sich nicht anmerken. Stattdessen
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