Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
Stadtteilen sehr alter Großstädte oder in Dörfern auf dem Land, die schon zum großen Teil unter Denkmalschutz standen. Dass man in so einem antiken und garantiert nicht sehr gut isolierten Haus wirklich leben konnte und wollte , war für Jenna nur schwer vorstellbar. Wie konnten diese Leute sich das nur antun? Oder waren sie so arm, dass sie gezwungen waren, so zu leben? Vielleicht waren es illegale Einwanderer, die sich hier vor den Behörden versteckten…
Gefährlich wirkten sie jedenfalls weiterhin nicht. Sie waren freundlich und hilfsbereit und nur aus diesem Grund (und weil sie kaum noch laufen konnte) folgte Jenna den beiden hinauf zu ihrer Hütte.
Die beiden Alten besaßen eine kleine Schafherde, die sich in einem Gatter neben dem Haus befand, und zwei zottelige Hütehunde, die sie freudig begrüßten, als sie nahe genug heran waren. Jenna bedachten sie dagegen nur mit einem skeptischen Blick, akzeptierten aber schließlich zähneknirschend, dass sie das Haus betrat.
Die Stube, in die sie trat, war sehr schlicht, fast spartanisch eingerichtet, mit einem großen, alten Bett, einem Tisch, zwei Stühlen und einem recht klapprig wirkenden Schrank. Ein großer Kamin befand sich an einer Seite des Hauses, der vermutlich auch zum Kochen benutzt wurde, denn um ihn herum war eine Art Kochnische gebaut worden, in der allerlei Haushaltsdinge verstaut waren. Es schien so, als hätten diese Leute alles selbst angefertigt, denn die meisten dieser Sachen bestanden aus einfachem Holz.
Jenna schüttelte sich innerlich. Sie mochte ja die ländlich – bäuerliche Lebensweise, sie war ja selbst ein sogenanntes Naturkind, aber man konnte es auch übertreiben. Die beiden Alten waren nicht nur mittelalterlich gekleidet, sie lebten auch wie im Mittelalter. Kein fließendes Wasser, kein Strom, kein Licht, kein Elektroherd, keine Dusche, kein Fernseher, kein Telefon oder Computer mit Internetanschluss. Völlig abgeschieden von der modernen Welt – konnte man so etwas längere Zeit aushalten? Sie ganz bestimmt nicht! Und deswegen war Jenna eines ganz klar: Sie musste so schnell wie möglich hier weg – zurück in die Stadt!
Sie setzte sich unsicher auf eine kleine Bank an der Wand und beobachtete, wie die Frau Wasser aus einem Krug in einen Holzbecher goss, um ihr diesen dann zu reichen. Jenna nahm den Becher und lächelte sie dankbar an. Sie hatte nach dieser Wanderung wirklich großen Durst bekommen. Das Wasser schmeckte außerordentlich gut, ganz anders als Wasser aus der Leitung. Das war wohl einer der wenigen Vorteile dieser spartanischen Lebensweise.
Der Mann hatte sich einen Stuhl herangezogen und stopfte sich nun gemütlich ein Pfeifchen, während die Frau mit den Töpfen herumzuhantieren begann. Wahrscheinlich wollte sie das Abendessen vorbereiten.
Jenna war die Situation unangenehm. Sie kam sich vor wie ein Störenfried. So hatte sie sich auch schon auf dem Weg zum Haus gefühlt. Sie hatten nicht viel miteinander gesprochen, sondern waren die meiste Zeit schweigend und grübelnd nebeneinander hergegangen. Sehr unangenehm.
„Es tut mir leid, dass ich Ihnen so zur Last falle“, entschuldigte sie sich, nach einem langen Moment der Stille zwischen ihnen, in dem die Frau weiter mit den Töpfen geklappert und der Mann sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und an seiner Pfeife gesogen hatte, sie dabei nachdenklich musternd.
Nun schüttelte er den Kopf. „Wir haben nie Kinder bekommen können und führen ein sehr einsames Leben. Uns ist jeder Gast willkommen“, sagte er mit einem milden Lächeln. „Mein Name ist Gideon Undas und das ist mein Weib Tala.“
„Freut mich sehr“, erwiderte Jenna ebenfalls lächelnd und meinte das wirklich ernst. Wie hatte sie nur vergessen können sich vorzustellen? Wie unhöflich! „Ich bin Jenna Peterson. Ich komme aus Salisbury.“
Sie erwartete, dass der Mann nun verständnisvoll nickte oder so etwas wie ‚Aha, aus der Stadt‘ von sich gab, doch in seinem Gesicht regte sich nichts und er gab auch keinen Laut von sich. Es schien so, als sage ihm der Name dieser Stadt nichts. Nun gut, Salisbury war keine große, bekannte Stadt, aber sie war zumindest eine der größeren Städte, die es in der näheren Umgebung gab, es sei denn, Demeon hatte sie weiter weggebracht, als sie ahnte. Diese Leute waren Schäfer, sie mussten doch ihre Wolle irgendwo verkaufen. Sie brauchten Lebensmittel, also konnten sie sich gar nicht so abkapseln, dass sie nichts von der Außenwelt
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