Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
sich nicht zu regen und ihm weiter in die Augen zu blicken… tiefer… tiefer… bis hinein in seine Seele. Aber kam dieser Befehl überhaupt von ihrem Bauch. Kam er nicht eher aus ihrer Brust, in der es ganz warm geworden war?
„Hey!“ ertönte eine Stimme wie aus weiter Ferne. Es musste Leon sein, der sie gewiss die ganze Zeit beobachtet hatte.
„Lass sie los!“ brüllte er, obwohl Marek sie nicht in geringster Weise berührte.
Langsam kam Jenna wieder zu Verstand, blinzelte, als müsse sie sich aus einem Zustand der Trance befreien. Aber fühlte es sich nicht auch genauso an? Auch Marek machte den Eindruck, als wäre er für einen Moment nicht ganz bei sich gewesen, blinzelte genauso verwirrt wie sie. Jenna wandte sich zögerlich von ihm ab und watete dann etwas verstört zurück zum Ufer. Sie wusste, dass Marek ihr nachsah, wagte es aber nicht, sich noch einmal umzudrehen, wenngleich sie das Verlangen danach hatte.
„Was… was sollte das werden?“ fuhr Leon sie an, der ihr entgegen gekommen war. Doch Jenna ging wortlos an ihm vorbei. Leon packte sie grob am Arm und zog sie zu sich zurück.
„Jenna, du darfst nie vergessen, wer er ist!“ sagte er leise und sah ihr drängend in die Augen. Er war enttäuscht und wütend, konnte seine Gefühle nicht vor ihr verbergen.
„Wer ist er denn?“ fragte Jenna ebenso leise zurück. „Sag es mir doch, wenn du es so sicher weißt.“
„Er ist…“, Leon schien nach den richtigen Worten zu suchen, „… ein böser Mensch.“
Jenna schüttelte mit einem bitteren Lächeln den Kopf. „Hast du dir schon mal selbst zugehört?“ fragte sie traurig und befreite sich aus seinem Griff. „Du klingst wie jemand aus einem dieser ganz miesen Filme.“
„Aber ich habe Recht!“ erwiderte Leon ernst. „Was muss erst noch alles passieren, damit du mir das glaubst?“
„Ich weiß es nicht“, gab sie zurück. „Ich weiß es wirklich nicht.“
Sie wandte sich von ihm ab und ging zu ihrem Pferd, um sich trockenen Sachen aus den Satteltaschen herauszusuchen. Sie hatte keine Lust mehr darüber nachzudenken, was ihr alles zustoßen konnte, wenn sie nicht das tat, was Leon ihr sagte, wenn sie nicht seine Meinung und sein Denken annahm. Sie hatte keine Kraft mehr dafür. Alles, was sie wollte, war, sich auszuruhen, ohne auch nur über die kleinste Sache nachzudenken. Doch im Grunde wusste sie, dass ihr das nicht gelingen würde.
E rzfeinde
D er Morgen graute bereits, als Leon aus seinem leichten Schlaf erwachte. Er fand nicht die Zeit, sich erst einmal zu strecken und die Augen zu reiben, bevor er sich aufrichtete, denn zu seinem Entsetzen stellte er mit einem Blick fest, dass sich Jenna sich nicht mehr auf ihrem Wachposten-Platz befand. Mit klopfenden Herzen warf er sich herum, in der schrecklichen Erwartung, dass auch Marek nicht mehr auf seiner Decke lag, doch zu seiner Überraschung war der Krieger noch da. Er saß an einen Baum gelehnt und grinste ihn an, genüsslich auf einem Stück Trockenfleisch herumkauend.
Leon straffte die Schultern und versuchte seinem Gesicht einen missbilligenden Ausdruck zu verleihen, doch diese Mal fiel es ihm gar nicht so leicht, denn er hatte gut geschlafen, war erholter und zufriedener als in den letzten Tagen. Seine Wut und sein Hass zogen sich langsam zurück und das war nicht gut. Denn wenn man seine Gefangenen zu gut behandelte, wurden sie nur frech und gefährlich. Jenna konnte das natürlich nicht wissen, war bezüglich dieser Dinge zu unerfahren, aber er, er wusste das. Also funkelte er Marek böse an. Doch der hatte sein Interesse an ihm längst wieder verloren, sah an ihm vorbei in die Ferne, als ob es da etwas Interessantes zu beobachten gäbe.
„Wo ist sie?“ brummte Leon dennoch in seine Richtung. Es ärgerte ihn, dass Jenna ihren Posten verlassen hatte, wo sie ihm versprochen hatte, ihren Gefangenen nicht aus den Augen zu lassen, solange er schlief.
„Sie nimmt ein Bad“, antwortete dieser mit einem Kopfnicken in Richtung des Sees. „Sie dachte wahrscheinlich, wir schlafen beide und wollte ihre Chance nutzen, endlich mal ein wenig Schmutz loszuwerden.“
Leon folgte seinem Blick und musste schlucken. Das war es also, was die Aufmerksamkeit des Kriegers so beanspruchte. Jenna stand bis zur Taille im Wasser und schöpfte Wasser über ihren entblößten Körper. Sie hatte ihnen den Rücken zugewandt, nicht ahnend, dass ihr Badeversuch nicht unbemerkt geblieben war. Leon hoffte so
Weitere Kostenlose Bücher