Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
ins Wasser baumeln zu lassen und sich langsam aber sicher auf die Stufe ‚totale Erschöpfung‘ hinab zu bewegen. Die kühle Frische des Wassers zog ihre Beine hinauf und belebte langsam wieder ihren Körper. Sie fühlte, wie sich die Verkrampfungen in ihren Schultern und Beinen lösten und seufzte zufrieden. Was für simple Dinge einen doch manchmal glücklich machen konnten…
Sie wollte gerade die Augen schließen, als sie eine Bewegung neben sich wahrnahm, und wandte sich um. Marek hatte sich trotz der gefesselten Hände von seinem zerrissenen und völlig verdreckten Hemd und seinen Stiefeln befreit und watete nun mit hängenden Schultern und wankenden Schritten ins Wasser.
„Hey!“ rief Leon, der gerade dabei war, das Lagerfeuer vorzubereiten, seinen Gefangenen aber anscheinend nie aus den Augen ließ. „Was machst du da?!“
Marek wandte sich ermüdet zu ihm um. „Ich will mich nur waschen“, sagte er matt.
Der lange Fußmarsch hatte ihn an den Rand seiner Kräfte gebracht. Das sah Jenna ihm an, obwohl er sich immer noch wacker auf den Beinen hielt. Sie wäre an seiner Stelle wahrscheinlich längst an Entkräftung gestorben. Sie hatte Mitleid mit ihrem Gefangenen, der mittlerweile ziemlich schlimm aussah. Schlamm klebte überall an seinem Körper, in seinen Haaren, in Gesicht und Bart. Die Wunde war unterwegs immer wieder aufgebrochen und bot einen dementsprechend üblen Anblick, da der Schlamm auch vor ihr keinen Halt gemacht hatte. Wenn er Pech hatte, konnte das sogar eine Blutvergiftung geben. Er musste sich dringend ausruhen und seine Wunde musste versorgt werden. Nur leider machte Leon nicht gerade den Eindruck, als würde er seinem Feind das zugestehen. Lange würde Jenna sein unmenschliches Verhalten nicht mehr tolerieren. Marek war zwar sein Gefangener, aber nicht sein persönlicher Prügelknabe.
„Und dabei versuchen zu fliehen, was?“ fragte Leon nun gereizt. „Ich weiß, dass du sehr gut schwimmen kannst, Marek!“
Der Krieger seufzte und hob seine gefesselten Hände. „So kann ich es jedenfalls nicht.“
„Ich falle auf deine Tricks nicht herein“, gab Leon giftig zurück.
Jenna schüttelte den Kopf. So ging das nicht weiter. „ Leon“, mischte sie sich ein. „Das ist doch albern!“
„Du hast doch keine Ahnung“, fuhr Leon nun auch noch sie an. „Du kennst ihn nicht so gut wie ich!“
„Dann geh ich halt mit rein“, sagte sie, ließ sich kurzerhand ins Wasser gleiten und bewegte sich, ohne eine Antwort abzuwarten, auf Marek zu.
Der Krieger sah sie mit einem kleinen Anflug von Dankbarkeit an und watete dann so weit in den See, dass ihm das Wasser bis zu den Hüften stand. Jenna folgte ihm, ohne sich noch weiter um Leon zu kümmern. Sollte der doch vor sich hin schimpfen und die beleidigte Leberwurst spielen – solange er nicht ins Wasser kam und Marek wieder misshandelte, war ihr das egal.
Ihr Gefangener begann nun mit beiden Händen Wasser über seinen Körper zu schöpfen, das in braun gefärbten Bächen über die Haut zurück in den See lief. Da Jenna keine andere Beschäftigung einfiel und sie langsam zu frieren begann – denn das Wasser war alles andere als warm – versuchte sie sich abzulenken, indem sie Mareks Körper von hinten betrachtete. Hm. Sie musste zugeben, dass er recht ansehnlich war. Breite Schultern, eine schmale Taille, braune Haut. Er war gut in Form und es sah schon beinahe ästhetisch aus, wie das Wasser über die harten Muskeln seines Rückens lief, auf der so samtig aussehenden Haut kleine Perlen bildend. Der einzige Makel an diesem wohlgeformten Männerrücken war ein relativ großer Schlammfleck über dem Schulterblatt, der sich einfach nicht ablösen wollte.
Ehe Jenna überhaupt wusste, was sie da tat, hatte sie schon ihre Hand ausgestreckt und ihre Finger berührten Mareks Schulter. Er zuckte nicht zusammen und drehte sich auch nicht um, sondern hielt lediglich mit dem Wasserschöpfen inne. Ein merkwürdiges Kribbeln zog durch ihre Finger, als sie den Schlamm von seinem Rücken wischte. Seine Haut fühlte sich gut an, war warm und weich.
Sie zog erschrocken ihre Hand zurück, als sie bemerkte, welch merkwürdige Gefühle diese Berührung in ihre auslöste. Sie hatte völlig vergessen, zu wem dieser Rücken gehörte, und wich nun einen kleinen Schritt zurück.
„Ich… ich… da war nur etwas, was nicht abgegangen ist“, stammelte sie.
Marek drehte sich ein wenig zu ihr um. „ Ja?“ fragte er mit einem Lächeln, das
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