Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
schüttelte er nur den Kopf, ein kleines Lächeln auf den Lippen.
„Wieso nicht?“
„Ach, ich bin nicht in der richtigen Stimmung dafür.“
„So, so.“ Sie betrachtete ihn noch einen Moment kritisch, dann fiel ihr Blick wieder auf den Stock in ihrer Hand.
„Soll ich den nun mitnehmen oder nicht?“
„Muss ich darauf antworten?“ Er sah sie mit hochgezogenen Brauen an.
Sie schüttelte den Kopf und legte den Stock in seine Arme. Sie wollte nicht weiter darüber nachdenken, aber Mareks Zuversicht, dass er bald wieder frei sein würde, dass er versuchen würde, sie zu überwältigen, wenn er die Chance dazu hatte, machte sie nervös, nagte an ihrer neu erworbenen Selbstsicherheit ihm gegenüber.
„Mal angenommen, du könntest dich tatsächlich befreien, was ich persönlich nicht glaube, aber nur mal angenommen, es gelingt dir… was wirst du dann tun?“ fragte sie ganz beiläufig, während sie ein Stück weiter liefen, um den nächsten brauchbaren Ast aufzulesen.
„Glücklich und zufrieden in meine Heimat zurückkehren“, gab er prompt zurück und lachte in sich hinein.
Jenna fand das keineswegs zum Lachen. Diese Sache machte ihr Angst und sie war kein Mensch, der sich gern fürchtete. Wer tat das schon gern?
„Würdest du Leon wirklich töten, wenn du es könntest?“ fragte sie ruhig.
„Ja.“
Die Antwort war kurz und klar und sie tat weh. Was hatte sie anderes erwartet? Hatte sie etwa geglaubt, dass Marek doch ein klein wenig Herz besaß, weil er so freundlich zu ihr war? Leon hatte ihr doch erzählt, dass es kaum einen grausameren Krieger in Falaysia gab als diesen Mann. Aber wenigstens war er ehrlich. Sogar Leon hatte sie belogen. Marek tat es nicht. Jedenfalls hatte sie ihn noch keiner Lüge überführen können.
„Wieso?“ fragte sie weiter. „Wieso hasst du ihn so sehr?“
Sie kannte die Antwort auf diese Frage zwar, aber sie wollte es von ihm hören, wollte wissen, ob das, was Leon ihr erzählt hatte, wirklich der Wahrheit entsprach. Doch sie bereute ihre Forschheit im nächsten Augenblick schon wieder, denn Mareks Gesicht nahm einen unnahbaren, furchtbar kalten Ausdruck an, ließ ihn wieder wie den brutalen Krieger aussehen, als den sie ihn kennen gelernt hatte. Das Lächeln, das er ihr nun schenkte, war so eisig, dass es sie fast frösteln ließ, und seine Stimme hatte plötzlich Ähnlichkeit mit dem Knurren einer Raubkatze.
„Wenn ich mit dir darüber reden will, wirst du es schon merken“, brachte er bedrohlich leise hervor.
Jenna schluckte schwer und ihr Bedürfnis, so weit wie möglich aus seiner Reichweite zu kommen, ließ sie automatisch rückwärts laufen.
„War… war ja nur eine harmlose Frage“, stammelte sie und wich seinem harten Blick aus. Das hätte sie schon etwas früher tun sollen, denn erst in diesem Moment bemerkte sie die kleine, durch das Laub fast unsichtbare Böschung vor ihr – einen Moment zu spät. Sekundenlang rang sie um ihr Gleichgewicht, doch dann stürzte sie mit einem kurzen Aufschrei und riss, durch den Strick um ihren Arm, den verdutzten Marek mit sich.
Das dichte Laub am Boden dämpfte ihren Aufprall, doch umso schmerzhafter landete Marek auf ihr. Zwar hatte er geistesgegenwärtig seine gefesselten Hände zur Seite gerissen, um sein Gewicht wenigsten einseitig neben ihrer Schulter abzufangen, doch war auch sein halbes Körpergewicht noch zu schwer für sie. Ein paar rasche Herzschläge lang bekam sie keine Luft mehr, als sein Oberarm, der unfreiwillig als Puffer zwischen ihrem und seinem Körper herhalten musste, ihren Brustkorb eindrückte, doch dann gelang es ihr, wieder zu Atem zu kommen, obwohl Marek schwer auf ihr lag. Sein Gesicht war ihrem unangenehm nahe und sein Mienenspiel schwankte zwischen Entsetzen und Belustigung.
Sie schloss die Augen und biss die Zähne zusammen.
„Würdest du bitte… bitte… von mir runtergehen“, keuchte sie, während sie damit beschäftigt war, ihre Panikattacke wieder in den Griff zu bekommen. Ihr Herz raste und ihr war furchtbar schlecht. Das letzte Mal, dass Marek ihr so nahe gekommen war, war noch nicht lange genug her, um schon vergessen zu sein. Sie hasste es, ihn auf diese Weise zu fühlen, hasste seinen Geruch, seinen Atem, der rasch über ihr Gesicht blies. Sie wollte schreien, um sich schlagen, ihn wegstoßen. Doch ihre Panik ließ das nicht zu, hatte sie vollkommen erstarren lassen.
„Das… das geht nicht“, hörte sie ihn nun gepresst ausstoßen.
Was sollte das? Wollte er
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